Mahler, Venus und die Nachttankstelle

Unter dem Label "Théâtre musical" schafft Luxemburg regelmäßig eine Freihandelszone für Stücke, die intensiv mit Musik zu tun haben, sich aber der Einordnung in Schubladen wie Oper, Musical oder Revue entziehen.


Zum Beispiel die Hommage zum 100. Todestag von Gustav Mahler unter dem Titel "Ich bin der Welt abhanden gekommen", die am 27. Oktober im Kapuzinertheater uraufgeführt wird. Sängerin Manou Walesch und Regisseur Claude Mangen lassen Mahler selbst sprechen, durch seine Lieder und durch seine Briefe an die Sängerin Anna von Mildenburg. Ausstatterin Jeanny Kratochwil schafft ihnen auf der Bühne die passende Wiener Fin-de-siècle-Atmosphäre für die zweite Lebenshälfte des Dirigenten und Komponisten, der 1911, gerade mal 50-jährig, starb. Eine weitere Aufführung ist am 3. November angesetzt.
Einer historischen Figur widmet sich auch die neueste Kreation der südafrikanischen Künstlerin Robyn Orlin. Mit Sängern, Tänzern und Schauspielern aus ihrer Heimat stellt sie die Lebensgeschichte von Saartjie Baartman nach, die um 1800 wegen ihres exotischen Aussehens als "Hottentotten-Venus" in Freak-Shows in ganz Europa vorgeführt worden war - eine Zurschaustellung mit nicht zuletzt sexuellem Charakter. Die Produktion unter dem Titel "Venus: ... Have you hugged, kissed and respected your brown Venus today” steht am 16. und 17. November im Grand Théâtre auf dem Programm.
Die Lieder-Abende von Franz Wittenbrink gehören seit Jahren zu den meistgespielten Revuen an deutschsprachigen Theatern. In "Nacht-Tankstelle" begibt er sich auf einen beliebten Treffpunkt am Rand der Reeperbahn - ausgerechnet an Heiligabend treffen sich hier die Verlorenen und Verlotterten. Zu Gast ist die Original-Produktion vom Hamburger St. Pauli-Theater, Wittenbrink selbst zeichnet für Regie und musikalische Leitung verantwortlich. 13., 14. Dezember, Grand Théâtre.
Und noch ein Musiktheater-Termin zum Vormerken: Am 6. und 7. Januar 2012 kommt der Schweizer Performance-Künstler Massimo Furlan, dessen Spezialität es ist, historische Szenen und Momente "nachzustellen". Berühmt wurde er unter anderem durch die Darstellung des Weltmeisterschaft-Fußballspiels BRD gegen DDR als Ein-Mann-Show. Diesmal hat er sich den Grand Prix Eurovision des Jahres 1973 vorgenommen, den er mit einigen Mitstreitern originalgetreu nachspielt. Clou der Sache: Das Original fand vor 38 Jahren an gleicher Stelle statt, im Luxemburger Grand Théâtre. Der Ausflug in eine irre Vergangenheit steigt am 6. und 7. Januar. DiL

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