Menschen sind unzufrieden Luxemburgs Millionäre werden wieder weniger

Luxemburg · Das abgelaufene Jahr 2022 war kein besonders gutes für Millionäre. Ihr Vermögen und ihre Anzahl sind leicht rückläufig. Weltweit und auch im Großherzogtum. Das geht aus dem neuesten „World Wealth Report“ von Capgemini hervor.

 2022 war selbst für vermögende Menschen ein schwieriges Jahr.

2022 war selbst für vermögende Menschen ein schwieriges Jahr.

Foto: Getty Images/Tom Merton

Seit nunmehr 27 Jahren erstellt der Technologie-Dienstleister Capgemini einen jährlichen Bericht über die Anzahl der Millionäre in der Welt. Als Millionär (oder, professionell ausgedrückt, „High-net-worth individual“) wird in dem Bericht eine einzelne Person mit einem investierbaren Vermögen von mindestens einer Million Dollar bezeichnet. Werte wie etwa die eigene Wohnung werden nicht mitgezählt.

Innerhalb der letzten 27 Jahre hat sich die weltweite Zahl der Millionäre mehr als vervierfacht, erklärte Martine Klutz von „Capgemini Invent BeLux“ bei der Vorstellung des diesjährigen Berichts. Wurden 1997 weltweit insgesamt 5,2 Millionen Millionäre gezählt, so waren es 2022 bereits 21,7 Millionen Millionäre. Im gleichen Zeitraum hat sich auch ihr Vermögen in etwa vervierfacht, von 19,1 auf 83 Billionen Dollar.

Im Vorjahr waren die Zahlen jedoch noch höher. Damals waren weitweit 22,5 Millionen Millionäre mit einem Vermögen von 86 Billionen Dollar gezählt worden. Das abgelaufene Jahr 2022 bezeichnete Martine Klutz demnach auch als „Krisenjahr“. Von denen hat es für die Gesamtheit der Wohlhabenden der Welt in den letzten 27 Jahren nur vier gegeben.

Insgesamt ist die Zahl der vermögenden Privatpersonen weltweit letztes Jahr, verglichen mit dem Vorjahr, um 3,3 Prozent zurückgegangen. Der Wert ihres Vermögens ist in den betreffenden zwölf Monaten um 3,6 Prozent gesunken. Dem Bericht zufolge markiert dies den stärksten Rückgang seit zehn Jahren.

Die größten Vermögensrückgänge gab es in Nordamerika (minus 7,4 Prozent), gefolgt von Europa (minus 3,2 Prozent) und Asien-Pazifik (minus 2,7 Prozent). Im Gegensatz dazu erwiesen sich Afrika, Lateinamerika und der Nahe Osten als widerstandsfähig und verzeichneten 2022 aufgrund der starken Performance des fossilen Energiesektors ein Wachstum der Vermögen.

Luxemburg zählt 45.838 Millionäre

Die Entwicklung der Zahl der Millionäre in Luxemburg nimmt Capgemini seit 2018 unter die Lupe. Den Berechnungen zufolge lag die Zahl damals bei 40.000. 2019 hatte sie nur leicht, auf 40.200 Millionäre, zugelegt. Im Jahr der Pandemie wurde dann jedoch ein Sprung nach oben, um starke 6,5 Prozent, gemessen. Mit der Konjunkturerholung hat die Zahl der im Großherzogtum lebenden Millionäre nun 2021 noch weiter zugelegt: um 7,9 Prozent (oder 3400 Personen) auf 46.200 Millionäre.

Nach dem leichten Rückgang im Jahr 2022 sind es, dem Bericht zufolge, nun nur noch 45.838 Millionäre. Die große Mehrheit von ihnen (41.810 Personen) wird von Capgemini als „Millionäre aus der Nachbarschaft“ eingestuft. Die Zahl der Menschen mit mehr als 30 Millionen Dollar zum Investieren beziffert die Gesellschaft mit 268 Personen. Was die Rückgänge angeht, so folgt Luxemburg den weltweiten Trends: Je wohlhabender, desto stärker der Rückgang. Insgesamt sollen die 45.838 Millionäre des Landes aktuell ein Vermögen von 135,5 Milliarden Dollar (Vorjahr: 137,6 Milliarden) haben. Im Jahr 2018 waren es erst 116 Milliarden.

Dass die Luxemburger Millionäre im Schnitt weniger eingebüßt haben als ihre weltweiten Kollegen, dürfte an mehreren Faktoren liegen. So sei die Inflationsrate hierzulande und auch in Belgien niedriger gewesen als in anderen Ländern, sagte Kris Poté von Capgemini Belgien. Gleichzeitig habe es in beiden Ländern auch mehr Unterstützungsprogramme für beispielsweise Restaurants und Hotels gegeben als anderswo. Zudem mag es an der geringeren Risikofreude der Luxemburger liegen. Letztes Jahr hatte Capgemini erklärt, dass die Millionäre hierzulande ihr Geld etwas anders anlegen als ihre Kollegen weltweit. Sie investieren im Schnitt weniger in Aktien, doch mehr in Immobilien (2021 rund 20 Prozent ihres investierten Vermögens).

Unzufriedene reiche Kunden

Erstellt wurde der „World Wealth Report 2023“, der 71 Länder unter die Lupe nimmt, mittels Umfragen unter Millionären und Vermögensverwaltern sowie mit offiziellen Statistiken. Insgesamt richtet er sich an den Sektor der Vermögensverwalter. Neben der Entwicklung der Zahl der Millionäre wird untersucht, wie sich der Markt der Vermögensverwaltung entwickelt und was sich die wohlhabenden Kunden wünschen.

In dem Sinne haben die Autoren des neusten Berichts beispielsweise festgestellt, dass die Kunden mit dem Angebot an nachhaltigen Finanzanlagen nicht besonders zufrieden sind. So sehen in Europa, Umfragen zufolge, nur 17 Prozent eine bessere Rendite als bei nicht-nachhaltigen Anlagen. 26 Prozent der Kunden sind sogar der Ansicht, dass die Rendite geringer ist.

Mehr als die Hälfte der Befragten seien auch unzufrieden mit der „digitalen Erfahrung“, so Martine Klutz weiter. Sie sieht die Lösung in einer Verbesserung des digitalen Angebots. Das erlaube, Kosten zu reduzieren und die Effizienz zu steigern. Im gleichen Sinne ist sie überzeugt, dass ein verbessertes digitales Angebot auch die Gruppe der Menschen, die zwischen 250.000 und einer Million zum Investieren haben, für die Branche interessant machen könne. Das sei ein bisher noch „unerschlossener Markt“.

Befragt nach den Erwartungen zum Jahr 2023, blieben die Unternehmensvertreter sehr vorsichtig und vermieden klare Aussagen. In Luxemburg jedoch dürften die risikoscheueren Millionäre die rückläufige Preisentwicklung auf dem zusammengebrochenen Immobilienmarkt zu spüren bekommen.

Capgemini wurde 1967 in Grenoble gegründet und berät Unternehmen bei Themen wie Strategie und Technologie, von Cloud, Daten, KI und Konnektivität bis hin zu Software, Digital Engineering und IT-Plattformen. Weltweit beschäftigt die Gruppe rund 360.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete letztes Jahr einen Umsatz von 22 Milliarden Euro. In Luxemburg heißt das lokale Unternehmen der Capgemini-Gruppe Sogeti.

Der Autor des Artikels, Christian Muller, ist Redakteur beim „Tageblatt“. Das Medium hat uns den Artikel freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

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