350 Bürger setzen ein Zeichen für die Polizei

Morbach · Veranstaltung mit Signalcharakter: 350 Menschen sind auf Einladung von Gemeinde und Rat in die Baldenauhalle gekommen, um gegen mögliche Einschränkungen bei der Polizeiinspektion Morbach zu protestieren.

Morbach. 3000 Unterschriften für den Erhalt der Polizeiinspektion und 350 Bürger, die sich an einem ganz normalen Werktag aufmachen, um "ihre" Landtagsabgeordneten zu hören: Für Bürgermeister Andreas Hackethal ist das ein klares Signal. "Sie haben eindrucksvoll Flagge für die Polizei gezeigt", sagt er. Der Gemeindechef hat zusammen mit den Ratsgruppierungen kurzfristig in die Baldenauhalle eingeladen.
Ziel der Veranstalter ist es, die rund um die Uhr besetzte Morbacher Inspektion, eine der kleinsten im Land, zu erhalten. Sie befürchten eine Abstufung zu einer Wache, die nur unter der Woche und tagsüber besetzt wäre. Morbacher, aber auch Menschen aus Bernkastel-Kues, Thalfang und aus Traben-Trarbach, wo die Polizeiwache von Schließung bedroht ist, sind in die Baldenauhalle gekommen. Landrat Gregor Eibes und Peter Werland, Leiter der Inspektion, sind ebenfalls da.
Hackethal nennt es ein "ganz starkes Zeichen", dass alle drei Landtagsabgeordneten des Wahlkreises trotz wichtiger Termine in Mainz nach Morbach gekommen sind. Die drei haben sich bereits beim Innenminister für Morbach eingesetzt. Am befreitesten von ihnen kann Alex Licht in Morbach sprechen. Als Christdemokrat vertritt er die Opposition. Seine Botschaft an die Arbeitsgruppen, die sich unter Beteiligung der Polizei bis Oktober Gedanken über Einsparmöglichkeiten bei den Ordnungshütern machen, lautet: Prozesse zu optimieren ist in Ordnung, an der Sicherheit zu sparen jedoch nicht.
Er verweist auf Studien, die den Zusammenhang zwischen Präsenz und Prävention aufzeigen. Sei die Polizei nicht mehr vor Ort, beginne eine Abwärtsspirale. Provozierend bringt er Berlin als Beispiel. Dort wurden 3000 Polizisten eingespart - und viele Autos brannten. Für eine Aufstockung der Polizeikräfte spricht laut Licht die Tatsache, dass 1000 Polizisten mit Aufgaben betraut seien, die nicht zur ihrer originären Arbeit gehören. Geplant ist jedoch eine Reduktion der Kräfte um 400 auf 9000.
Sozialdemokratin Bettina Brück unterstreicht, dass die Inspektion wichtig sei für das Sicherheitsempfinden der 20 000 Bürger im Zuständigkeitsbereich und für Firmenansiedlungen sowie die 3500 bestehenden Arbeitsplätze. Sie räumt jedoch ein, dass man die Ergebnisse der Arbeitsgruppen diskutieren müsse.
Jutta Blatzheim-Roegler von den Grünen betont die besondere geografische Lage Morbachs ("Idar-Oberstein und Bernkastel-Kues sind im Winter verdammt weit weg") und nennt Unfallzahlen der Hunsrückhöhenstraße, die zeigen, wie wichtig die Präsenz der Polizei auch nachts ist. Wie Licht fordert auch die Grünen-Politikerin, den ländlichen Raum attraktiv zu erhalten.
Klare Worte kommen auch von Josef Schumacher von der Gewerkschaft der Polizei. Vor dem Hintergrund einer steigenden Kriminalitätsentwicklung und Problemen bei den Wechselschichten fordert er ebenfalls mehr Polizisten und zwar 10 000. Die Landesregierung kritisiert er, weil sie von der Optimierung der Polizeistrukturen spreche, aber Einsparungen meine.
Unterschriften für den Erhalt der Inspektion werden noch bis zum 25 September gesammelt. Die Listen liegen in Morbacher Geschäften und im Rathaus aus.

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