100 Jahre Omnibusverkehr

Wittlich · Ein Linien-Autobus fuhr am 1. Juni 1914 erstmals von Wittlich über Eisenschmitt nach Kyllburg. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich daraus ein großes Netz von Omnibuslinien, das die Stadt Wittlich bis heute mit zahlreichen Gemeinden und Städten in der Eifel-, Mosel- und Hunsrückregion verbindet.

 Ein Rhein-Mosel-Bus der DB Regio wartet am Zentralen Omnibus-Bahnhof (ZOB) in Wittlich auf seinen Einsatz. TV-Foto: Markus Philipps

Ein Rhein-Mosel-Bus der DB Regio wartet am Zentralen Omnibus-Bahnhof (ZOB) in Wittlich auf seinen Einsatz. TV-Foto: Markus Philipps

Wittlich. Nur wenige Meter vom heutigen Zentralen Omnibus-Bahnhof (ZOB) entfernt begann am 1. Juni 1914 vor dem Kaiserlichen Postamt Wittlich in der Personenbeförderung ein neues Zeitalter. Dort startete der Wittlicher Unternehmer Jacob Thanisch im Auftrag der Oberpostdirektion Trier den ersten Autobusverkehr zwischen Wittlich und Kyllburg. Die Fahrtroute des Postautomobils führte vormittags von Wittlich über Minderlittgen, Großlittgen und Himmerod zunächst nach Eisenschmitt. Nachmittags fuhr der Omnibus von Wittlich über Eisenschmitt, Schwarzenborn und Oberkail bis nach Kyllburg.
Stadt geschichte(n)


Als im August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, wurde Jacob Thanisch zum Kriegsdienst einberufen. Obwohl er in den ersten Kriegsmonaten zurückgestellt wurde, musste er am 15. Januar 1915 dennoch den Dienst bei einem Kraftfahrbataillon antreten. Dies führte dazu, dass die Automobilverbindung Wittlich - Eisenschmitt vorübergehend aufgehoben werden musste. Um zumindest den Briefpostverkehr gewährleisten zu können, wurde die Postbeförderung ab dem 5. März 1915 durch fahrende Landbriefträger und Fußboten ausgeführt.
Nachdem ein Antrag der Oberpostdirektion Trier zur Befreiung Thanischs aus dem Militärdienst scheiterte, übertrug man dem Wittlicher Fuhrunternehmer Dominik Elsen den Vertrag zum Betrieb der Automobilverbindung Wittlich - Eisenschmitt. Am 1. Juli 1915 übernahm Elsen den Verkehr auf der Motorpostlinie und setzte den Betrieb zunächst fort. Da die Heeresverwaltung des Deutschen Reiches im Verlauf des Ersten Weltkrieges aber immer mehr Kraftfahrzeuge für den Militäreinsatz einzog, musste die Postautolinie letztendlich doch eingestellt werden.
Erst nach Kriegsende plante die Oberpostdirektion Trier die Wiederbelebung beziehungsweise Neueinrichtung von Kraftpostlinien in der Region. So eröffnete die Deutsche Reichspost im August 1920 wieder eine von Wittlich über Großlittgen nach Kyllburg. Fünf Jahre später wurde eine neue Verbindung von der Säubrennerstadt über Bausendorf nach Ürzig (Bahnhof) geschaffen und später bis Kröv ausgebaut. Von den 1930er Jahren an betrieb die Reichspost weitere Linien zwischen Wittlich und Speicher, Gerolstein, Daun, Manderscheid, Pantenburg, Wengerohr, Zeltingen und Osann.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte eine Erweiterung des bestehenden Netzes bis nach Bitburg und Mayen. Außerdem richtete nun auch die Deutsche Bundesbahn neue Busverbindungen von Wittlich nach Daun, Trier, Wengerohr, Bernkastel-Kues, Zeltingen und Minheim ein. In den 1970er Jahren wurden die Bahn- und Postbusse in der Omnibusverkehrsgemeinschaft Bahn-Post vereinigt. Schließlich führte man in den 1980er Jahren den regionalen Postreisedienst in den Geschäftsbereich Bahnbus (GBB) Rhein-Mosel der Deutschen Bundesbahn über. Daraus ging am 1. Oktober 1989 die Rhein-Mosel-Verkehrsgesellschaft (RMV) hervor, die seit 2008 unter dem Namen Rhein-Mosel-Bus mehrere Buslinien zwischen Eifel, Mosel und Hunsrück betreibt.
Extra

 Das Wittlicher Postamt in den 1930er Jahren mit einem Omnibus der Kraftpostlinie Wittlich – Speicher. Foto: Kreisbildarchiv Bernkastel-Wittlich

Das Wittlicher Postamt in den 1930er Jahren mit einem Omnibus der Kraftpostlinie Wittlich – Speicher. Foto: Kreisbildarchiv Bernkastel-Wittlich

Als die Thurn- und Taxis\\'sche Postroute Koblenz-Trier eingerichtet wurde, erwarb der Posthalter Carl Caspers Fier aus Cues um 1725 das ehemalige Anwesen der Herren von Awach am Wittlicher Marktplatz. Im Jahre 1753 errichtete Fier an dessen Stelle ein dreigeschossiges Barock-Gebäude, das bis ins Jahr 1854 als Posthalterei und später als Sitz der preußischen Verwaltung diente. Danach beherbergte es einen Gasthof, eine Lebensmittelgroßhandlung sowie das ehemalige Kaufhaus Freckmann. Nachdem Wittlich an das preußische Eisenbahnnetz angeschlossen wurde, errichtete man im Jahre 1886 das ehemalige Kaiserliche Postamt in der heutigen Schlossstrasse gegenüber des Bahnhofs. Aufgrund des seinerzeit zunehmenden Postverkehrs und mangelnder Platzverhältnisse wurde am Anfang der 1930er Jahre ein neues Postgebäude am Schlossplatz erbaut. Am 4. April 1933 bezog die Deutsche Reichspost dieses "neue Postamt". Es beherbergt bis heute eine Dienststelle der Deutschen Post. phi

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