Messer an Bord: Trierer beklagt mangelhaften Sicherheitscheck am Luxemburger Flughafen

Trier/Luxemburg · Ein Trierer hatte vergessen, das Messer, das er sonst in der Mittagspause benutzt, aus seinem Rucksack zu nehmen - und saß plötzlich damit im Flugzeug. Bei der Sicherheitskontrolle am Luxemburger Flughafen war dies offenbar nicht aufgefallen. Der Generaldirektor des Findels betont, 99,9 Prozent der verbotenen Gegenstände würden gefunden. An manchem deutschen Flughafen ist dies nicht so.

 Eine Boeing im Landeanflug auf den Luxemburger Flughafen Findel. TV-Foto: Friedemann Vetter

Eine Boeing im Landeanflug auf den Luxemburger Flughafen Findel. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier/Luxemburg. London ruft! Nach einer recht scharfen Sicherheitskontrolle am Luxemburger Flughafen - er musste sein Portemonnaie aus dem Rucksack nehmen und den Inhalt vorzeigen, sein Handy aus der Hülle befreien, einen Sprengstofftest hinter sich bringen und seinen Mantel umstülpen - sitzt Thorsten Mayer aus Trier (Name geändert) im Flugzeug und freut sich auf den Urlaub.Plötzlich fühlt er kaltes Metall


Drei Tage wird er in London verbringen, ehe er am Wochenende Freunde besucht, die in der Nähe der britischen Hauptstadt leben. Weil er Lust auf ein Hustenbonbon hat, greift er in das Vorfach seines grauen Rucksacks - und erschrickt. Denn er fühlt kaltes Metall: Der Löffel und das Messer, die er sonst in der Mittagspause benutzt. Er hat vergessen, das Besteck vor der Reise herauszunehmen. Wie kann es sein, dass das bei der scheinbar so strengen Sicherheitskontrolle nicht aufgefallen ist?

Mag so ein gewöhnliches Tafelmesser auch nicht besonders gefährlich wirken - die Klinge ist zu lang, um sie mit an Bord eines Flugzeugs nehmen zu dürfen: Klingenlängen über sechs Zentimeter sind laut Gesetz verboten. Aus Angst vor den Konsequenzen, die dies für ihn haben könnte, will Mayer anonym bleiben und meldet den Vorfall auch nicht den Flugbegleitern. Denn selbst das fahrlässige Mitführen verbotener Gegenstände in Flugzeugen kann mit einer Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit einer Geldstrafe bis zu 180 Tagessätzen bestraft werden.
Seine Geschichte belegt er allerdings mit einem Video, das er im Flugzeug aufnimmt. "Ich will gar nicht wissen, was da alles durchgeht, wenn die mal mehr Menschen auf einen Schlag abfertigen", sagt Mayer. Außer ihm seien bei der Kontrolle nur zwei weitere Passagiere gewesen. Keine Schlange, kein Stress.

Johan Vanneste, Generaldirektor des Luxemburger Flughafens, fällt es schwer zu glauben, dass so etwas am Findel möglich sein soll. "Wir finden 99,9 Prozent aller verbotenen Dinge, die Passagiere an Bord bringen wollen", sagt er.
Regelmäßig würden die Sicherheitschecks von verdeckten Kontrolleuren der EU-Kommission überprüft. Größere Beanstandungen habe es keine gegeben. Genauer will er sich dazu nicht äußern, da der Bericht als geheim eingestuft werde. Die EU-Kommission bestätigt dies.

Dennoch passiert es immer wieder, dass Journalisten an Informationen über derartige Kontrollen kommen. So berichtete der WDR vor einigen Monaten darüber, dass die Sicherheits-checks am Flughafen Köln/Bonn mangelhaft seien. EU-Kontrolleure konnten mehrfach Waffen und Bombenteile in den Sicherheitsbereich schmuggeln: In sechs von zwölf Versuchen sei dies gelungen. Auch in Frankfurt am Main war es den Kontrolleuren 2014 in der Hälfte der Fälle gelungen, gefährliche Gegenstände durch die Kontrolle zu schleusen. Ende Mai 2015 hatte die EU-Kommission vor dem Europäischen Gerichtshof gegen Deutschland geklagt, weil es zu wenig für die Sicherheit seiner Flughäfen tue.
"Wir sind viel besser", sagt Vanneste über seinen luxemburgischen Flughafen. Natürlich könne, wo Menschen arbeiten, auch mal ein Fehler passieren, räumt er ein. Zudem sei es sogar möglich, dass der Fluggast das Messer hätte mitnehmen dürfen, wenn nur die Länge des schneidenden Klingenteils gemessen worden wäre. In der Businessclass würden ohnehin Messer zum Essen gereicht.

Gedanken, die auch Mayer sich machte, daher zeigte er sein Messer in London beim Sicherheits-check vor. "Es wurde mir direkt aus der Hand gerissen", sagt er. Auf die Frage, ob er es nicht mitnehmen könne, in Luxemburg sei dies ja auch möglich gewesen, sei das Besteck noch vermessen worden: neun Zentimeter Klinge. "Strictly forbidden" - "streng verboten" sei die Antwort gewesen, die er erhalten habe.
Das Video ist im Internet zu sehen unter:
volksfreund.de/videos
Extra

 Vier Beispiele aus einer ganzen Palette von Gegenständen, die am Luxemburger Flughafen Findel bislang sichergestellt worden sind. Fotos: Flughafen

Vier Beispiele aus einer ganzen Palette von Gegenständen, die am Luxemburger Flughafen Findel bislang sichergestellt worden sind. Fotos: Flughafen

Foto: Daniel Conrardy
Messer an Bord: Trierer beklagt mangelhaften Sicherheitscheck am Luxemburger Flughafen
Foto: Daniel Conrardy
Messer an Bord: Trierer beklagt mangelhaften Sicherheitscheck am Luxemburger Flughafen
Foto: Daniel Conrardy
Messer an Bord: Trierer beklagt mangelhaften Sicherheitscheck am Luxemburger Flughafen
Foto: Daniel Conrardy

Laut EU-Verordnung 185/2010 werden Messer nicht anhand ihrer Form, sondern nur aufgrund ihrer Klingenlänge unterschieden: Ist die Klinge länger als sechs Zentimeter, darf sie nicht ins Handgepäck. Messer mit kürzeren Klingen dürfen theoretisch an Bord. Es liegt aber im Ermessen des Flughafenpersonals zu entscheiden, ob diese dennoch zu gefährlich sind. Manche Flughäfen verbieten sämtliche spitzen oder scharfen Gegenstände. Auch haben einige EU-Staaten strengere Regeln verabschiedet. Mos

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