117 Hunolsteiner trotzen dem Regen

Hunolstein · 117 der 241 Hunolsteiner Bürger sind der Einladung des TV zur Dorffotoaktion gefolgt. Auch der Regen konnte der guten Laune nichts anhaben. Schauplatz war die eindrucksvolle, mehr als 800 Jahre alte Burgruine.

Hunolstein. Die Hunolsteiner Ortsvorsteherin Marita Bernard schaut an diesem Nachmittag gut gelaunt in die Welt "Ich bin stolz, dass so viele Leute gekommen sind. Das zeigt das hier herrschende Zusammengehörigkeitsgefühl", sagt sie. Bernard hatte aber auch kräftig die Werbetrommel gerührt, um möglichst vielen Mitbürgern die Teilnahme an der Dorffotoaktion des Trierischen Volksfreunds ans Herz zu legen.
Auch die Gemeindeschelle kommt an diesem Nachmittag zum Einsatz. Allerdings nicht um für Ruhe zu sorgen. Im Gegenteil: Die Jugendlichen Nico Bernard, Elena Bernard und Lukas Peters gehen eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn durch den Ort und weisen die Bürger noch einmal auf das Treffen an der Burgruine hin. "Fototermin", schallt es durch den Ort.
Da zeigt sich der Himmel zwar auch schon bedeckt, aber es ist noch trocken. Und die Hunolsteiner machen sich in großer Zahl auf den Weg zum Wahrzeichen ihres Ortes. 117 zählt TV-Fotograf Klaus Kimmling. Bei 241 Einwohnern ist das fast die Hälfte.
Kimmling hat sich die Bürger gerade zurechtgestellt, da beginnt es zu regnen. Der Fotograf drückt ein paar Mal auf den Auslöser, dann flüchten sich die Leute unter einen großen Baum. Ein paar Minuten später wiederholt sich das Spielchen. Aber das Gruppenfoto ist im Kasten.
Der jüngste Teilnehmer, Samuel Merk (viereinhalb Monate), wird sich darauf genauso wiederfinden wie der älteste, der 83 Jahre alte Hermann Steinmetz.
Mehrere der 117 Bürger tragen ein grünes T-Shirt. "Alleh Retsch" steht auf der Rückseite. Es ist das Motto der sehr aktiven Karnevalisten. Für Nicht-Hunolsteiner: Retsch steht für Rutschen und bezieht sich auf die steilen Felsen der mächtig über dem Dhrontal stehenden Burgruine, die auf eine 800 Jahre alte Geschichte zurückblickt.
Die "Hunolsteiner Felsenrutscher", so steht es auf der Vorderseite der T-Shirts, sind im Vereinsring verankert. "Wir sind ein ziemlich eingespieltes Team, planen die Feste und organisieren die Dienste", sagt Norbert Bernard, der Vorsitzende des Vereinsrings. Die Ruine, ein Etappenziel der Hunolsteiner Klammtour, ist auch an diesem Nachmittag Ziel mehrerer Wandergruppen. "Sie ist schon etwas Besonderes für den Ort", sagt Heinz Knob, Fußball-Urgestein des SSV Dhrontal und TV-Zusteller.
1992 war das Gelände Schauplatz der 800-Jahrfeier des Ortes. Viele Bürger erinnern sich noch daran. "Damals war die Hölle los. Das Fest ging über fünf Tage", sagt Ortsvorsteherin Bernard. "Ich habe damals bei den Vorbereitungen das Treppengeländer gebaut", erzählt Hermann Steinmetz.
"Es wäre schön, wenn das Gelände öfter für Veranstaltungen genutzt würde", sagt Gertrud Rössler. In der Vergangenheit gab es auch einige Konzerte. "Strom und Wasser müsste ein Veranstalter bezahlen, mehr nicht", wirbt Ortsvorsteherin Bernard. Auch Sabine Lütt und Matthias Lilienmond sind gekommen. Die beiden wohnen seit einem Jahr in dem Ort. "Wir sind sehr gut aufgenommen worden, die Leute sind sehr aufgeschlossen", sagen der gebürtige Schweizer und die gebürtige Norddeutsche. Gleich drei Bürger hätten sich unlängst bereiterklärt, dem Paar das geschlagene Holz nach Haus zu liefern, weil die beiden keinen Traktor besitzen.
Angelo Merk, der Vater des kleinen Samuel, ist in Hunolstein groß geworden. Mit 13 zog er mit seinen Eltern nach Morbach. Vor einiger Zeit kam er aber wieder zurück und kaufte ein Haus. "Ich habe Hunolstein vermisst. Deshalb bin ich zu meinem Ursprung zurückgekehrt", sagt er.
Es regnet sich langsam ein. Der Platz vor der Ruine leert sich - auch weil gleich der letzte Spieltag in der Fußball-Bundesliga angepfiffen wird. In Hunolstein zittern viele Fans mit Borussia Mönchengladbach. Sie begeisterten sich für den Offensivfußball der sogenannten Fohlenelf der 1970er und 80er Jahre - und blieben bis heute Fans, erzählt Heinz Knob. "Die sind jetzt alle in der Dorfkneipe und beten für Borussia Mönchengladbach", sagt Marita Bernard zum Abschied.

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