Luxemburg Mehr Akademiker für die Grenzregion gewinnen

Trier/Luxemburg · Zu wenig Wissen, zu wenig Zusammenarbeit, zu wenig Konzepte: Warum Trierer Studierende die Region lieber verlassen wollen.

  Luxemburg lockt auch Akademiker mit hohen Gehältern. Wer dauerhaft pendelt, muss verschiedene Dinge etwa bei der Steuer beachten.

Luxemburg lockt auch Akademiker mit hohen Gehältern. Wer dauerhaft pendelt, muss verschiedene Dinge etwa bei der Steuer beachten.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Rund 17 000 Studierende leben und lernen in Trier. Doch nur diejenigen, die aus der Region von Eifel, Mosel und Hunsrück kommen, wollen auch hier bleiben. Von den Zugezogenen haben gut die Hälfte (52 Prozent der Befragten) fest vor zu gehen oder können sich dies zumindest wieder vorstellen. Das ist das Ergebnis einer Studie unter gut 1000 Studierenden an Hochschule und Universität Trier durch den Marketingprofessor Udo Burchard von der Hochschule im Projekt Task Force Grenzgänger 2.0 der Stadt Trier. 

„Gekommen, um zu bleiben!“ Um das Motto auch unter den Trierer Absolventen zu verinnerlichen, hat Burchard eine Empfehlungsliste zusammengestellt: Demnach muss der Kontakt zwischen Unternehmen, Start-Ups und Studierenden etabliert und regelmäßig gefördert werden. „Hier gibt es ein Informationsproblem“, sagt er, denn „über die Karrierechancen in Trier und im angrenzenden Luxemburg scheinen die Studierenden wenig informiert zu sein“.  Um auch ein Potenzial an künftigen Fachkräften aus dem akademischen Umfeld in der Stadt und Region halten zu können, „sollte die Karte der Kooperation in der Großregion viel stärker gespielt werden“, rät Burchard. Das müsse intensiviert werden, wenn Trier auf die Akademiker setzen wolle. Dies bestätigt Julia Schäfer vom Amt für Stadtentwicklung der Stadt Trier, denn Studierenden brächten dem Oberzentrum „Lebendigkeit, die dem demografischen Wandel entgegenwirkt“, sagt sie. Ziel sei es deshalb, die Stadt attraktiver zu machen, um die meist höheren Verdienste von Akademikern in der Region zu verankern und deren Produktivität und Kaufkraft zu nutzen.

Die Aufgaben hierzu hat Burchard ebenfalls formuliert: „Trier braucht eine erhebliche Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur für Radfahrer und im ÖPNV“, sagt er. Oder auf zwei Studienergebnisse reduziert: „Die Lehrer wollen in der Stadt bleiben, die Künstler gehen. Ebenso wollen die Radfahrer gehen, die Autofahrer bleiben. Hier muss die Stadt definieren, ob sie das so will“, sagt der Marketing-Profi.

Für Zugezogene wie Managementprofessor Thorsten Semrau von der Uni Trier hat Trier gegenüber anderen Städten einen Standortnachteil. „Die Work-Life-Balance wankt, wenn ich als Grenzpendler bestenfalls anderthalb Stunden täglich auf der Straße nach und von Luxemburg verbringe. Hier können andere Städte mehr bieten hinsichtlich attraktiver Arbeitsplätze für Akademiker“, sagt er. Umgekehrt müssten sich Stadt und Region überlegen, welche jungen Akademiker man halten wolle. „Hier muss man die Internationalität der Region viel stärker in den Vordergrund stellen.“

Etwas, das der Trierer Uniabsolvent Pascal Schäfer unterstreicht: „Als gebürtiger Trierer dachte ich immer, dass mir die Stadt nicht viel bieten könne. Erst im Praktikum habe ich von Frankreich aus gesehen, dass der Raum einen starken mittelständischen Standort hat und dass es für Akademiker viele Angebote gibt. Das muss man nur attraktiver kommunizieren“, sagt der Personalberater und Gründer des Start-Ups talentmindz.lu in Wasserbillig. Für Esra Limbacher, Jurist im saarländischen Wirtschaftsministerium ist es deshalb wichtig, dass in der über die Großregion verbreiteten Task Force Grenzgänger 2.0 auch die Probleme gelöst werden, die die Grenzgänger am meisten berührten. „So wie in der Corona-Pandemie etwa das Thema Telearbeit und Doppelbesteuerung. Hier gibt es die Idee, die Möglichkeiten der Telearbeit von zu Hause aus ohne steuerliche Konsequenzen auch über die Coronaphase hinaus auszuweiten“, sagt er. Das deutsche Finanzministerium sei davon zwar nicht begeistert und noch gelte die coronabedingte Ausnahmeregelung, wonach auch mehr als die erlaubten 19 Arbeitstage von zu Hause aus bislang nicht durch Deutschland besteuert werden und sich dies vorerst von Monat zu Monat fortsetze. Man sehe jedoch, dass das Thema auch für viele gut ausgebildete Grenzgänger wichtig sei (siehe Infos).

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