Reise ins Nachbarland Papst Franziskus ermahnt die Luxemburger aus mehreren Gründen (Fotos)

Update | Luxemburg · Als der Papst um 9.58 Uhr am Flughafen Findel landet, warten auf ihn nur wenige Stunden in Luxemburg. Er hatte für die Gläubigen eine klare Aufforderung im Gepäck.

Fotostrecke: Papst Franziskus in Luxemburg
43 Bilder

Papst Franziskus in Luxemburg

43 Bilder

„Papa Francesco“ – die kleine, aber lautstarke Fan-Base vor dem großherzoglichen Palais in Luxemburg-Stadt ist nicht zu überhören. Strömender Regen, aufgespannte Schirme: Kein Wetter zum Himmelhochjauchzen, aber wenn Papst Franziskus als erst zweiter seines Ranges überhaupt ins Großherzogtum reist, dann ist dem katholischen Kirchenoberhaupt der Jubel gewiss.

Just um 9.58 Uhr ist die Maschine von Papst Franziskus auf dem Flughafen Findel gelandet. Die Delegationen heißen ihn willkommen, Jugendliche vom Weltjugendtag als Zeichen der Jugend Luxemburgs stehen bereit. Doch seine Heiligkeit nutzt die Gelegenheit, nicht über die Flugzeugtreppe, sondern im Rollstuhl über den Aufzug festen Boden unter den Füßen zu gewinnen.

Wie reagieren die Luxemburger auf den Besuch des Papstes?

Stationen hat er heute ausreichend vor sich: Das großherzogliche Paar wird den hohen Gast mit Premierminister Luc Frieden empfangen. Mit der Fahrt über den roten Teppich erklingen die Nationalhymnen Luxemburgs und des Vatikans. Im Konvoi geht es von dort zum großherzoglichen Palast. Beim Public Viewing auf der Kinnekswiss erreichen erste Neugierige die Szenerie, doch es werden nicht wirklich viel mehr – die Stadt ist bei höchstem Polizeiaufgebot vorerst ruhig und unbeeindruckt.

Die gesamte großherzogliche Familie umrahmt den Papst beim Besuch in Luxemburg.

Foto: dpa/Harald Tittel

Anders dagegen vor dem Palais: Hier kommen nun an den Absperrungen immer mehr Schaulustige zusammen. Fähnchen werden verteilt. Die Glocken der Kathedrale läuten in Dauerschleife – auch als der Papst im ersten Mini-Papa-Mobil, seinem Fiat 500, an dem Kirchenhaus vorbeifährt. Gegen 10.50 Uhr erreicht er den großherzoglichen Palast. Großherzog Henri und seine Frau Maria Teresa erwarten ihn bereits. Auch Premier Luc Frieden kommt hinzu. Das Posieren mit dem Papst macht nicht nur ihnen, sondern auch dem katholischen Kirchenoberhaupt sichtlich Spaß.

Ein weiteres Highlight: das Posieren der großherzoglichen Familie mit dem Heiligen Vater. 17 Mitglieder, vom Großherzog Henri bis zu sieben der acht Enkel – eine wichtige Erinnerung fürs Familienalbum. Dafür gibt’s als Geschenk eine 230 Jahre alte Gravur einer Madonna mit Kind aus der Luxemburger Kathedrale, und fürs Volk hat die Luxemburger Post eine Sonderbriefmarke gedruckt.

Eintrag ins Goldene Buch, eine kurze Privataudienz mit Premier Luc Frieden – dann schnell die Abfahrt in den Cercle Cité: Hier warten immerhin rund 320 illustre Gäste aus dem Land, von den ehemaligen EU-Kommissionspräsidenten Jacques Santer und seinem Kollegen Jean-Claude Juncker. Frieden unterstreicht, wie wichtig in und für Luxemburg die Europäische Union ist, spricht aber auch die seit 2015 geltende Trennung von Kirche und Staat an. Dennoch: „Religionen gehören zu unserer Gesellschaft dazu und sollen in gegenseitigem Respekt zur Bereicherung unserer Gespräche über ethische, gesellschaftliche und umweltpolitische Fragen beitragen.“

Der Papst unterwegs im Papa-Mobil durch Luxemburgs Innenstadt auf dem Weg zur Kathedrale.

Foto: dpa/Omar Havana
Fotos: Der Papst zu Gast in Luxemburg
14 Bilder

Der Papst zu Gast in Luxemburg

14 Bilder
Foto: dpa/Harald Tittel

Was der Papst den Luxemburgern ins Stammbuch schreibt

Der Pontifex ist in seiner Ansprache auf Italienisch freundlich, aber auch mahnend den Luxemburgern gegenüber. „Durch seine Geschichte belehrt, hat Ihr Land sich seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit seinem Engagement für den Aufbau eines vereinten und solidarischen Europas hervorgetan“, sagt er und betont zugleich: „Der Reichtum – vergessen wir das nicht – beinhaltet eine Verantwortung.“

Er ermutigt Luxemburg „mit seiner besonderen Geschichte, mit seiner ebenso besonderen geografischen Lage, mit knapp der Hälfte seiner Einwohner, die aus anderen Teilen Europas und der Welt stammen, eine Hilfe und ein Beispiel sein, das den Weg für die Aufnahme und Integration von Migranten und Flüchtlingen weisen kann.“ Soweit das vorgegebene Manuskript: Um dann eine persönliche Bemerkung in seiner unnachahmlichen Art zu machen. Er habe sich die Geburtenrate angeschaut. „Wir brauchen mehr Kinder. Sie sind unsere Zukunft. In Italien sage ich immer: weniger Hündchen, mehr Kinder. Hier sage ich nur mehr Kinder.“