Viele Worte für die Kleinen

Luxemburg · Mehr Sach- und weniger Geldleistungen bei der Familienpolitik, so lautet das Credo der luxemburgischen Regierung. Kleinkindern in den Tagesstätten des Landes sollen daher gleich zwei Sprachen angeboten werden.

Luxemburg. Dass die kleinen Luxemburger luxemburgisch-sprachige Kindertagesstätten und die kleinen Frankophone französisch-sprachige Tagesstätten besuchen, ist eigentlich ein Paradox, sagte der luxemburgische Erziehungsminister Claude Meisch am Donnerstag. Der Staat will die Zweisprachigkeit fördern und arbeitet - mit der Uni Luxemburg - an einem Konzept, das ein- bis dreijährigen Kindern Einblicke in die Zweisprachigkeit geben soll.
Bis September 2016 sollen demnach bilinguale (fakultative) Angebote in den Kindertagesstätten zur Verfügung stehen. Dies ist nur ein Aspekt der Investitionen in Kinder und Familien, die - so Luxemburgs Familienministerin Corinne Cahen - keineswegs abnehmen würden. Im Haushalt 2015 seien mit 3,288 Milliarden Euro, 30 Millionen mehr eingeschrieben als noch ein Jahr zuvor. Mehr Sach- und weniger Geldleistungen, so laute das Credo der Regierung in der Familienpolitik. Die sei unter anderem dadurch bedingt, dass Geldleistungen bei sozial schwachen Familien eher dazu führen würden, dass die Frauen zu Hause blieben und die Kinderbetreuung selber übernehmen. Wobei besonders diesen Kindern ein Austausch mehr bringe. Überhaupt zeigten Studien, dass Kinder, die früh Kontakte außerhalb des Elternhauses haben, bei der Einschulung einen breiteren Sprachschatz und somit bessere schulische Startbedingungen haben.
Ab 2016 kostenlose Betreuung


Sachleistungen, das bedeutet ab 2016 also kostenlose Betreuung für die ein- bis dreijährigen Kinder, verbunden mit einer Einführung in eine zweite Sprache. Dies soll nicht nach einem schulischen Muster geschehen, das Alter der Kinder solle schon berücksichtigt werden. Orthografie und Grammatik seien hierbei wohl kein Thema. Finanziert werden soll das neue, breite Angebot, das komplementär zur Betreuung in den klassischen Tagesstätten und Maisons Relais sein soll, durch die im Haushalt vorgesehene 0,5-Prozent-Abgabe, die in eine Zukunftskasse für die Kinder einfließen soll. Allerdings könnten mit diesem Geld höchstens zehn Prozent der Kosten der Betreuung finanziert werden. Der Rest werde wie gehabt aus dem Staatshaushalt bezahlt.
Kontrolle in Tagesstätten



Daneben ist vorgesehen, 26 Inspektoren einzustellen, die überwachen sollen, dass die konventionierten Kindertagesstätten nach den Regeln dieser Konventionen funktionieren. Sie sollen ebenfalls eine beratende Funktion bekommen. Weiter plant die Regierung eine Reform des Elternurlaubs. Zurzeit werde mit den Sozialpartnern unter anderem über die künftige auszuzahlende Summe verhandelt. Männern soll der Zugang zu der Leistung daneben vereinfacht werden.
Der Autor ist Mitarbeiter des Luxemburger Tageblatts.

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