Verkehr Mopedfahren mit 15: „Das sind doch noch Kinder“

Trier · Ein Absenken des Führerscheinalters sieht der Verkehrsminister im Land positiv. Doch Experten äußern auch Kritik.

 Helm auf und los: Vor allem in ländlichen Regionen ohne öffentlichen Nahverkehr kann ein Mopedführerschein Jugendlichen zu Mobilität verhelfen.

Helm auf und los: Vor allem in ländlichen Regionen ohne öffentlichen Nahverkehr kann ein Mopedführerschein Jugendlichen zu Mobilität verhelfen.

Foto: Getty Images/FatCamera

Einmal wurde 2017 im Eifelkreis Bitburg-Prüm beantragt, dass ein 16-Jähriger ausnahmsweise den Führerschein machen darf. Auch in Trier-Saarburg gab es genau einen solchen Antrag. Das geht aus einer Antwort des rheinland-pfälzischen Verkehrministers Volker Wissing (FDP) im Landtag im vergangenen September hervor. Bei der Diskussion im Verkehrsausschuss ging es um die Möglichkeit, bereits 16-Jährigen zu erlauben, den Autoführerschein zu machen und dann bis zum 18. Lebensjahr in Begleitung eines mindestens 30 Jahre alten Erwachsenen zu fahren. Derzeit ist Autofahren mit 16 eben nur mit einem Ausnahmeantrag möglich, da das EU-Recht ein Mindestalter von 17 vorschreibt. Daher lässt der Landesbetrieb Mobilität nur eine „ungewöhnliche Härtesituation“ als Ausnahme gelten, um früher den Führerschein zu erwerben, etwa dann, wenn es ansonsten überhaupt keine andere Möglichkeit für den Jugendlichen gibt, zur Schule oder zur Ausbildungsstelle zu kommen.  Von solchen Ausnahmen soll, so die Behörde, „nur sehr restriktiv Gebrauch“ gemacht werden, auch im Hinblick auf das „überdurchschnittlich hohe· Unfallrisiko“ junger Fahrer.

Trotzdem hat sich die Landesregierung in Form von Verkehrsstaatssekretär Andy Becht (FDP) und Minister Wissing im vergangenen Jahr dafür ausgesprochen, das Mindestalter für das begleitete Fahren von derzeit 16 auf 17 herunterzusetzen. Nun hat auch die FDP-Bundestagsfraktion einen entsprechenden Antrag gestellt. Dabei geht es vor allem darum, dass das von der EU vorgegebene Mindestalter von 17 für den Erwerb des Autoführerscheins gekippt wird. Außerdem wollen die Liberalen des Mindestalter das vorgeschriebenen Begleiters von 30 Jahren kippen, stattdessen soll künftig nur noch vorgeschrieben werden, dass dieser mindestens seit acht Jahren ununterbrochen den Autoführerschein hat. Auch fordert die FDP, dass die Regelung, dass die Begleitpersonen maximal einen Punkt in der Flensburger Verkehrssünderdatei haben dürfen, abgeschafft wird. Ein Punkt sage nichts „über die Verkehrszuverlässigkeit einer Person“ aus, heißt es in dem Antrag der FDP-Bundestagsfraktion.

Seitdem vor acht Jahren das sogenannte Begleitete Fahren mit 17 erlaubt worden ist, machen auch in der Region zahlreiche Jugendliche davon Gebrauch. Im Kreis Trier-Saarburg ist seit Jahren die Zahl der erteilten Fahrerlaubnisse für 17 Jährige fast gleich hoch. 1067 waren es im vergangenen Jahr. In der Vulkaneifel gehen die Zahlen zurück, von 744 in 2010 auf 423 im vergangenen Jahr.

Rückläufig sind in Trier-Saarburg auch die ausgestellten Moped-führerscheine. Von 18 in 2015 auf gerade mal fünf im vergangenen Jahr. Trotzdem befürwortet Wissing, dass künftig auch 15-Jährige mit dem Moped fahren dürfen. Derzeit liegt das Mindestalter noch bei 16. Das Bundeskabinett hat in der vergangenen Woche den Weg dafür freigemacht. Auch Joachim Einig, Vorsitzender des Fahrlehrerverbands Rheinland in Koblenz, begrüßt die Initiative. Mit der Neuregelung würde „endlich die Möglichkeit geschaffen, unsere Jugendlichen im Sinne der Verkehrssicherheit auf höhere Geschwindigkeiten adäquat vorzubereiten und auszubilden“, sagt der Fahrlehrer unserer Zeitung. Bislang dürfen 15-Jährige nur den Mofa-Führerschein machen. Mofas dürfen höchstens mit 25 Stundenkilometern fahren, für Mopeds ist 45 erlaubt. Es gebe wohl nur wenige Mofas, die tatsächlich nur mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit fahren würden, sagt Einig.

Bereits im vergangenen Jahr habe der Fahrlehrerverband den Antrag gestellt, dass sich auch Rheinland-Pfalz an den Modellversuchen für Mopedfahren ab 15 beteiligen solle. Bislang habe man aber offiziell noch keine Antwort erhalten, sagt Einig. Bedenken wie die der Verkehrswacht, dass dadurch die Unfallzahlen steigen könnten, sieht der Verbandsvorsitzende als unbegründet an. Die Auswertung der Modellversuche, die seit 2013 in drei Bundesländern laufen, habe gezeigt, dass es weder während der Ausbildung zum Mopedführerschein mit 15 noch später beim Fahren vermehrt zu Unfällen kommt. Die Deutsche Verkehrswacht sieht jedoch Sicherheitsrisiken. Jugendliche seien durch fehlende Erfahrung und höhere Risikofreudigkeit besonders gefährdet im Straßenverkehr.

Auch der Trierer Verkehrspsychologe Richard Tank ist skeptisch:  „15 Jährige sind eigentlich noch Kinder, und man sollte sich fragen, ob man ihnen einen Gefallen tut, bereits eine solche Verantwortung zu tragen.“ Auch bei der Herabsetzung des Mindestalters für den Mopedführerschein bestünde weiter die Gefahr, dass die Maschinen „frisiert“ würden und dann schneller führen als erlaubt.

Positiv hingegen bewertet er das Begleitete Fahren mit 17. Viele Jugendliche würden auf die Ratschläge ihrer „Begleiter“ im Auto, zumeist seien es die Eltern, noch hören. Es gebe in der Entwicklungspsychologie aber kein Kriterium, anhand dessen entschieden werden kann, wann Jugendliche reif für den Führerschein seien. Er kenne auch 21-Jährige, „bei denen ich mich frage, welche Reife die haben“.

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