60. Kröver Trachtentreffen: Fröhliche Tänzerinnen, witziger Bürgermeister

Kröv · Die Kröver lieben die Tradition. Zum 60. Mal feierte der große Moselort das Internationale Trachtentreffen. Wie schon beim ersten Mal im Jahr 1954: Im Mittelpunkt steht die schwimmende Bühne, auf der Gruppen aus aller Welt tanzen. Eine wichtige Nebenrolle spielte auch die Politik.

60. Kröver Trachtentreffen: Fröhliche Tänzerinnen, witziger Bürgermeister
Foto: Klaus Kimmling

Günter Müllers, Ortsbürgermeister von Kröv, ist ein Charmeur alter Schule. Wie liest man vor einem großen und aufmerksamen Publikum einer hübschen und intelligenten Dame von Welt die Leviten? Müllers schaffte dies mit viel Witz. Und die Dame, Staatssekretärin Heike Raab vom Mainzer Innenministerium, konnte ihm noch nicht einmal böse sein. Für ein Küsschen hielt die Moselanerin aus Cochem dem Kröver Ortschef sogar die Wange hin.

Das Innenministerium will Kröv-Bausendorf mit Traben-Trarbach vereinen, für Müllers ein Ding der Unmöglichkeit. Müllers weiß: Ein ungeschriebenes Gesetz besagt, dass beim Festakt zur Eröffnung des Trachtentreffens nicht über aktuelle Tagespolitik gesprochen werden soll. Aber diesmal geht es um nichts weniger als um die Existenz der VG Kröv-Bausendorf. Müllers gelang die Gratwanderung. Er lobte, er schmeichelte, er umwarb die Dame aus Mainz, gleichzeitig brachte er es fertig ihr klarzumachen: "Heike, tu uns das nicht an, denn sonst ..."

Keine Pfiffe für Raab

Heike Raab hielt die Festrede, das tat sie kurz und bündig, dafür bewies sie im Dialog mit Müllers Witz und Schlagfertigkeit. "Sind Sie für den Erhalt der Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf?", fragte der Ortschef. Raab: "Das Kröver Himmelreich geht nie unter, egal unter welcher Verbandsgemeinde." Lautes Gegrummel im Publikum, aber keine Pfiffe.

Mehr Lob kann derzeit ein Vertreter der Landesregierung in Kröv nicht ernten. Müllers kündigte nach einem kühlen Frühling einen heißen Sommer an. Das sei gut für die Trauben, die Landesregierung könnte aber dabei ins Schwitzen kommen.

Genug von Politik. Das Trachtentreffen ist ja ein Fest der Freude, der Völkerverständigung und des Weines. Am Freitagabend hieß es Abschied nehmen von Mosella Kathrin Schnitzius. Ihre Nachfolgerin ist Maureen Reichert. Gebietsweinprinzessin Julia Gessinger setzte der jungen Dame die silberne Krone auf. Als Weinprinzessin steht ihr Sarah Schnitzius zur Seite. Am Samstag dann ein Stelldichein ehemaliger Mosellas. Sogar Mosella Marizza, die beim ersten Trachtentreffen von 60 Jahren die Krone trug, war mit ihrem Ehemann aus Essen angereist. Die Damen lachten, feierten, genossen den kühlen Wein und fühlten sich wie eine große Familie.

Tänze aus aller Welt

Gruppen aus Irland, dem Baskenland, der Schweiz, Polen, den Niederlanden und verschiedenen Regionen Deutschlands zeigten folkloristische Tänze auf der schwimmenden Bühne. Die irischen Mädchen steppten mit Klapperschuhen gekonnt übers Parkett, die baskischen Jungen und Mädchen zeigten traditionelle Tänze, und die polnischen Studenten aus Krakau überzeugten nicht nur mit Tanz, sondern auch mit volkstümlichen Liedern. Bei bestem Festwetter schlängelte sich gestern Nachmittag der große Trachtenfestzug durch den Weinort. Den Abschluss bildete wie immer der Festwagen Kröver Nacktarsch.

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