Molkereien nehmen Produktion wieder auf

Nach dem Ende der Bauernblockade ist am Mittwoch die Produktion in den Molkereien wieder angelaufen. „Nach und nach wird die eingeschränkte Produktion normalisiert“, teilte die Hochwald Nahrungsmittel Werke GmbH in Thalfang (Kreis Bernkastel-Wittlich) mit.

Molkereien nehmen Produktion wieder auf
Foto: Ilse Rosenschild

Unmittelbar nach der Auflösung der Blockaden seien die Laster aus den Molkereien gerollt, um Milch von den Landwirten abzuholen. „Sobald die Werke wieder ausreichend mit Milch versorgt sind, läuft die Produktion wieder“, hieß es von der bundesweit drittgrößten Molkerei, die Werke in acht Bundesländern betreibt.

Demonstration in Konz: Aus Solidarität mit den Milchbauern: Mit einer etwa einstündigen Kundgebung und umfangreichem Informationsmaterial haben am Mittwochmorgen Vertreter des Vereins landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen (VLF), der Landfrauen Saarburg und des Kreisverbands des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau die Verbraucher auf dem Konzer Saar-Mosel-Platz über die Hintergründe zum aktuellen Milchstreik unterrichtet. Neben diesen Vereinen betonten auch zahlreiche Kommunalpolitiker, voll und ganz hinter den Forderungen der Milchbauern nach einem gerechten Lohn für ihre Arbeit zu stehen.
Doch bei all der Solidarität mit den Bauern dürfe der Verbraucher nicht aus dem Blickpunkt geraten, sagt VLF-Vorsitzender Günter Hunsicker. Daher sollte diese Aktion am Saar-Mosel-Platz die Käufer aufklären, dass es die Milch als wichtiges und gesundes Lebensmittel wert sei, für sie zu kämpfen und am Ende vielleicht auch etwa zehn Cent pro Liter mehr zu bezahlen.

Proteste vor Supermarktzentralen: Die protestierenden Milchbauern haben nach der Räumung der Molkerei-Blockaden den Handel ins Visier genommen und vor den Zentralen großer Supermarktketten demonstriert. Indes erhöhte die erste Molkerei den Milchpreis laut Bundesverband der Milchviehhalter auf 43 Cent je Liter.Mit dieser Aktion gingen die Milchwerke Berchtesgadener Land-Chiemgau in Vorleistung, da beim Handel die notwendigen Preiserhöhungen erst durchgesetzt werden müssten. Derweil nahm das Bundeskartellamt offizielle Ermittlungen gegen den BDM auf.

Gähnende Leere in Supermärkten am Dienstag: Dort wo sich sonst die Ein-Liter-Kartons mit haltbarer Milch stapeln, blieben am Dienstag in vielen Lebensmittelgeschäften der Region die Regale leer, oder das Angebot an H-Milch war deutlich geringer als sonst. Die Blockade der Molkereien in Pronsfeld (Eifelkreis Bitburg-Prüm) und Thalfang (Bernkastel-Wittlich) durch die Milchbauern zeigte Wirkung.

Am Dienstagnachmittag hatten die insgesamt 300 Landwirte die Tore vor den beiden Molkereien geräumt. Der Trierer Polizeipräsident Manfred Bitter hatte zuvor in Thalfang eine Mitteilung des Bundesverbandes der Milchviehhalter verlesen. Darin werden die Bauern gebeten, die „Besuche“ der Molkereien zu beenden, um den Molkereivertretern zu ermöglichen, an den Gesprächen mit dem Verband über höhere Milchpreise teilzunehmen. Die Situation drohte zuvor zu eskalieren. Die Polizei bereitete sich vor, die Blockaden zu beenden. Zunächst hatten die Bauern erklärt, die Milchwerke so lange zu blockieren, bis ihre Forderung nach 43 Cent pro Liter Milch erfüllt werde. Die Milch-Union Hocheifel in Pronsfeld musste wegen der Aktion gestern ihre Produktion einstellen – Schaden: 2,5 Millionen Euro. Am Mittwoch soll die Produktion wieder beginnen. Die streikenden Bauern kündigten jedoch an, weiterhin keine Milch zu liefern.

„Nach wie vor ist die Streikbeteiligung unverändert hoch“, erklärte der Verband in Freising am Dienstag und trat damit Berichten über ein Lieferstoppende entgegen. Etwa 80 Prozent der Milchmenge blieben auf den Höfen, rund 70 Prozent der Milchbauern beteiligten sich an dem Boykott. Der Verband bekräftigte seine Forderung nach einem Basispreis von mindestens 43 Cent je Liter Milch. Zuletzt lagen die Preise zwischen 27 und 35 Cent je Liter.

Ende der Blockaden: Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) hatte am Dienstagmittag aufgerufen, alle Blockaden der Molkereien in Deutschland durch die Landwirte vorläufig aufzulösen. Die Milch-Union Hocheifel (Muh) in Pronsfeld bei Prüm, deren Lieferverkehr seit Montagmorgen komplett zum Erliegen gekommen war, kann wieder angefahren werden. „Wir erfüllen damit eine Bedingung des Milchindustrieverbands, der seine Gesprächsbereitschaft von einem Ende der Blockaden abhängig gemacht hat“, erklärte BDM-Landesvorsitzender Oliver Grommes im Gespräch mit dem TV. „Den Milchlieferstopp halten wir jedoch weiterhin aufrecht.“

In Thalfang rücken die Bauern ab, nachdem der Trierer Polizeipräsident Manfred Bitter vor dem Milchwerk der Hochwald Nahrungsmittel-Werke ein Fax vom BDM-Bundesvorstand vorgelesen hat, in dem die Landwirte aufgefordert wurden, das Gelände organisiert zu verlassen. Damit ist der BDM nach eigenen Angaben auf eine Forderung des Milchindustrieverbands eingegangen. Bitter hatte die protestierenden Bauern auch auf die Gesetzwidrigkeit ihres Tuns aufmerksam gemacht. Nach erregten Diskussionen zogen sich die Landwirte zurück. Der Lieferboykott soll weiterhin bestehen bleiben.

Fotostrecken:
Bilder vom Protest in Pronsfeld (Montag)
Bider vom Protest in Thalfang (Montag)

Bilder von der Milch-Verschenkauktion in Wittlich (Dienstag):

Milch verschenkt: Statt des großen Molkereitankers besuchten am Dienstag seit 6.30 Uhr unzählige Menschen mit Colakiste, Plastikeimer, alten Milchkännchen und Thermosflaschen den Helenenhof des Kreisvorsitzenden des Bauern- und Winzerverbandes Bernkastel-Wittlich, Manfred Zelder nahe der L 141 in Wittlich. Der Landwirt will 5500 Liter frische Kuhmilch verschenken: Eine Zwei-Tages-Produktion, die sonst nach Thalfang in die Molkerei ginge.

 In Thalfang wird am Abend ein Hochwald-Tankfahrzeug entladen. TV-Foto: Klaus Kimmling

In Thalfang wird am Abend ein Hochwald-Tankfahrzeug entladen. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: Klaus Kimmling

Dazu werden Unterschriften gesammelt, die an den Lebensmitteleinzelhandel überreicht werden sollen. Manfred Zelder blickt vom Hof auf Aldi und Edeka. Es sagt: "Wir möchten mit dieser Aktion die protestierenden Kollegen unterstützen und dem Lebensmittelhandel signalisieren, dass wir Bauern die Milch haben und die nicht um jeden Preis abgeben, so dass die die verramschen können." Seine heutigen Kunden, die Kindergartenkinder, Hausfrauen, Männer, die Käse machen wollen auch frühere Milchbauern reagieren durchweg positiv auf die Gratis-Milch-Aktion und zeigen sich mit den Milchbauern solidarisch. Alle sagen, sie seien bereit, mehr für Milch zu zahlen. Die meisten nehmen ein kleines Plakat mit nach Hause. darauf steht: "Mein Herz schlägt für die Milchbauern."

Als Erfolg wertet Manfred Zelder seine Gratis-Milch-Aktion am Dienstag Nachmittag. "Wir haben schon 220 Unterschriften, und es kommen immer mehr Leute vorbei", sagt der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes, der sich über die Besucher des Wittlicher Helenenhofes freut. Wie viel Milch von den insgesamt 5500 Litern im Tank schon weg sind, kann er nicht sagen. "Das ist schwierig zu schätzen. Ich denke es sind schon über 2000 Liter." Die "Direktkunden" für einen Tag bewerteten den Protest der Milchbauern durchweg positiv und gaben durchweg an, bereit zu sein, etwas mehr für die Milch zu zahlen.

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