Unternehmen Wirbel um nackte Tatsachen

Niederkerschen · Natürliche Zutaten, natürlicher Genuss: Nachdem die Luxemburger Brauerei Bofferding über seinen US-Vermarkter Werbung mit Nackten verbreiten ließ, zensiert Facebook die Plakate. Das weckt erst recht das Aufsehen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten für die exportorientierte Brauerei aus dem Großherzogtum.

 Die Luxemburger Brauerei Bofferding sorgt mit ihrer Werbung mit nackten Models für Aufregung und Aufmerksamkeit in den sozialen Medien.

Die Luxemburger Brauerei Bofferding sorgt mit ihrer Werbung mit nackten Models für Aufregung und Aufmerksamkeit in den sozialen Medien.

Foto: Bofferding

Ja, wo käme man denn auch in den USA hin, wenn nun auch noch Nackerte, so wie Gott sie geschaffen hat, über Werbeplakate im Internet huschen? Und dazu noch von einer ausländischen Marke aus der alten Welt beworben, einer Luxemburger Brauerei?

Es mag ein wahrer Sturm im Wasserglas sein, dass sich das Internet-Netzwerk Facebook so über die Werbung von Bofferding USA echauffiert hat. Doch Facebook hat Regeln, die jede Nacktheit verbietet, auch wenn sie laut dem Netzwerk nicht sexueller Natur ist – einschließlich „übermäßig sichtbarer Haut“ und „Bilder, die sich auf einzelne Körperteile wie Bauch, Po oder Brust konzentrieren“. Doch die jüngste Bofferding-Kampagne hat gerade damit für Aufsehen im weltweiten Netz gesorgt.

Zu den unbedeckten Tatsachen

 Das Bier der Marke Bofferding gehört zu Luxemburgs größter Brauerei, der Brasserie nationale, zu der neben Bofferding auch die Marken Battin und Funck-Bricher gehören. Die Brasserie nationale macht mit ihren 155 000 Hektolitern Bier im Jahr (Stand 2018) 10,73 Millionen Euro Umsatz und erzielt ein Ergebnis von gut 4 Millionen Euro (plus 2,5 Prozent). Zum Vergleich: Die Bitburger Braugruppe erzielt einen Umsatz von 797 Millionen Euro mit insgesamt 6,6 Millionen Hektolitern Bier.

Vom Vergleich her sicherlich ein David neben einem Goliath, doch ist auch Luxemburgs größte und älteste Brauerei selbstbewusst und hat sich mit Asay Int. einen Vertriebler im US-Bundestaat Wisconsin geangelt, der nicht nur exklusiv Bofferding-Biere in den USA vertreibt, sondern Experte für Luxemburger Ramborn-Cider, Moselwein und Senf aus dem Großherzogtum ist.

Großes Ziel: Von Port Washington aus, wo im Niemandsland jedes Jahr im August das „Luxembourg Fest“ mit allerhand luxemburgisch-stämmigen Amerikanern gefeiert wird, soll der Absatz von Bofferding in den USA auf stattliche 5000 Hektoliter verdreifacht werden.

Die Kampagne

 Schützenhilfe dürfte dafür die jüngst lancierte Werbekampagne der Vertriebler von Asay Int. liefern. Denn längst ist Bofferding, das in den USA mit dem Slogan „Drink in the Boff“ wirbt in Anspielung an den Ausdruck „the Buff“ als im Adamskostüm, über die Grenzen des als Molkerei- und Dachs-Staat bekannten Wisconsin hinaus publik geworden. 

 Biertrinken als Nackedei, was kann es Natürlicheres geben? Zutaten wie Malz und Hopfen, 100 Prozent Natur aus Luxemburg, was kann da natürlicher sein?

Doch Facebook ist dies offensichtlich zu viel Natur. Nun machte Bofferding in den USA daraus eine Tugend: „Damit dies genehmigt wird, mussten wir etwas Kleines zu unserer Werbung zufügen. Allerdings würden wir dies niemals mit unserem Bier machen.“ So lautete die Antwort auf Facebook auf eine zensierte Version mit schwarzem Balken über den nackten Körperteilen.

Und das sagen Biertrinker und Unternehmen:

Gerade in den ländlicheren Staaten von Wisconsin und Ohio, aber auch bei eingefleischten Biertrinkern in Florida und Kalifornien kommt das Luxemburger Bier mit seinen natürlichen Zutaten und der originalen Brauweise gut an. Von Aussagen wie „exzellentes Bier“ oder „das beste Pils, das ich je getrunken habe“ eines Bofferding-Fans aus New York reichen die Bemerkungen. Und ebenso offen stehen die Bierfans zur Nackedei-Werbung und bewerten die Kampagne mit „großartig“ oder „umwerfend“.

Auch Frédéric de Radiguès, Geschäftsführer der Bofferding-Brauerei sieht in der Werbekampagne durch den US-Vertriebler einen „kreativen Ausdruck“, das Luxemburger Bier in den USA zu bewerben. „Es ist ja nicht das erste Mal, dass mit nackten Models Werbung gemacht wird, aber die Kampagne schafft es, die Verbindung zu unseren reinen und natürlichen Zutaten herzustellen und dabei gleichzeitig diskret zu bleiben“, sagt der Marketing- und Verkaufsexperte (ehemals Interbrew Belgien). Die Luxemburger Braukultur und die natürliche Umwelt blieben das wichtigste Merkmal, so de Radiguès.

 Die Luxemburger Brauerei Bofferding sorgt in den USA mit ihrer Werbung mit nackten Models über die sozialen Medien für Aufregung.

Die Luxemburger Brauerei Bofferding sorgt in den USA mit ihrer Werbung mit nackten Models über die sozialen Medien für Aufregung.

Foto: Bofferding

Denn auf dem riesigen US-Markt ist auch klar: Während der US-Bierriese Anheuer-Busch Inbev es sich leisten kann, mit der Nationalen Football League zu werben und damit 7 Millionen Follower im Internet zu erreichen, muss sich Luxemburgs größte Brauerei mit seiner über 250-jährigen Geschichte und 4300 Facebook-Abonnenten eben mit Aufmerksamkeit im großen Biermarkt Gehör verschaffen getreu dem Motto „Sex sells“ (Sex verkauft sich). Bofferding-Chef de Radiguès: „Dies ist sicher eine von vielen Formen der Werbung. Ob es uns hilft, müssen wir abwarten.“ Im Gespräch sind die Brauerei und damit das Bier jedenfalls jetzt schon.

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