386 Flüchtlinge warten auf ihre Zukunft

Bernkastel-Wittlich · In Bernkastel-Wittlich wartet eine große Zahl von Menschen auf eine neue Heimat: 386 Flüchtlinge werden hier betreut. Ihre Zahl steigt. Mit 922 000 Euro im Jahr unterstützt der Landkreis die Zwischenstation dieses Personenkreises.

Bernkastel-Wittlich. 502 Euro im Monat, längstens für drei Jahre: Das ist ein Mensch dem Land als Pauschale wert. Diesen Betrag erhält der Landkreis Bernkastel-Wittlich dafür, dass Flüchtlinge aus aller Welt hier überleben können, bis über ihr weiteres Schicksal entschieden ist, etwa ihr Asylantrag Erfolg hat oder nicht.
Die Pauschale reicht längst nicht aus. Für 2014 rechnet der Landkreis mit 922 000 Euro, die er für "seine" 386 Flüchtlinge übernehmen wird. 2013 gab es 231 betreute Menschen. Ein weiterer Anstieg der Asylbewerberzahlen wird erwartet. Deshalb lautet die rein finanzielle Prognose für Bernkastel-Wittlich: 2015 wird der Kreis mit ungedeckten Restkosten von 1,235 Millionen Euro kalkulieren müssen.
Für 2014 werden die voraussichtlichen Zahlen in einem Sachstandsbericht dem Kreisausschuss in seiner Sitzung am 13. Oktober vorgelegt. Die SPD-Fraktion hatte die Übersicht gewünscht.
Demnach wird mit 1,92 Millionen Euro für Lebensunterhalt und Unterkunft, 310 000 Euro für ambulante und 410 000 Euro für stationäre Krankenhilfe gerechnet. Zusammen sind das 2,64 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2013 waren es 1,678 Millionen Euro. Abzüglich der Landeserstattung schultert der Kreis in diesem Jahr die verbleibenden 922 000 Euro. 2013 waren es 744 000 Euro.
Keine Sammeleinrichtungen


Der Sachstandsbericht dokumentiert auch die Unterbringung der Menschen. Im Landkreis gibt es keine großen Sammeleinrichtungen, was als Vorteil gewertet wird: "Durch die dezentrale Unterbringung entsteht bisher keine unzumutbare Konzentration von Flüchtlingen in den einzelnen Kommunen. Beschwerden aus der Bevölkerung sind hier nicht bekannt." Deshalb wolle man daran festhalten, die Flüchtlinge in privaten Wohnungen oder im Einzelfall vorübergehend in Hotels oder Pensionen unterzubringen. Letzteres sei bislang absolute Ausnahme.
Wie viele Unterkünfte es aktuell sind, ist nicht dokumentiert. Allerdings kommt es mit den kontinuierlich ansteigenden Flüchtlingszahlen vermutlich zu Engpässen.
Landrat Gregor Eibes hat deshalb im September die Bürgermeister angeschrieben und gebeten, ihre Anstrengungen bei der Wohnungssuche zu verstärken, denn es "sei wichtig, genügend privaten Wohnraum bereitzustellen, um auch weiterhin eine dezentrale Unterbringung der Asylbewerber sicherstellen zu können und damit der Bildung von sozialen Brennpunkten entgegen zu wirken." Sein Schreiben hat der Landrat einen Tag nach einer Information des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BaMF) aufgesetzt.
Das BaMF hat aktuell seine Prognose für 2014 deutlich nach oben korrigiert. Für das Land Rheinland-Pfalz wird von einer Steigerung von rund 68 Prozent gegenüber dem Vorjahr ausgegangen. Im Sachstandbericht der Kreisverwaltung heißt es zur bundesdeutschen Lage: "In Anbetracht der Situation der Flüchtlinge im Mittelmeerraum und der Erfahrung der letzten Jahre, erwartet das BaMF mehr als 200 000 Flüchtlinge."
Die dramatischen Nachrichten aus dem Mittelmeerraum reißen nicht ab. Manche landen nach einer lebensgefährlichen Flucht in großen Sammelunterkünften. Wen es in den Landkreis Bernkastel-Wittlich verschlagen hat, der landet womöglich in einem kleinen Ort und hat mit den Auswirkungen der hiesigen Landflucht zu kämpfen.
Dazu nimmt der Sachstandsbericht in einem Absatz über die Sicht der Asylbewerber selbst Stellung:"Seitens der Flüchtlinge wird oft bemängelt, dass an dem jeweils zugewiesenen Wohnort weder eine ärztliche Versorgung noch Einkaufsmöglichkeiten vorhanden sind." Auch sei der öffentliche Nahverkehr teils schlecht oder nicht vorhanden. Die Fahrtkosten müssen die Flüchtlinge von ihrem Regelsatz zahlen.Thema im Kreisausschuss


Deshalb gebe es beim Landkreis die Tendenz, "Flüchtlinge überwiegend in Orten mit ausreichender Infrastruktur unterzubringen, wodurch Kapazitäten in den übrigen Kommunen ungenutzt bleiben".
Der Sachstandsbericht zur Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlingen im Landkreis Bernkastel-Wittlich ist Thema der öffentlichen Sitzung des Kreisausschusses am Montag, 13. Oktober, 14.30 Uhr, in der Kreisverwaltung in Wittlich.

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