Arbeitsmarkt Zusammen für die Region

Trier · Wie werden heimische Betriebe attraktive Arbeitgeber, um Personal zu gewinnen und zu halten? Ein Wissenschaftsforum möchte Forscher und Unternehmer zusammenbringen, um den grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt besser zu nutzen.

Mit mehr als 30 000 Grenzpendlern nach Luxemburg gehört die hiesige Region zu den dynamischsten Wirtschaftsgebieten in Europa. Wovon die Wirtschaft des Großherzogtums und die Geldbeutel der Grenzgänger profitieren, zehrt viele kleinere Unternehmen in Eifel, Hunsrück und an der Mosel aus: Ihnen fehlen Fachkräfte.

Umso mehr müssen sich Unternehmen die Frage stellen, wie sie junge Leute und Fachkräfte rekrutieren, aber auch in ihren Betrieben halten oder wieder zurückgewinnen können. „Weil viele Grenzgänger immer längere Strecken zur Arbeit zurücklegen müssen, bietet dies auch Chancen für die Betriebe in der Region“, sagt Heribert Wilhelmi, Chef der Trierer Arbeitsagentur. Doch seien vielen Betrieben diese Chancen oft nicht bewusst. Helfen könnten dabei Wissenschaftler wie die Arbeitsmarkt-Experten der Hochschule und der Universität Trier, so Wilhelmi und verweist auf das kommende Wissenschaftsforum Trier zum Thema „Grenzüberschreitender Arbeitsmarkt“ (siehe Info).

„Häufig müssen Betriebe erst erkennen, welche Möglichkeiten eine Kooperation mit der Wissenschaft bietet“, sagt Professor Udo Burchard, Marketing-, Vertriebs- und Personal-Experte an der Hochschule Trier. Er betreut in jedem Jahr mindestens ein Dutzend studentische Abschlussarbeiten, die in heimischen Betrieben spezielle Fragestellungen untersuchen. Ob „Virtuelle Teamarbeit statt Pendeln“ oder „Mit Personalentwicklung zum attraktiven Arbeitgeber“: „Die Betriebe haben gute Chancen, sogar Akademiker zu gewinnen, wenn sie sich einen eigenen Markenwert geben“, sagt Burchard. In der Praxis zeige sich meist, „dass Betriebe ein Problem und eine Idee haben, sie aber nicht konkret formulieren können. Und hier setzen wir als Wissenschaftler an.“

Wie das funktioniert, weiß Herbert Zahnen aus Arzfeld (Eifelkreis Bitburg-Prüm) nur zu gut. Vor zehn Jahren hat der Unternehmer (Spezialist für Wasser- und Abwasseranlagen) eine „Wachstumsbremse“ erlebt, wie er sagt. Heißt: Es gab Aufträge en masse, aber zu wenig Mitarbeiter, die sie hätten abarbeiten können, und zu viele, die ins benachbarte Luxemburg abgewandert sind. Über eine studentische Arbeit hat Zahnen Technik eine professionelle und strategische Personalplanung aufgebaut und sich mit einer Arbeitgebermarke zum attraktiven Betrieb entwickelt. Das Ergebnis: Innerhalb weniger Jahre hat der Chef seine Mitarbeiterzahl von 40 auf rund 80 steigern können. „Bei vielen Kollegen gibt es eine Hemmschwelle, wissenschaftliche Hilfe anzunehmen“, sagt Zahnen. Vor allem die Themen Digitalisierung, Integration ausländischer Fachkräfte und Mobilität per ÖPNV seien für eine Kooperation geeignet: „Das zieht auch den Blick der Politik auf Wissenschaft und Wirtschaft und kann beiden helfen“, sagt er.

Gerade dieser Dialog sei wichtig, um „voneinander lernen zu können“, sagt Professor Katrin Muehlfeld von der Universität Trier und Expertin für Management, Organisation und Personal. „Wir als Wissenschaftler haben häufig einen breiteren Überblick über die Themen, können das Verhalten und die Position eines Betriebes gut einschätzen. Aber Betriebswirtschaftslehre funktioniert nun mal nicht ohne die Betriebe, von denen wir ja auch lernen.“ Sie rät Unternehmen, ihre Bekanntheit zu erhöhen, damit die Kompetenzen der Region besser ausgespielt werden könnten. Und Unternehmer Zahnen gibt seinen Kollegen den Tipp mit auf den Weg, „statt aus dem Bauch heraus zu agieren, Hürden zu überwinden. Denn von jedem Projekt mit der Wissenschaft profitiert die gesamte Region.“

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