Wurden Piloten der Cargolux ausspioniert? - Luxemburger Gewerkschaft spricht von "Stasimethoden"

Luxemburg · Schwere Vorwürfe erhebt der LCGB gegenüber der Cargolux. Das Unternehmen in Luxemburg habe seine Piloten ausspioniert. Es geht um vier entlassene Flugzeugführer.

Wurden Piloten der Cargolux ausspioniert? - Luxemburger Gewerkschaft spricht von "Stasimethoden"
Foto: Andy May

Die Frachtfluggesellschaft Cargolux hat im April vier Piloten unter anderem wegen krankheitsbedingten Fehlzeiten entlassen. Schnell machte das Gerücht die Runde, die Flugzeugführer würden heimlich ausspioniert, berichtet Tageblatt.lu. Am Mittwoch veröffentlichte der Christliche Gewerkschaftsbund Luxemburg (LCGB) einen Teil der Kündigungsschreiben. Darin erhärtet sich die betriebsinterne Überwachung.

Die Piloten wurden demnach zum Teil über Wochen während ihrer Fehlzeiten (Krankheitsfall) observiert. Diese Observationen fanden unter anderem in Finnland und Deutschland statt. Minutiös wurde aufgelistet, wer wo was gegessen oder getrunken hat. Aufgelistet wird auch, wohin die krankgeschriebene Piloten mit ihren Frauen im Auto unterwegs waren.

Wer hinter der Überwachung steht, weiß der LCGB nicht. Die Gewerkschaft vermutet, dass spezialisierte Unternehmen dafür von der Cargolux beauftragt wurden. "Beweisen können wir das aber nicht," betont LCGB-Nationalpräsident Patrick Dury am Mittwoch vor der Presse. Er spricht bei der Überwachung von "Stasi-Methoden". "Die Sicherheitskultur bei der Cargolux ist kaputt," unterstreicht Dury.

Er kritisiert in dem Zusammenhang den Luxemburger Staat. "Dieser kontrolliert mit 65 Prozent Beteiligung die Cargolux, tut aber nichts dagegen," moniert der Gewerkschafter. Dury legt nach: "Zeigt die Cargolux keine Bereitschaft zur Veränderung, drohen die Piloten mit einer Einstellung des Flugbetriebs.

Die Pilotengewerkschaft ALPL hat die Kündigungen der vier Piloten heftig kritisiert. "Mitarbeiter wegen Krankheit zu entlassen, verstößt gegen das Gesetz und kann vor dem Arbeitsgericht angefochten werden. Der offizielle Kündigungsgrund dürfte demnach anders lauten," erklärte der Generalsekretär der ALPL, Dirk Becker, im April.

EXTRA

Neue Fachleute für die Sicherheit

Mattias Pak soll künftig über die Sicherheit bei Cargolux und deren Töchter in Luxemburg und in Italien wachen, heißt es am Mittwoch von der Cargolux. Außerdem will das Unternehmen auch einen Fachmann für die Piloten engagieren.

Der "Human Factors Manager" wird sich um deren Auswahl und -Schulung kümmern. Gleichzeitig soll die Person bei persönlichen und anderen Problemen den Piloten unterstützend zur Seite stehen. Wer diese Position übernehmen wird, ist noch nicht bekannt.

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