Luxemburg Prinzip Hoffnung in unsicheren Zeiten

Luxemburg · Zu Beginn des neuen Jahres ist vieles noch unklar. Doch selbst in den ungünstigsten Prognosen soll die Wirtschaft Luxemburgs nicht weiter schrumpfen.

 Die Kaufkraft der Luxemburger ist gesunken. Nun hoffen die Kunjunkturexperten auf neuen Aufschwung durch Impfstoff und Wirtschaftsaufschwung.

Die Kaufkraft der Luxemburger ist gesunken. Nun hoffen die Kunjunkturexperten auf neuen Aufschwung durch Impfstoff und Wirtschaftsaufschwung.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Nichts Genaues weiß man nicht: Wenn Luxemburgs oberste Statistikbehörde, das Statec, seine neuesten Daten veröffentlicht, dann bewegen sich diese häufig in einem Korridor zwischen dem günstigsten und dem besten aller Szenarien. Funkt dann auch noch eine Pandemie wie Corona dazwischen, sind viele Prognosen mit einem großen Fragezeichen zu versehen. „Es herrscht derzeit in der Wirtschaft eine sehr unsichere Situation, weil die Auswirkungen des Impfbeginns gegen Covid-19 und des Lockdowns in mehreren Ländern noch nicht absehbar sind“, erklärt Ferdy Adam, Konjunkturexperte des Luxemburger Statistikamts,  bei der Vorstellung der jüngsten Konjunkturnote.

Demnach ist der Einfluss der Pandemie auf die Wirtschaft des Großherzogtums „keine klassische Krise wie 2008“, der Wirtschaftseinbruch im ersten Trimester 2020 sei mit minus sieben Prozent drei Mal so groß gewesen wie im Laufe der Finanzkrise, ergänzt sein Kollege Bastien Larue. Denn die Politik habe freiwillig und sehr schnell die Reißleine gezogen und den Stillstand herbeigeführt. Allerdings sei die Wirtschaft im zweiten Halbjahr wieder um plus zehn Prozent gewachsen, so dass sich Luxemburgs Wirtschaft sowohl bei Wachstum als auch bei Beschäftigung als recht widerstandsfähig erwiesen habe. Dennoch ist Luxemburgs Wirtschaftsaktivität in diesem Jahr den Experten zufolge um rund vier Prozent abgesackt.

Auch wenn im April die Arbeitslosenquote recht nah an den Eurozonen-Durchschnitt herangekommen ist, so liegt Luxemburg inzwischen mit 6,3 Prozent wieder gut zwei Prozentpunkte unter dem Schnitt aller Euro-Ländern. So haben die Unternehmen im Großherzogtum nach den neuesten Daten lediglich im Handel und in der Industrie Personal abgebaut, vor allem im Bildungs- und Gesundheitswesen, aber auch auf dem Bau sind neue Mitarbeiter eingestellt worden.

Grund dafür sind laut den Statistikern auch die schnellen finanziellen Hilfen, vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen. 316 durch den Staat abgesicherte Darlehen über 152 Millionen Euro, 533 so genannte „Covid“-Kredite über 259 Millionen Euro und 18 000 Moratorien bis zum Juni haben dafür gesorgt, dass das Coronavirus die Luxemburger Wirtschaft nicht gänzlich in die Knie gezwungen hat. „Mehr als 80 Prozent dieser Hilfsmaßnahmen haben kleine Unternehmen und den Mittelstand gerettet“, sagt Konjunkturexpertin Pauline Perray. Und die Zahlen zeigten: Von den ausgesetzten Schuldendiensten seien aktuell nur noch gut 3400 aktiv.

Schaut man nun nach vorn, so prognostizieren die Luxemburger Konjunkturexperten eine Wirtschaftsaktivität zwischen minus 0,5 und plus vier Prozent. Noch sei unklar, wie sich Beschäftigung, Kurzarbeit, privater Konsum und Staatsausgaben entwickeln werden. Doch dass die Statistiker recht zuversichtlich sind, zeigen die neuen Daten für 2021: So sollen sich selbst im schlechtesten Szenario Beschäftigung, Arbeitslosigkeit und Staatsfinanzen verbessern. „Die luxemburgische Wirtschaft hat sich widerstandsfähiger gezeigt als erwartet“, sagt Direktoriumsmitglied Ferdy Adam. Vor allem den Dienstleistungsaktivitäten, einschließlich des Finanzsektors, sei dies zu verdanken, die relativ unbeschadet durch die Pandemie gekommen seien. Auch habe es mit der Kommunikationsbranche und vielen Dienstleistern auch Sektoren gegeben, die sogar hätten profitieren können.

Adam ist überzeugt: „Dennoch wird die Krise und die Rückkehr zur Normalität noch dauern.“ Dies, obwohl die Luxemburger Regierung weit weniger drastische Maßnahmen und einen weniger harten Lockdown beschlossen habe als andere Länder wie Deutschland etwa. So erwartet das Statec immerhin noch einen Rückgang der durchschnittlichen Lohnkosten um fast sechs Prozent. Das hat auch zur Folge, dass die Kaufkraft der Menschen deutlich sinkt und 2021 erst mit der wirtschaftlichen Erholung und der Anhebung des sozialen Mindestlohns um 2,8 Prozent wieder steigen wird. Auch der Staatshaushalt wird sich erst wieder erholen müssen. Da Premier Xavier Bettel Steuererhöhungen im großen Rahmen ausgeschlossen hat, werden sich die Staatsfinanzen nach einem Minus von rund fünf Prozent 2020 im kommenden Jahr immer noch leicht im Minus bewegen und ein langer Atem wird gefragt sein.

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