Insolvenzen Verfälschtes Bild der Luxemburger Konkurse

Luxemburg · Auch wenn die Folgen der Corona-Pandemie für Luxemburgs Wirtschaft noch nicht absehbar sind, so bleibt die Zahl der Konkurse im Großherzogtum fast gleichbleibend hoch. Warum die Zahl der Pleiten im Laufe des Jahres ansteigen wird.

  Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Luxemburg ist gleichbleibend hoch. Dabei sind die finanziellen Folgen der Corona-Pandemie noch nicht absehbar.

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Luxemburg ist gleichbleibend hoch. Dabei sind die finanziellen Folgen der Corona-Pandemie noch nicht absehbar.

Foto: dpa/Swen Pförtner

Auch wenn nach den jüngsten Prognosen des Luxemburger Statistikamtes Statec die Wirtschaft des Großherzogtums schlimmstenfalls in diesem Jahr Stillstand vermelden könnte, so wird auch erst in einigen Monaten klar sein, wie sich die Corona-Pandemie konkret auf die Unternehmen des Nachbarlandes und deren Finanzlage ausgewirkt hat.

Denn aktuell bleiben die Konkurse in Luxemburg zwar auf einem konstant hohen Niveau wie auch die vergangenen beiden Jahre zuvor. Doch sind in diese Zahlen die Insolvenzen aufgrund von Einnahmeausfällen in der Corona-Krise noch nicht eingepreist. Bislang sind viele Zusammenbrüche aufgrund der staatlichen Unterstützung aufgehalten und die realen Zahlen somit verschleiert worden. Heißt: Es könnten der Luxemburger Wirtschaft mit Auslaufen der staatlichen Finanzspritzen zahlreiche Unternehmen wegfallen.

Noch „ist die Zahl der Konkurse 2020 in Luxemburg mit einem leichten Rückgang von rund fünf Prozent im Vergleich zu den beiden Vorjahren fast gleich geblieben“, sagt Herbert Eberhard, Administrateur délégué von Creditreform Luxembourg. Demnach waren im vergangenen Jahr 1199 Firmen pleite, im Vorjahr 1263 und 2018 genau 1195.

Auffällig dabei ist, dass vier von fünf betroffenen Betrieben etablierte Unternehmen älter als fünf Jahre sind. Creditreform geht davon aus, dass „aufgrund der wirtschaftlichen Transformation in Luxemburg die Konkursentwicklung bei älteren Firmen auch 2021 weiterhin auf hohem Niveau sein wird“, heißt es. Umgekehrt zeige die niedrige Konkursquote bei jüngeren Unternehmen, dass es „eine gute Unterstützung des Staates“ gebe.

Schaut man sich die Branchen mit den meisten Pleiten an, so ist die Dienstleistungsbranche weiterhin der negative Spitzenreiter mit 882 Fällen, im Hotel- und Gaststättengewerbe, aber auch im Handel gab es Konkurs-Rückgänge von 25 beziehungsweise 15 Prozent. Auch am Bau gab es aufgrund der guten Konjunktur Rückgänge von rund 25 Prozent. Einzig im Bereich der Produktion gab es massive Steigerungen, mit elf Firmenpleiten gut fünf Mal so viele wie im Vorjahr. Zu den namhaftesten Unternehmen in Insolvenz gehören auch solche mit größeren Arbeitsplatzverlusten wie der Fenster- und Wintergartenbauer Norbert Keller aus Ulflingen mit 120 Arbeitsplätzen, der Großbäcker Primavera Pain aus Düdelingen mit 80 Stellen und der Metallbauer Aluzare in Ehleringen mit 43 Beschäftigten.

„Erst 2021 und 2022 werden zeigen, welche Wirkung Corona in den am meisten betroffenen Bereichen hat“, ist Creditreform Luxembourg-Chef Eberhard sicher. So werde entscheidend für die Entwicklung der Konkurse das Auslaufen der Corona-Hilfen sein. So hat das Statec 316 durch den Staat abgesicherte Darlehen über 152 Millionen Euro, 533 sogenannte „Co­vid“-Kredite über 259 Millionen Euro und 18 000 Moratorien in den ersten sechs Monaten 2020 registriert. Hinzukommen Kurzarbeitergeld, das die Personalkosten abfedert und nichtrückzahlbare Direkthilfen, deren Laufzeit bis Ende März geht. So beteiligt sich der Staat an den Fixkosten für Unternehmen. Speziell für den Handel, Tourismus, Gastronomie und die Kulturszene ist der Wirtschaftsförderungs- und Solidaritätsfonds (Fonds de relance et de solidarité) aufgelegt worden, mit dem die Luxemburger Regierung Unternehmen mit Einbußen von mindestens 25 Prozent unterstützt. „Mehr als 80 Prozent dieser Hilfsmaßnahmen haben kleine Unternehmen und den Mittelstand gerettet“, ist Statec-Konjunkturexpertin Pauline Perray überzeugt.

Folglich erscheint unklar, wie das Auslaufen der Hilfen sich auf das Konkursgeschehen auswirkt. Allerdings, so schätzt Creditreformchef Herbert Eberhard, „dürften die Steigerungen aufgrund der starken Dienstleistungsbranche niedriger als in den Nachbarländern sein“.

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