Wéi d’Ierzen an der Scheek

Ein Luxemburger Nationalgericht, das bei keiner Kirmes und keiner Vereinsfeier fehlen darf, ist der Ierbesbulli, lokal auch Ierbëssebulli oder Ierzebulli genannt. Der luxemburgische Erbseneintopf wird natürlich aus Ierbsen/Ierbëssen/Ierzen hergestellt, die im übertragenen Sprachgebrauch natürlich auch für allerlei Redewendungen herhalten müssen.

Beispiel:
'T gët een däers esou midd,
wéi d'Kaz der kaler Ierzen.

Man wird so müde, wie die
Katze alte Erbsen leid ist.
En huet e Gesiicht, wéi wann een
Ierbëssen drop gedresch hätt.

Für einen Menschen mit narbi-
gem Gesicht: Er hat ein Gesicht,
als wenn ihn jemand mit Erbsen
geschlagen hätte.
Eng Ääss ewéi eng déck Ierbs/
Ierbës/Ierz.

Ein Pickel wie eine dicke Erbse.
Si gläiche sech wéi d'Ierzen
an der Scheek.

Sie gleichen sich wie Erbsen
in der Schote.
Der Ierbsebulli/Ierbëssebulli/Ierzebulli, ein luxemburgischer Erbseneintopf, besteht aus getrockneten Erbsen, Suppengemüse und einer Fleischeinlage wie geräuchertem mageren Speck und Mettwürsten. Die Fleischeinlage sollte immer im Ganzen mitgaren und erst anschließend klein geschnitten werden. So bleibt sie saftiger.

Als Beilage zur Suppe gibt es
Paangech/Pangkech/Pangkuch (Pfannkuchen) oder Gromperekichelcher (Reibekuchen), über die wir bereits berichtet haben.
Als Zutaten braucht man eine Zwiebel, zwei Knoblauchzehen, eine Möhre, ein Viertel Knollensellerie, eine Stange Lauch, einen Esslöffel Öl, 300 Gramm getrocknete, halbe Erbsen, 1,5 Liter Wasser, zwei Lorbeerblätter, vier Gewürznelken, vier Pimentkörner, 150 Gramm geräucherten, mageren Speck am Stück, vier Kartoffeln, zwei Mettwürste, Salz und Pfeffer.
Bei Bedarf kann man frisch gemahlene Fenchelsamen sowie ein paar Spritzer Zitronensaft oder Essig hinzufügen.
Zunächst die Zwiebel schälen und klein hacken. Knoblauch schälen und in feine Scheiben schneiden. Möhre und Knollensellerie putzen und in Würfel schneiden. Lauchstange der Länge nach halbieren und in Ringe schneiden. Alles bis auf den Knoblauch im heißen Öl anbraten. Knoblauch und Erbsen hinzufügen. Kurz umrühren und mit Wasser aufgießen. Speck hineingeben. Lorbeerblätter, Gewürznelken und Pimentkörner in einen Beutel geben und hinzufügen. Aufkochen lassen und bei mittlerer Temperatur 30 Minuten köcheln lassen.
Kartoffeln schälen, in Würfel schneiden, hinzufügen und weitere 15 Minuten köcheln lassen. Mettwürste in den Topf geben und die Temperatur etwas reduzieren, damit sie nicht aufplatzen. Nach gut zehn Minuten Speck und Würste herausnehmen. Entweder separat zum Eintopf reichen oder klein schneiden und zurück in den Topf geben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Beutel mit den Gewürzen entfernen.


Sabine Schwadorf

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