Virusverbreitung Zweite Corona-Krisenphase in Luxemburg - Rockhal wird Behandlungszentrum - Fast 800 Infizierte

Luxemburg · Zweite Krisenphase in Luxemburg: Inzwischen sind fast 800 Menschen am Corona-Virus erkrankt. Alle Patienten werden auf vier regionale Behandlungszentren aufgeteilt, davon wurde eines in der Rockhal errichtet. Luxemburg sucht dringend Personal für den Gesundheitsbereich.

Zweite Corona-Krisenphase in Luxemburg: Rockhal wird zum Behandlungszentrum
Foto: dpa/Fabian Sommer

Die „Maisons médicales“ und die Praxen der Zahnärzte werden in Luxemburg ab Anfang nächster Woche geschlossen bleiben. Das kündigte Gesundheitsministerin Paulette Lenert bei einer Pressekonferenz am Sonntag an. Die zweite Phase der Krise habe begonnen. In Zukunft werde man mit einer erhöhten Zahl von Patienten rechnen, die demnach schneller abgewickelt werden müssten. Seit Sonntag hat Luxemburg 798 bestätigte Fälle von Corona-Infektionen. 34 Personen werden in den Krankenhäusern behandelt, davon drei auf einer Intensivstation. Acht Menschen sind bereits an der Krankheit Covid-19 gestorben.

Patienten sollen in einer ersten Phase auf Distanz medizinisch beraten werden. Sie werden, falls notwendig, in einer zweiten Phase in eines der vier Zentren geschickt, die über das Land verteilt werden. Dort werden sie von Ärzten behandelt. Diese Vorgehensweise gilt sowohl für Patienten, die eine Corona-Infektion befürchten, als auch für die anderen. Um weitere Ansteckungen zu verhindern, werden sich die Corona-Patienten und die anderen Patienten in diesen Zentren nicht begegnen. Sollte eine stationäre Behandlung notwendig sein, werden die Patienten von den Zentren aus in die Krankenhäuser weitergeleitet. Bei akuten Notfällen werden die Menschen weiterhin sofort in die Krankenhäuser gebracht.

Krankenhäuser sind bereit

Für die Stadt Luxemburg und Umgebung wird das Zentrum in der Luxexpo eingerichtet. Es soll bereits am Montagnachmittag um 14 Uhr öffnen. Ab Dienstag soll das Zentrum für den Süden des Landes in der Rockhal in Belval öffnen. Es wird ein weiteres im Norden in der Ettelbrücker Deichhalle folgen und eines im Osten, für das noch immer ein passender Ort gesucht wird. Im Moment wird eine Halle in Grevenmacher angedacht. Eine Bestätigung steht allerdings noch aus. Die Zentren sollen die Krankenhäuser so weit wie möglich entlasten, damit diese sich auf die akuten stationären Fälle konzentrieren können.

Die Gesundheitsministerin erklärte, dass die vier Krankenhäuser im Land bereit seien. In den letzten Tagen sei die Hälfte der Kapazitäten für Corona-Patienten freigemacht worden. Vor dem Krankenhaus CHL wurde ein Zelt errichtet, in dem 100 Betten untergebracht werden können. Neben den Krankenhäusern sind noch zwei weitere Behandlungszentren in der Vorbereitung, die aktiviert werden können, falls die Spitäler überfordert sind, eines davon in Colpach im Nordwesten des Landes, das vom Roten Kreuz betrieben werden soll. Ein zweites wurde in Mondorf in den Thermen geplant, das in wenigen Tagen stehen könnte.

Personal gesucht

Laut Paulette Lenert gibt es für Luxemburg zwei Herausforderungen: das Personal und das Material. Um das Personalproblem zu lösen, wird ab Montag eine Internetseite vom Luxemburger Staat aktiviert. Auf dieser Seite soll vermeldet werden, welche Menschen gerade an welchen Stellen gebraucht werden. Personen mit passender Kompetenz und Ausbildung können sich melden. So will die Regierung einen Überblick über Angebot und Nachfrage schaffen. Lenert nannte als Beispiele Menschen mit medizinischen Kompetenzen, aber auch Leute, die sich bereit erklären würden, Masken zu nähen.

Luxemburg will Nachbarländern helfen

Das Problem rund um das medizinische Material ist schwieriger zu lösen. „Viele Bestellungen laufen noch“, sagte die Gesundheitsministerin. Der Staat habe nicht gespart. Bisher sei aber nicht all das Material angekommen, das man brauche. Eine Bestellung, die über die EU abgewickelt wurde, sei noch nicht bestätigt worden. „Viele Personen, die mit anderen Menschen in Kontakt sind, hätten gerne Masken“, sagte Lenert. Diese würden aber im Moment prioritär an Personen im Gesundheits- und Pflegesektor vergeben werden.

Luxemburg hat des Weiteren beschlossen, den Nachbarländern zu helfen. Premierminister Xavier Bettel habe sich bereit erklärt, akut bedrohte Patienten in Luxemburg aufzunehmen, solange es noch Kapazitäten gibt. Vor allem Frankreich leidet gerade besonders. Zahlreiche Patienten müssen mit Flugzeugen von einer Region in eine andere transportiert werden, weil das Land in besonders betroffenen Regionen wie beispielsweise dem Elsass nicht genügend Kapazitäten hat.

Lenert hatte auch eine gute Nachricht: Etwa zehn Personen sind in Luxemburg vom Virus wieder geheilt. Ab nächster Woche will die Regierung regelmäßig darüber informieren, wie viele Menschen wieder gesund sind.

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