250 Jahre auf der Saite

TRABEN-TRARBACH. (GKB) Nur ein kleiner Kreis von Musikliebhabern erlebte ein großes Konzert in der Trabener Peterskirche mit: Der aus Schweden stammende und in Berlin lebende Ludwig Frankmar spielte auf dem Violoncello Barockmusik von Domenico Gabrielli, Domenico Galli und Johann Sebastian Bach.

Das Cello als Soloinstrument brachte für die meisten Zuhörer ein völlig neues Klangerlebnis, und Frankmars Instrument hat fast 250 Jahre auf den Saiten. Es entstand 1756 in der Werkstatt von Louis Guersan, der um 1713 geboren wurde und um 1781 starb. Er wirkte in Paris und war bekannt für sein außerordentliches handwerkliches Geschick."Unbekannt heißt nicht unbedeutend"

Frankmar verzauberte mit seinem kostbaren Instrument die Zuhörer, die sich überdies freuten, dass der Künstler zu den jeweiligen Stücken und ihren Komponisten Erläuterungen gab. Nur 31 Jahre alt wurde Domenico Gabrielli (1659-1690), der seinerzeit als bekanntester Cellist in Norditalien galt und sich auch einen Namen als Opernkomponist machte. Aus seinen sieben Cello-Solostücken spielte Frankmar das vierte Ricercar in Es-Dur und das siebte in d-moll. Domenico Galli (1649-1697) baute 1691 für den Herzog von Parma-Modena ein unvorstellbar reich verziertes Violoncello und widmete ihm dieses in Zusammenhang mit einer Sammlung von zwölf Sonaten für Solo-Violoncello. Frankmar führte Gallis dritte Sonate auf. "Wenn Künstler heute unbekannt sind, heißt das nicht, dass sie auch unbedeutend sind", erläuterte er dem Publikum, das von der Virtuosität der italienischen Werke beeindruckt war. Die musikalischen Glanzpunkte waren jedoch die Suiten Nr. 1 in G-Dur und Nr. 5 in c-moll von Johann Sebastian Bach (1685-1750), entstanden 1720 in Köthen. Die beiden sechssätzigen Werke spielte der Künstler auswendig. Interessant, dass Bach selbst gar nicht Cello spielen konnte. Die Musikwissenschaft rätselt, warum er diese Solostücke komponiert hat. "Das Cello war zu Bachs Zeit im deutschen Raum ein ganz neues Bassinstrument", sagte der Künstler. Eine Theorie laute daher, Bach habe die Cellosuiten komponiert, um herauszufinden, welche Möglichkeiten in dem Instrument stecken. "Eine gute Theorie", meinte Frankmar, und Kreiskantor Jürgen Rehberg pflichtete ihm bei. Der Organist zeigte sich besonders beeindruckt von dem obertonreichen historischen Cello und hätte diesem außergewöhnlichen Konzert mehr Zuhörer gewünscht.

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