Steuerfahnder sind Hunderten Grenzpendlern auf den Fersen

Trier · Unter den 28.000 Luxemburg-Pendlern aus der Region vermutet das Finanzamt viele Steuersünder. Bereits entlarvte Bürger haben fast zwei Millionen Euro nachgezahlt. Nun rollt die nächste Fahndungswelle an.

 Bankenplatz Luxemburg: Was ist erlaubt, was nicht? Foto: Friedemann Vetter, Montage: Joachim Engbrocks

Bankenplatz Luxemburg: Was ist erlaubt, was nicht? Foto: Friedemann Vetter, Montage: Joachim Engbrocks

(hw) Rund 900.000 Euro musste ein luxemburgischer Banker, der in Deutschland wohnt, im vergangenen Jahr an Steuern und Strafen an das Finanzamt Trier zahlen. Der Grenzpendler hatte seine Einkünfte ausschließlich im Großherzogtum versteuert, obwohl er viel in Deutschland gearbeitet hat.

„Dieser spektakuläre Fall hat eine ganze Lawine an Reaktionen ausgelöst“, sagt der Chef des Finanzamtes Trier, Jürgen Kentenich. Seitdem hätten Steuersünder knapp zwei Millionen Euro nachgezahlt. Fast 1,85 Millionen kamen aus der Finanzbranche. Dort ermittelten die Steuerfahnder in 24 Fällen. Knapp 80.000 Euro stammen aus 21 Fällen des Bau- und Transportgewerbes. Hintergrund: Nach dem Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und Luxemburg sind Grenzpendler verpflichtet, den Gehaltsanteil, der auf Tätigkeiten in Deutschland oder in einem Drittstaat entfällt, in Deutschland zu versteuern. Aber nicht jeder hält sich an das Gesetz. Steuersünder arbeiten in allen Branchen, vor allem aus Banken und Beratungsgesellschaften, aber auch Berufskraftfahrer und Handwerker sind dabei.

„Allein im Bereich Bau- und Transportgewerbe wurden bereits 448 Vorermittlungen aufgenommen“, sagt Kentenich. In der Finanzbranche werde derzeit in gut 150 Fällen vorermittelt. „Schon Anfang Februar werden Pendler von uns Post bekommen“, sagt der Vorsteher des Finanzamts Trier. Inzwischen hätten aber bereits viele Banken und Beratungsgesellschaften die Zusammenarbeit mit dem Finanzamt gesucht, um die Sachlage für ihre Mitarbeiter zu klären.

Zudem verhandeln nach Informationen des Trierischen Volksfreunds die Regierungen in Berlin und Luxemburg über „unproduktive Tage“ – also etwa Fortbildungsmaßnahmen oder Betriebsausflüge. Die Luxemburger wünschen sich, dass diese Tage nicht in Deutschland zu versteuern sind. „Wir würden uns freuen, wenn es hier schnell Klarheit gibt“, sagt Kentenich.

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