60 Neugierige und mehr als 100 Fragen

Neunkirchen · Kommunalreform: Die Bürgermeister von Hermeskeil und Morbach haben sich der Sorgen der Neunkirchener Bürger angenommen.

 Die Besucher der Informationsveranstaltung im Neunkirchener Gemeindehaus verfolgen die Antworten der beiden Bürgermeister. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Die Besucher der Informationsveranstaltung im Neunkirchener Gemeindehaus verfolgen die Antworten der beiden Bürgermeister. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Neunkirchen Ruhig und sachlich war die Informationsveranstaltung zur Kommunalreform im Gemeindehaus Neunkirchen (Landkreis Bernkastel-Wittlich) geplant. Und genauso ist der offizielle Teil des Abends abgelaufen. Der Morbacher Bürgermeister Andreas Hackethal und sein Hermeskeiler Kollege Michael Hülpes haben sich vor etwa 60 Neugierigen den Fragen gestellt, die Bürgermeister Richard Pestemer und Anne Schlags, die sich per Unterschriftenaktion für eine solche Veranstaltung eingesetzt hat, zuvor bei einem Rundgang bei den 160 Einwohnern der Ortsgemeinde gesammelt hatten. Und das waren eine Menge: Mehr als 100 Fragen, einige davon mit Unterpunkten, sind allen Besuchern per Beamer an der Wand gezeigt und von den beiden Bürgermeistern beantwortet worden.
Alle lokalpolitischen Themen, die zuvor auch die Bürger in anderen Orten interessiert hatten, haben die Neunkirchener angeschnitten: angefangen von Kindergärten und Schulen über Friedhöfe, den öffentlichen Personennahverkehr, die Wasserversorgung und Wasserpreise bis zu den Infrastruktureinrichtungen in Thalfang wie dem Rathaus und dem Gesundheits- und Erholungszentrum. Dabei hatte Hackethal aufgrund der Einheitsgemeinde-Struktur in Morbach wesentlich mehr Fragen zu beantworten als Hülpes. Einzelne Fragen sorgten beim Publikum für Gelächter. So wollte zum Beispiel jemand wissen, ob für die Nutzung der Kreisstraße nach Talling bei einem Wechsel Neunkirchens nach Hermeskeil und damit in den Nachbarkreis künftig Maut zu entrichten sei. "Das ist nicht zu erwarten", sagte Hülpes.
Hackethal hat das System der Einheitsgemeinde im Verlauf des Abends immer wieder als "große Solidargemeinschaft" bezeichnet, von dem jeder Ortsbezirk profitiere. Das Modell sehe er als zukunftsweisend, es gebe in Morbach niemanden, der zurück zur Verbandsgemeinde wolle. Einer Zwangsfusion von Thalfanger Ortsgemeinden in die Einheitsgemeinde Morbach gegen deren Willen hat Hackethal erneut eine Absage erteilt, er setze weiter auf Freiwilligkeit. Hülpes sagte, seine Verwaltung sehe sich als Dienstleister für die Ortsgemeinden in Hermeskeil und verwies auf Beschlüsse seines Rats, Neunkirchen bei Interesse in die VG Hermeskeil aufzunehmen.
"Wir laden Sie ein, wie alle Ortsgemeinden, die selbstständig bleiben wollen, mit Hermeskeil eine VG Hochwald zu bilden", sagte er.
Eine Diskussion hat sich während der Fragerunde, durch die der Thalfanger VG-Bürgermeister Marc Hüllenkremer geführt hat, nicht entwickelt und war aufgrund der vielen abzuarbeitenden Fragen auch nicht gewünscht. Einige Bürger haben sich lediglich mit Verständnisfragen zu Wort gemeldet. Trotz der langen Dauer von dreieinhalb Stunden haben nur vereinzelt Besucher die laut Ortsbürgermeister Richard Pestemer "disziplinierte und sehr ruhige" Infoveranstaltung verlassen. Erst nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung gab es Gelegenheit zur Diskussion. Martin Schuh aus Neunkirchen forderte von Pestemer einen neuen Bürgerentscheid. "Das kann man noch vor dem 30. Juni machen", meinte Schuh. "Ich sehe dazu keine Veranlassung", entgegnet der Ortsbürgermeister. 2012 habe sich die Gemeinde in einem Bürgerentscheid bereits für die Beibehaltung der Selbstständigkeit ausgesprochen. Pestemer verwies darauf, dass der Gemeinderat das Recht habe, den Bescheid aufrecht zu erhalten. Ein neuer Bürgerentscheid sei Sache der Bürger.

Extra: AUF ALLE PUNKTE EINGEGANGEN


Anne Schlags, die mit einer Unterschriftenaktion die Informationsveranstaltung durchgesetzt hat, zeigte sich mit dem Verlauf des Abends zufrieden. Es sei sachlich und fair auf alle Punkte eingegangen worden. Schlags würde einen neuen Bürgerentscheid begrüßen, will eine solche Initiative aber nicht betreiben.

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