"60 Euro zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten"

Wittlich · Er lebte auf Schloss Bekond (Landkreis Trier-Saarburg), wohnte später in Wittlich und vermachte seine Gemälde 1973 gegen eine Rente der Stadt Wittlich: Am Samstag, 40 Jahre nach dem Tod des Malers Hugo Möhl, hat die Stadt einen Teil seiner Sammlung in der Synagoge Wittlich versteigern lassen und erzielte 14 570 Euro.

Wittlich. "Nummer 41, Bleistiftzeichnung, Wittlich Rathaus", Auktionator René Blumer bittet die 80 Besucher der Kunstauktion in der ehemaligen Synagoge ihre Gebote abzugeben. "Zehn Euro sind vorgeboten. Dann hätte ich gerne mehr als zehn Euro. Die Nummer 33 bietet 20 Euro. 20 Euro zum Ersten, zum Zweiten und", Blumer schwingt den Holzhammer auf den Tisch, "20 Euro auch zum Dritten - an die Nummer 33." Wie die Bleistiftzeichnung kommen am Samstag 465 weitere Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen des Eifeler Kunstmalers Hugo Möhl (siehe Extra) in Wittlich unter den Hammer.Höchster Preis: 240 Euro


80 Kunstliebhaber liefern sich teils heftige Bietergefechte, um die Landschaftsgemälde aus Eifel, Mosel und Hunsrück sowie die abstrakten Studien des Malers zu ersteigern. "Er hat sich in allen Techniken und Stilrichtungen versucht und war sehr aktiv", beschreibt Elke Scheid, Bibliothekarin der Stadt Wittlich, das künstlerische Schaffen von Hugo Möhl.
Reno Daschmann, Geschäftsführer des Auktionshauses Wiesbaden, sagt vor Beginn der Versteigerung: "Zwischen 20 000 und 40 000 Euro können wir heute erzielen. Es gibt viele Vorgebote, die übers Internet reingekommen sind." Daschmann, der die Versteigerung gegen eine Provision von 19 Prozent mit einem Team von sechs Leuten durchführt, schätzt Möhls Arbeiten: "Es sind einige abstrakte Sachen darunter, die richtig gut sind, einen sehr hohen künstlerischen Anspruch haben, die aber sehr spät kamen, als eigentlich schon niemand mehr in dieser Art malte."
Das Publikum ist aus allen Landschafsteilen wie Eifel, Mosel und Hunsrück, die der Künstler verewigt hat, angereist. Doch als die Versteigerung am Samstagnachmittag nach mehr als drei Stunden endet, ist die Stadt nur um 14 570 Euro reicher und bloß 377 der 466 angebotenen Werke haben einen neue Besitzer.Hoch gehandelt


Das Gemälde "Waldweg" erzielt mit 240 Euro den höchsten Preis. Aber auch das in Öl gemalte "Dauner Pulvermaar" wird mit 170 Euro relativ hoch gehandelt. "Möhl ist halt kein Eifelmaler vom Format eines Fritz von Wille, der im Gegensatz zu Möhl im vierstelligen Bereich gehandelt wird", sagt Joachim Bönsch (51), der aus Daun angereist ist. "Aber dafür kann man mit Möhl sehr günstig heimatliche Bilder kaufen." Bönsch ersteigert am Samstagmittag für 60 Euro die Katalognummer 23, eine in Öl gemalte Ansicht der Wildenburg in der Eifel. "So ein Gemälde verliert kaum an Wert", sagt Bönsch. Und im Gegensatz zu einer Aktie könne man sich daran auch noch erfreuen.
Geschäftsführer Reno Daschmann: "Die Leute können hier ein Stück Heimatgeschichte kaufen. Möhl hat hier gelebt. Die Bieter kennen die Straßenfluchten, die er gemalt hat. Wenn die Kunstwerke hier in der Region bleiben, ist das gut. Denn hier gehören sie auch hin."Extra

Der Kunstmaler Hugo Möhl (1893-1974) aus Düsseldorf zog 1964 nach Neumagen, 1966 nach Bekond und wohnte später in Wittlich. 1973 hatte er mit der Stadt einen Rentenvertrag geschlossen. Dafür trat er seine Gemälde, aber auch Möbel und Porzellan an die Stadt ab. Möhl war ein vielseitiger Künstler. In seinen Gemälden verewigte er die Mosellandschaft der Region Trier ebenso wie Eifelmotive zwischen Gemünd und Wittlich. Zudem versuchte sich Möhl sowohl in Stadtansichten, als auch abstrakten Studien. Seinen größten Ruhm erlangte Möhl als ausstellender Künstler auf der "Großen Deutschen Kunstausstellung" in München (1937 - 1944) im nationalsozialistischen Deutschland. Sie wurde als die wichtigste kulturelle Veranstaltung im Nazi-Deutschland propagiert. Hugo Möhl war mit zwölf Werken vertreten. In Abgrenzung dazu diskreditierte Hitler die zeitgenössische Kunst mit der Ausstellung "Entartete Kunst" im Münchner Hofgarten, die einen Tag später begann. Adolf Hitler kaufte zwei Zeichnungen von Möhl, "Stadtschloß" und "Garnisionskirche" in Potsdam, für 1100 Reichsmark. Reichspropagandaleiter Joseph Goebbels erstand Möhls Aquarell "Berliner Schloß" für 1350 Reichsmark. cmo

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