Luxemburgs neue Umweltministerin kennt Trier

Luxemburg · Sie ist nicht nur die jüngste Ministerin der neuen rot-blau-grünen Regierung, sondern sie dürfte auch diejenige sein, die dem breiten Publikum im Großherzogtum am wenigsten bekannt ist. Auf Carole Dieschbourg, die in Trier studiert hat, sind viele Luxemburger gespannt.

 Sie verdankt ihre grüne Gesinnung eigenen Angaben zufolge auch ihrem alternativen Freundeskreis aus ihrer Zeit als Studentin in Trier: Luxemburgs neue Umweltministerin Carole Dieschbourg. Foto: Pierre Matgé (Tageblatt)

Sie verdankt ihre grüne Gesinnung eigenen Angaben zufolge auch ihrem alternativen Freundeskreis aus ihrer Zeit als Studentin in Trier: Luxemburgs neue Umweltministerin Carole Dieschbourg. Foto: Pierre Matgé (Tageblatt)

Luxemburg. Von heute auf morgen Ministerin zu sein, finde sie sehr aufregend, sagt Carole Dieschbourg. "Alles ist sehr neu, vor allem der Umgang mit der Presse." Außer im Wahlbezirk Osten dürfte ihr Name den wenigsten Menschen im Land bekannt sein. Die meisten bringen ihn wohl eher in Zusammenhang mit Mehl: Seit 1897 besteht der Familienbetrieb Moulin Dieschbourg in Lauterborn bei Echternach. Vor ein paar Monaten sah es noch so aus, dass die Politikerin auch weiterhin die Geschicke der Mühle mitleiten würde. Doch wie so oft kommt es anders, als man denkt.
Nach ihrem Unistudium in Trier erhielt sie den Auftrag, für ein Leader-Projekt (Leader steht für Liaison entre actions de dé-veloppement de l\'économie rurale) eine Recherche über die Mühlen des Müllerthals zu machen. Die Arbeit habe ihr so viel Spaß bereitet, dass sie sich entschied, im elterlichen Betrieb mitzuhelfen, sagt Dieschbourg. Der Eintritt gerade in die grüne Partei sei ein logischer Schritt gewesen. Der grüne Gedanke sei ihr von der Familie vermittelt worden. Ihre Mutter habe sie zu Anti-Atom-Demos mitgenommen, und der Familienbetrieb habe immer Wasserkraft genutzt.
"Ich habe auch stets aufgepasst, was ich esse. Da ich aus einer Familie mit einem Lebensmittelhandwerk komme, hatte ich ja Hintergrundinformationen zu dem Thema."
Nach der Sekundarschule studierte sie Geschichte und Literatur in Trier, wo ein alternativer Freundeskreis "mitschuldig" an ihrer grünen Gesinnung war. Nach ihren Trierer Jahren engagierte sie sich zuerst im Mouvement écologique, wo ihre Mutter bereits aktiv war. Einmal die Entscheidung getroffen, dass sie politisch aktiv werden wollte, sei keine andere Partei in Betracht gekommen. 2008 trat sie in die grüne Partei ein. In nur fünf Jahren schaffte sie es bis zur Ministerin.
Den Vorwurf, als Ministerin bloß eine "Quotenfrau" zu sein, weist sie entschieden von sich. Gerade die paritätische Aufstellung der Partei sei einer der Gründe gewesen, warum sie sich für déi gréng entschieden habe. "Ich finde es wichtig, dass Frauen ihre Meinung sagen und selbst aktiv sind." Außerdem habe sie ja auch ein gutes Resultat bei den Wahlen erzielt.
Eines ihrer Ziele ist es, den Menschen den Wert der Natur bewusster zu machen. "Nehmen Sie zum Beispiel das Wasser. Man darf es nicht nur idyllisch betrachten. Nur sieben Prozent unserer Fließgewässer befinden sich in einem guten Zustand." Transparenz ist auch für sie, wie für die gesamte Regierung, zum neuen Leitwort geworden. Als Ministerin will sie erreichbar bleiben für die Bürger. Im Osten des Landes sei sie zwar wegen ihrer beruflichen Tätigkeit bekannt, auf nationaler Ebene - dessen sei sie sich bewusst - "muss ich erst mal ankommen". Das sei aber eine Herausforderung und eine Chance zugleich.

Der Autor ist Redakteur beim Luxemburger Tageblatt.Extra

Luxemburgs neue Umweltministerin Carole Dieschbourg: Geboren am 3. Oktober 1977 in Ettelbrück. Studierte Geschichte und deutsche Literatur in Trier; Thema ihrer Magisterarbeit: "Sklaverei im alten Rom". Autorin von "Die Mühlen des Müllerthals" (2007) Lebt in Echternach und ist gepacst (= lebt in eingetragener Partnerschaft) Arbeitete vor ihrer Ernennung zur Ministerin sechs Jahre als stellvertretende Geschäftsführerin im elterlichen Mühlenbetrieb. mol.

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