270 Fotografien aus 45 Jahren

Idar-Oberstein · Der Archivar Manfred Rauscher und der Landrat a. D. Axel Redmer stellen den ersten Band ihrer illustrierten Stadtgeschichte Idar-Obersteins vor.

 Mit dem Bau des Elektrizitätswerkes der OIE setzte auch in der Edelsteinschleiferei die Elektrifizierung ein, was wiederum einen rasanten Aufschwung des Gewerbes und die Entstehung zahlreicher neuer Arbeitsplätze nach sich zog. Dieses Foto zeigt einen Blick in die in der Obersteiner Austraße ansässige Firma F. E. Treibs. Foto: Rascher u. Redmer 2013

Mit dem Bau des Elektrizitätswerkes der OIE setzte auch in der Edelsteinschleiferei die Elektrifizierung ein, was wiederum einen rasanten Aufschwung des Gewerbes und die Entstehung zahlreicher neuer Arbeitsplätze nach sich zog. Dieses Foto zeigt einen Blick in die in der Obersteiner Austraße ansässige Firma F. E. Treibs. Foto: Rascher u. Redmer 2013

Idar-Oberstein. Die erste Hälfte des vorigen Jahrhunderts war für Deutschland und Europa eine Zeit der dramatischen Ereignisse, Veränderungen und Wechsel. So war sie einerseits gekennzeichnet von einem rasanten technischen Fortschritt, von dem durch die Durchsetzung der Massenproduktion wie wohl noch nie zuvor in der Geschichte auch breite Bevölkerungsschichten profitierten. Auf der anderen Seite gab es tiefgreifende wirtschaftliche und politische Krisen und Umwälzungen, vor allem aber zwei Kriege, die an Grausamkeit und Zerstörungskraft alles bisher Dagewesene übertrafen.
Tiefe Spuren


Diese Entwicklungen hinterließen auch in Idar-Oberstein tiefe Spuren, die die Stadt zum Teil bis heute prägen. Der Stadtarchivar Manfred Rauscher und der frühere Landrat Axel Redmer haben in einem gemeinsamen Projekt eine illustrierte Stadtgeschichte des 20. Jahrhunderts erarbeitet, von der der erste Teil, welcher die Zeit von 1900 bis 1945 umfasst, in diesen Tagen erschienen ist.
Auf 128 Seiten wird anhand von 270 historischen Aufnahmen die Entwicklung der Stadt dokumentiert, in der sich die völlig unterschiedlichen Facetten dieser unruhigen Zeit widerspiegeln.
Da gibt es zu Beginn des Jahrhunderts den Aufstieg der Schmuckindustrie, der sich auch städtebaulich bis in unsere Tage niederschlägt. Da werden die technischen und sozialen Umwälzungen gezeigt, der Bau von Wasserleitungen, dem Elektrizitätswerk, dem Obersteiner Krankenhaus, der ersten Straßenbahn. Aber es gibt auch Einblicke in das Arbeitsleben, etwa in den Schleifereien. Ebenso werden Alltag und Freizeit der Menschen behandelt, der Siegeszug des Fußballs und seine Entwicklung zum Breitensport oder die Blütezeit der Kultur- und Gesangvereine.
Eine Zeit der Umbrüche


Aber es ist auch die Zeit der politischen Umbrüche vom Kaiserreich über den Ersten Weltkrieg, die fast vergessene deutsche Revolution mit ihren diversen Räterepubliken und die Weimarer Republik bis hin zum nationalsozialistischen Terror, der Gleichschaltung und der Katastrophe, dem Zweiten Weltkrieg.
Wenn Rauscher und Redmer hier auch vor allem die Bilder sprechen lassen, mit denen sich diese Entwicklungen auch für unsere Region fast lückenlos dokumentieren lassen und die in aller Regel auch von erstaunlich guter Qualität sind, so sind es dann doch die fundierten Kommentare, Überleitungen und Bildunterschriften, die aus der Sammlung ein spannendes Geschichtsbuch machen.
Ein Buch, das gerade durch seinen Blick auf die "kleinen" Ereignisse zeigt, dass Geschichte nicht nur die von "denen von da oben" ist, sondern etwas, das jede individuelle Biografie bestimmt. red
Manfred Rauscher, Axel Redmer: Idar-Oberstein 1900 bis 1945: Eine illustrierte Stadtgeschichte. Sutton Verlag. 128 S., 18,95 Euro

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