90 Minuten bis zum Gymnasium

GRÄFENDHRON. Ärger mit dem Bus: In der Thalfanger Ortsgemeinde Gräfendhron beschweren sich Eltern über die unzureichende Schulbusverbindung für ihre Töchter nach Bernkastel-Kues.

Die Idylle des Hunsrücks: Sie bedeutet auch Nachteile. Genau das erfahren derzeit Alexandra und Andreas Roth aus Gräfendhron: Ihre Tochter wird ab kommendem Sommer das Gymnasium in Bernkastel-Kues besuchen. Das Problem: Es gibt keine direkte Schulbusverbindung zum Gymnasium in Bernkastel-Kues. Seitdem liegt das Elternpaar mit den Behörden im Clinch. Kernpunkt ist die Frage, was einem Kind auf dem Schulweg an Busfahrt-, Abfahrts- und Wartezeiten zugemutet werden darf. Die Roths fordern eine direkte Schulbusanbindung nach Bernkastel-Kues - unterstützt von den Nachbarn Julia und Reinhold Schröder: Deren Tochter besucht bereits seit drei Jahren das Gymnasium, bislang fährt die Mutter die Tochter aber selbst bis zur etwa vier Kilometer entfernten Busanschlussstelle im Nachbarort Horath. Von dort rollt ein Bus in etwa 60 Minuten über Morbach nach Bernkastel-Kues. "Ein Spagat, irgendwie ist schon jeder Bekannte oder Familienangehörige für mich eingesprungen, wenn ich nicht selbst fahren konnte," sagt Julia Schröder. Genau das werde aber künftig der Dauerzustand sein, weil sie wieder im Berufsleben stehe. Für den Kreis scheint die Sache etwas anders auszusehen. Der zuständige Kreismitarbeiter habe ihm erklärt, dass eine Linie bereits existiere, so Andreas Roth: 6 Uhr früh, direkt von Gräfendhron aus. Allerdings fährt der Bus über Thalfang nach Piesport. Dort ist ein Buswechsel Richtung Bernkastel-Kues fällig - insgesamt über 90 Minuten Fahrtzeit. "Ich sehe nicht ein, warum mein Kind in einem solchen Bus bis zu zwei Stunden sitzen soll, ehe es die Schule erreicht", empört sich der Familienvater. Und der Bus halte im Dorf an der Landstraße. "Unbeleuchtet und im Winter gefährlich", sagt Roth. Für die Eltern bedeutet dies: Entweder die Kinder zum Nachbarort hinfahren und abholen - oder mit dem 6 Uhr-Bus wegschicken, nur damit sie wenige Minuten später in Horath wieder aussteigen. Doch hier müssten die Schülerinnen eine Viertelstunde auf den Anschlussbus warten - insbesondere im dunklen und kalten Winter für die Eltern nicht hinnehmbar. "Unsere Tochter hat es mal probiert. Sie war anschließend fix und fertig", so die Schröders. Beide Eltern kennen die Grenzen des Machbaren: "Die Anfahrtswege sind nicht optimal. Und dass der Bus von Horath um 6 Uhr 25 losfährt, ist auch nicht zu ändern. Aber 30 zusätzliche Fahrtminuten sind für die Kinder zuviel. Und es kann nicht sein, dass wir sie fahren", so die Mütter. Alternative Schulstandorte sind nicht gegeben, das Gymnasium in Hermeskeil ist 30 Kilometer weit entfernt. Alexandra Roth weist auf die "Gleichberechtigung" hin: Für sämtliche andere Schulzweige würden geeignete Transportlinien zur Verfügung stehen. "Warum soll ich mein Kind aber auf die Realschule schicken, wenn es doch seitens der Grundschule eine Empfehlung fürs Gymnasium hat", fragt Julia Schröder. Die Eltern wollen sich nicht geschlagen geben

In der Bürgersprechstunde der Landrätin Beate Läsch-Weber haben die Eltern ihr Problem vorgebracht. "Ein kleines Problem, das man lösen könnte", habe sie ihnen gesagt, so Alexandra Roth. Nur habe die Landrätin auch auf die "leeren Kassen" hingewiesen: Wo kein Geld ist, kann auch nicht ein teurer Schwenk über Gräfendhron finanziert werden. Die Eltern geben sich aber nicht geschlagen, haben Alternativen recherchiert und dem Kreis vorgelegt. Zumindest die Rückbeförderung der Kinder nach Hause ist daher ab kommenden Sommer gesichert: Von montags bis donnerstags wird ein Kindergartenbus, der von Horath aus seine Runden durch die umliegenden Dörfer macht, erst später losfahren und so den Gymnasiastinnen die Möglichkeit geben, mitzufahren. Das sei bereits mit Kreis, Kindergartenführung und Kita-Eltern abgesprochen, so die Eltern. Für den TV konnten sich die zuständigen Kreisstellen in der Sache "aus Termingründen" nicht äußern. Man sei dazu erst Mitte Juni in der Lage.

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