Katholische Kirche Trierer Missbrauchsopfer kritisieren Papst: Freibrief für Täter und Vertuscher

Trier · Der wegen Vertuschungsvorwürfen in der Kritik stehende Hamburger Erzbischof Heße bleibt im Amt. Diese Entscheidung des Papstes stößt vielerorts auf Kritik und Unverständnis – auch unter den Mitgliedern der Trierer Opfervereinigung Missbit.

Missbrauch in der Kirche: Trierer Opferinitiative kritisiert Papst
Foto: dpa/Harald Tittel

Die Trierer Opferinitiative Missbit hat die Entscheidung des Papstes, den Amtsverzicht des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße nicht anzunehmen, scharf kritisiert. Das von der Entscheidung ausgehende Signal sei, dass sich priesterliche Sexualstraftäter und bischöfliche Vertuscher auf päpstlichen Schutz verlassen könnten, sagt Missbit-Sprecherin Jutta Lehnert. 

Der Hamburger Erzbischof hatte dem Oberhaupt der katholischen Kirche vor einem halben Jahr im Zusammenhang mit dem Kölner Missbrauchsgutachten seinen Amtsverzicht angeboten. In dem Gutachten wurde untersucht, wie Bistumsverantwortliche in der Vergangenheit mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Kindern durch Priester umgingen. Heße, früher Personalchef und Generalvikar im Erzbistum Köln, wurden insgesamt elf Pflichtverletzungen vorgeworfen. Dabei handelte es sich nach Angaben der Gutachter unter anderem um Verstöße gegen die Melde- und Aufklärungspflicht.

Am Mittwoch wurde bekannt, dass der Papst das Rücktrittsgesuch Heßes abgelehnt und ihn gebeten hat, „seine Sendung als Erzbischof von Hamburg im Geist der Versöhnung und des Dienstes an Gott“ fortzuführen.

 Für die Opfer von Missbrauch durch katholische Priester im Bistum Trier ist Heße „bereits der zweite „Würdenträger“ nach Kardinal Reinhard Marx, der mit päpstlichem Segen ungeschoren davonkommt“. Weitere würden folgen. Nach Ansicht des Trierer Opfervereins ist die mit hohem Aufwand betriebene Aufarbeitung durch Studien und päpstliche Visitatoren nur dazu da, Sand in die Augen streuen. „Wer noch auf Papst Franziskus gesetzt hat, sollte die Hoffnung fahren lassen: Auch mit ihm sind weder ehrliche Aufarbeitung der sexualisierten Gewalt noch Kirchenerneuerung zu erwarten“, sagt Missbit-Sprecherin Jutta Lehnert.

Die vor elf Jahren gegründete Trierer Vereinigung Missbit setzt sich für eine umfassende Aufarbeitung des Missbrauchs in der katholischen Kirche und eine angemessene Entschädigung der Opfer ein.

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