85 Jahre im Weinberg des Lebens

Traben-Trarbach · Dank empfindet er für ein langes und abwechslungsreiches Leben. Richard Ochs, Traben-Trarbacher Weinkaufmann, ist 85 - und tief verwurzelt in seiner Heimatstadt. Die Stationen seines Lebens spiegeln auch deren Entwicklung wider.

 Strahlender Jubilar: Richard Ochs mit Frau Gisela. TV-Foto: Jens Buchner

Strahlender Jubilar: Richard Ochs mit Frau Gisela. TV-Foto: Jens Buchner

Traben-Trarbach. 1928 als Sohn der Kauffrau Hildegard Ella und des Weinhändlers Richard Hermann Ochs in Traben geboren, absolviert Richard Ochs die Grundschule und macht dann sein Abitur am heimischen Gymnasium. Es folgen schlimme Jahre. Der 16-Jährige gerät als Schüler-Soldat in die Wirren des Kriegsendes. Im Mai 1945 muss er 500 Kilometer zu Fuß nach Hause laufen.
Stadt geschichte(n)


Zuerst lernt Ochs Weinbau in Bad Kreuznach und Weinhandel in Koblenz. Nach dem frühen Tod des Vaters arbeitet der junge Weinkaufmann bald als Geschäftsführer in der familieneigenen Kellerei. Später bringen ihn unter anderem die dort erworbenen Kenntnisse in leitende Positionen bei international tätigen Weinhandelsunternehmen. Mit 23 Jahren heiratet Richard Ochs die Trarbacher Weingutstochter Annelies Storck. Beide freuen sich bald über die Söhne Peter und Achim. Spätere Jahre führen Ochs auf die Burg Eltz. Als Leiter des gräflichen Weinkabinetts empfängt er dort so prominente Gäste wie den damaligen Außenminister Hans-Dietrich Genscher. Einige Kisten Eiswein von der Mosel bringt er damals bis in die "wie im Märchen aussehende" Küche des großherzoglichen Schlosses in Luxemburg.
Mehr Klasse statt Masse


1986, ein Jahr nach dem "Jahrhundertskandal" um mit Frostschutzmittel verunreinigten Wein, unternimmt der inzwischen Geschiedene etwas gänzlich Neues. Im gerade zum Hotel Moselschlösschen umgebauten Weingut Rumpel eröffnet er mit seiner zweiten Frau Gisela ein Weinlokal.
Das Forum Weinfass tritt mit einer Konzeption an, die es in Traben-Trarbach so noch nicht gegeben hat. Ausschließlich rebsortenreine, aus Einzellagen und Erzeugerabfüllungen stammende Weine stehen auf der Karte. Dahinter steht eine Vertriebskooperation einheimischer Weingüter.
Im Forum geht es um Wein-Identität und Wein-Qualität. Das ist ein Bruch mit der bis dahin vorherrschenden "Wein-Philosophie", die vor allem auf Masse, weniger auf Klasse setzte.
Als Wein- und Stadtbotschafter war Richard Ochs weitere Jahre aktiv für seine Heimatstadt. So ist ihm nicht nur die in den vergangenen Jahren gelungene Wiedererweckung der bislang gut 30 historischen Weinkeller der "Unterwelt" mitzuverdanken.
Auch zahlreiche Aufsätze über die Kellerarchitektur der Doppelstadt stammen aus seiner Feder. Zwei historische Manuskripte über die Mosel hat er aus dem Englischen übersetzt. Als neu aufgelegte Bücher (eines erscheint in Kürze) hat er sie so Touristen und Einheimischen wiedererschlossen.
Von der Antarktis bis Polynesien


Die nötigen Sprachkenntnisse dazu erwarb der Jubilar als Leiter von Studienreisen. Sie führten Ochs noch bis 2004 auch in so entlegene Ecken wie Polynesien, die Antarktis, Madagaskar oder Mauritius.
Und immer war er auch als Weinbotschafter unterwegs. Bei Weinproben in deutschen Niederlassungen in aller Herren Länder warb er für die Vorzüge des Weines von der Mosel. Und verkörperte damit auch die Historie Traben-Trarbachs - vor gut 100 Jahren ein weltweit geachtetes Weinhandelszentrum.
In zahlreichen Sportvereinen sowie fürs Stadtwohl tätigen Gruppen engagiert er sich teilweise seit Jahrzehnten. Nun möchte Richard Ochs es beschaulicher angehen lassen.
Einen "kleinen Wunsch"hat der 85-Jährige noch: "Eine Fahrradtour entlang der Mosel, von der Quelle bis zur Mündung".Extra

 Blick zurück in die Vergangenheit: Das Hochzeitsfoto von Richard Hermann und Hildegard Ella Ochs (geborene Molz), den Eltern von Richard Ochs, vor der Gaststätte Trabener Hof wurde 1926 aufgenommen. Foto: privat

Blick zurück in die Vergangenheit: Das Hochzeitsfoto von Richard Hermann und Hildegard Ella Ochs (geborene Molz), den Eltern von Richard Ochs, vor der Gaststätte Trabener Hof wurde 1926 aufgenommen. Foto: privat

Führungen durch die Unterwelt Jeweils am letzten Freitag im Monat finden in den an der Mosel einzigartigen teilweise mehrstöckigen, über 120 Meter langen historischen Kellergewölben Traben-Trarbachs UnterweltFührungen statt. Beginn: 18 Uhr, Dauer: circa 1,5 Stunden, Kosten: 5 Euro (mit einem Glas Wein). Auch Gruppenführungen können gebucht werden (70 Euro). Alles Weitere bei der Tourist-Info Traben-Trarbach unter Telefon: 06541/83980. jeb

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