Vier gewinnt

Luxemburg · Eineinhalb Jahrzehnte nach seiner Gründung strebt das Städtenetz Quattropole zu neuen Ufern. Das bisher organisatorisch lockere Kommunalbündnis soll künftig als Verein agieren - und deutlich stärkere Akzente setzen.

Luxemburg. Von der Gründergeneration der Bürgermeister, die anno 2000 im imperialen Metzer Rathaus das Städtenetz Quattropole feierlich aus der Taufe hob, ist längst niemand mehr im Amt. Und das Gefühl, man schreibe ein Stück grenzüberschreitende Geschichte, ist nüchterner Geschäftigkeit gewichen.
Und doch: Im Saar-Lor-Lux-Großregions-Gewusel hat sich Quattropole zu einer beachtlichen Konstante gemausert. Auch wenn nicht alle Träume von umfassenden Informationstransfers und gemeinsamen Initiativen wahr geworden sind: Die Viererbande Luxemburg-Trier-Metz-Saarbrücken hat im Kleinen mehr zur Kooperation innerhalb des Dreiländerecks beigetragen als manches groß klingende Regierungsprojekt.
Nun soll es einen wesentlichen Schritt weiter gehen. Quattropole wird ab Oktober ein gemeinnütziger Verein, zunächst mit Sitz in Saarbrücken. Die Präsidentschaft wechselt alle zwei Jahre, in die Mitgliederversammlung sind die jeweiligen Stadträte eingebunden. Schwerpunkte der Zusammenarbeit sollen bürgerschaftliches Engagement, Kunst und Kultur, Berufsbildung sowie die bessere Vernetzung der vorhandenden Struktur werden.
Das klingt alles arg abstrakt, aber ein Quattropole-Experte wie der Leiter des Trierer Kulturbüros, Roman Schleimer, erwartet ganz praktische Verbesserungen. Bislang habe es an einem formellen Rahmen gefehlt, und deshalb sei es schwer gewesen, sich auf europäischer Ebene Gehör zu verschaffen.
Man brauche eine "politische Sichtbarkeit, um auf Länderebene überhaupt ernst genommen zu werden". Einen wesentlichen Fortschritt sieht Schleimer auch durch eine gemeinsame Projektstelle. Bislang sei Quattropole mangels entsprechender Rechtsform nicht in der Lage gewesen, Förderanträge bei der EU zu stellen. Man musste immer den Weg über die einzelnen Kommunen gehen. Nun sollen Mittel über Interreg und ähnliche Fonds großzügiger fließen. Und die Projekte werden über einen Topf abgewickelt, den alle vier Quattropolisten zusammen finanzieren.
Ohne Investitionen geht das freilich nicht. 100 000 Euro steckt jede Stadt in die Gemeinschaftskasse - in der Erwartung, die Gesamtsumme mittels EU zu verdoppeln und in Form von Vor-Ort-Aktivitäten wieder zurückfließen zu lassen.
Die große Erwartungshaltung, liegt auch ein Stück weit an den Stadtoberhäuptern selbst, die den Brotkorb ganz schön hoch hängen. Man wolle sich, sagt die Saarbrücker Oberbürgermeisterin Charlotte Britz, "als wichtigste Zentren der Großregion überregional positionieren".

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