Amtssprache Sprache oder Dialekt? Was es mit Luxemburgisch auf sich hat

Vom Gefühl her kann ein Deutscher vielleicht ganz gut verstehen, wovon jemand auf Luxemburgisch erzählt. Man sollte die Sprache des Großherzogtums aber nicht unterschätzen.

Stadt Luxemburg.

Stadt Luxemburg.

Foto: Getty Images/Eric Bascol

Wer als Deutsch-Muttersprachler Luxemburgisch zum ersten Mal hört, für den klingt die Sprache des kleinen Nachbarlandes häufig wie eine Mischung aus Deutsch, Niederländisch und Französisch. Und dank der sozialen Medien sowie mobiler Nachrichtendienste ist Luxemburgisch derzeit beliebt wie nie. So hat sich die Zahl der Luxemburgisch-Kurse am Nationalen Spracheninstitut des Großherzogtums zwischen 2008 und 2018 verdreifacht.

Wie sagt man auf Luxemburgisch „Hallo“?

Für eine einfache, formlose Begrüßung sagen die Luxemburger „Moien“, das sich mit „Hallo“ oder „Guten Tag“ übersetzen lässt. Zur Verabschiedung wird sich im Nachbarland dann meist ein „Äddi“ zugerufen, das so viel heißt wie „Auf Wiedersehen“ oder „Tschüss“. Auf die Frage „Wéi geet et?“ – „Wie geht’s?“ – kann dann entsprechend mit „Mir geet et gutt“ oder „Mir geet et schlecht“ geantwortet werden.

Ist Luxemburgisch ein Dialekt?

Häufig wird Luxemburgisch (Lёtzebuergesch) als Sprache bezeichnet, linguistisch gesehen ist es jedoch ein moselfränkischer Dialekt. Bis ins 19. Jahrhundert wurde Luxemburgisch ausschließlich gesprochen und war sogar eine Zeit lang im Parlament verboten. Erst viele Jahre später wurde es einheitlich verschriftlicht und erst 1984 zur offiziellen Amts- und Nationalsprache Luxemburgs.

Ist Luxemburgisch schwer zu lernen?

Wie leicht oder schwer es ist, Luxemburgisch zu lernen, hat viel mit der Muttersprache der Lernenden zu tun. Am Nationalen Spracheninstitut des Landes werden deutsche Muttersprachler daher oft in eigenen Klassen zusammengefasst, da sie „Luxemburgisch meist sehr schnell und sehr gut verstehen“, erklärt Claude Schiltz, der im Institut als Kursleiter arbeitet. Besonders für deutschsprachige Schüler ergeben sich jedoch in puncto eigener Artikulation oft Probleme: „Weil sie die Tendenz haben, manchmal Deutsch zu reden, und denken, dass es Luxemburgisch ist.“

Vor allem in den mündlichen Prüfungen tun sich daher viele Lernende schwer. Die Ergebnisse des begehrten Sprachzertifikats „Luxemburgisch“, das seit 2009 unter anderem eine Voraussetzung dafür ist, die luxemburgische Staatsbürgerschaft zu erhalten, fallen auch oft überraschend ernüchternd aus.

„Wir haben eine Reihe von Analysen gemacht und da[bei] ist herausgekommen, dass eine sehr große Zahl von Leuten den Test zwei, drei, vier, bis zu zwölf Mal probiert, um ihn dann doch nicht zu schaffen“, sagt Institutsleiterin Karin Pundel. „Das heißt, es gibt Menschen, die diese Sprache einfach nicht beherrschen und die denken, dann komm ich mal dahin und probiere es, das funktioniert nicht.“

Wer mit Eifer, Fleiß und Freude bei der Sache ist, für denjenigen ist die Herausforderung aber durchaus zu meistern.

Wie verbreitet ist die luxemburgische Sprache?

Gegenwärtig ist Luxemburgisch die Muttersprache der meisten Luxemburger, dennoch gilt Luxemburgisch laut UNESCO noch immer als eine bedrohte Sprache. Hauptgrund dafür ist zum einen die mehrsprachige Umgebung im Großherzogtum, in welcher es grundsätzlich in Konkurrenz mit Französisch und Deutsch steht, zum anderen, dass an vielen Arbeitsplätzen zusätzlich vermehrt Englisch gesprochen wird.

Im alltäglichen Leben und zur zwischenmenschlichen Kontaktaufnahme erfreut sich Luxemburgisch, wie bereits eingangs erwähnt, steigender Beliebtheit: rund 70 Prozent der Luxemburger benutzen die Sprache im Alltag, bei der Arbeit, in der Schule und zu Hause. Wie sehr die Luxemburger ihre Nationalsprache schätzen, zeigt sich daran, dass etwa 60 Prozent der Bürger des Landes Luxemburgisch als wichtigste Sprache für eine Integration ins Großherzogtum ansehen, sie besitzt sogar verschiedene regionale und lokale Dialekte.

Doch nicht nur im kleinen Nachbarland wird Luxemburgisch gesprochen – auch im Osten der belgischen Province de Luxembourg, im Nordwesten des französischen Departements Moselle und entlang der deutsch-luxemburgischen Grenze wird in der Sprache kommuniziert. Als Folge der Auswanderung größerer luxemburgischer Bevölkerungsgruppen existieren auch in Rumänien und sogar im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten kleine Sprecherkreise.

Welche Bedeutung hat Luxemburgisch als Amtssprache?

Als Nationalsprache Luxemburgs ist Luxemburgisch neben Deutsch und Französisch eine der offiziellen Amtssprachen des Großherzogtums.

Mitarbeiter von Behörden sind per Gesetz dazu angehalten, wenn möglich in der Sprache zu antworten, die ursprünglich vom Antragsteller benutzt wurde. Da die Luxemburger Gesetzgebung jedoch auf dem französischen Code Napoléon beruht, hält Artikel 2 desselben Gesetzes allerdings auch fest, dass nur das Französische faktisch als Gesetzessprache gilt.

An welchen Universitäten wird Luxemburgistik gelehrt und erforscht?

Forschungsunternehmen und Studienmöglichkeiten zum Luxemburgischen waren lange Zeit lediglich Teil anderer Studiengänge im Feld der Germanistik oder Romanistik. Seit dem Jahr 2003 jedoch können Interessierte an der Université de Luxembourg, Luxemburgs einziger öffentlicher Universität, Bachelor- und Masterstudiengänge in Luxemburgistik belegen.

Doch auch außerhalb des Großherzogtums gibt es die Möglichkeit, sich der Kultur und Sprache Luxemburgs auf wissenschaftlicher Ebene zuzuwenden. So wurde im Jahr 2004 die Forschungsstelle für Sprachen und Literaturen Luxemburgs an der Universität Trier ins Leben gerufen, die auch mit anderen Fachbereichen kooperiert. In diesem Rahmen sind bereits zwei bedeutende Projekte entstanden. Von 2008 bis 2010 wurde das Luxogramm entwickelt, ein digitales Informationssystem zur Grammatik des Luxemburgischen, das Sprachwissenschaftlern, aber auch linguistisch interessierten Laien „auf einfache und schnelle Art und Weise verlässliche Informationen über die grammatische und orthographische Struktur des Luxemburgischen“ zugänglich macht. Kostenlos aufzurufen unter: http://engelmann.uni.lu:8080/portal/luxogramm/de/doc/showwelcome/

Parallel zum Luxogramm lief von 2007 bis 2010 auch das Projekt LexicoLux, mit dem Ziel der Schaffung eines dynamischen Wörterbuchnetzes der luxemburgischen Sprache. Lexikographisches Wissen über das Luxemburgische wurde darin gebündelt, ausgewertet und analysiert.

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