A 1-Schild ärgert Wittlicher

Wittlich · Die Werbung fürs Moseltal bei Wittlich ist manchem Säubrenner ein Dorn im Auge. Aktuell kam das im Stadtrat zur Sprache (der TV berichtete). Eine Nachfrage bei der Autobahnmeisterei macht klar: Nur wenn die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues eins ihrer Schilder abbaut, könnte die Kreisstadt für sich werben.

Wittlich. Auch wenn bald ein Riesen-Oktoberfest fast wie in München an der Isar in Wittlich gefeiert wird, ist klar: Wittlich liegt an der Lieser. Deshalb stört es manchen, dass an der Autobahn nahe der Kreisstadt seit zehn Jahren auf das Moseltal hingewiesen wird und nicht etwa auf die Wittlicher Senke. Unlängst wurde darüber wieder im Stadtrat diskutiert (Der TV berichtete). Tenor: Wenn die B 50neu fertig sei, könnte doch dort das Moseltal-Schild angebracht und auf der freigewordenen Stelle an der Autobahn für Wittlich als "Tor zur Mosel oder zur Eifel" geworben werden. Außerdem solle die Stadt fordern, dass ähnlich wie in anderen Bundesländern, einfach ein zweites Schild für Wittlich aufgestellt werden dürfe."Ihr habt Probleme!"


Im Internet gab es auf den TV-Bericht Kommentare wie: "Die haben recht. Schließlich liegen sie ja nicht an der Mosel", "Es reicht, dass die Bernkasteler mit ihrem BKS-Kennzeichen Werbung fahren dürfen. Darum bin ich für ein Wittlicher Autobahnschild.", "Reicht doch, wenn man Wittlich von der Autobahn aus sehen kann", "Sehr wichtiges kommunalpolitisches Thema! Bitte mehr hierzu" oder auch "Ihr habt Probleme!".
Die Schildergeschichte ist tatsächlich ein nicht leicht zu lösendes Problem - aus Wittlicher Sicht. Touristische Unterrichtungstafel ist der korrekte Name der braunen Schilder und für deren Platzierung gibt es Regeln: Zwischen zwei Anschlussstellen soll nur je eine Tafel stehen, zwei Schilder an einem Standort dürfen nicht sein, Mindest-Abstand untereinander: 20 Kilometer."Einen Deal ausmachen"


"Wenn die Richtlinie eingehalten wird, gibt es keine Möglichkeit, ein weiteres Schild aufzustellen. Es sei denn, die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues verzichtet auf Moseltal zugunsten von etwa Wittlicher Senke", sagt Winfried Valerius, Leiter der Autobahnmeisterei Wittlich auf TV-Nachfrage. Sein Lösungsvorschlag: Die Bürgermeister Holkenbrink/Rodenkirch und Hangert "müssten einen Deal ausmachen". Denn generell sind Verbandsgemeinden (VG) Besteller und Bezahler der Schilder, und die VG Bernkastel-Kues hatte vor zehn Jahren die Nase mit Moseltal vorn. Ulf Hangert, VG-Bürgermeister Bernkastel-Kues, sagt: "Das Moseltal ist das zentrale touristische Element der Großregion. Der Hinweis an der Autobahn ist natürlich richtig, denn man fährt dort zur Mosel ab. Deshalb soll das Schild auch da bleiben." Er sagt auch: "Die Wittlicher Senke ist gut und schön, aber sie stellt touristisch keine Attraktion wie das Moseltal dar, ohne dass ich den Wittlichern zu nahe treten will." Jörg Lautwein, Touristinformation Bernkastel-Kues, sagt: "Das Schild weist auf ein interessantes Ziel hin, das man mit der Abfahrt erreichen kann. Es steht ja nicht Bernkastel drauf." Verzichten will auch er nicht auf den prominenten Hinweis, aber "wenn es mehr als das eine gäbe, wäre mir auch recht."
Und wie wird die Wirkung der Schilder eingeschätzt? Ulf Hangert sagt: "Spontan abgefahren bin ich deswegen noch nie, aber ich registriere sie nach dem Motto: ,Ach ja, guck\' das ist hier.\'" Winfried Valerius, Autobahnmeisterei, sagt: "Ich selbst bin schon mehrfach abgefahren aufgrund von Hinweisen ,Historische Altstadt\'".
Liebe Leser: Was ist Ihre Meinung? Soll sich Wittlich intensiv um ein eigenes Schild bemühen? Bitte mailen Sie kurz an: mosel-echo@volksfreund.deMeinung

Vom Schimpfwort zur Legende
Erinnern Sie sich? Vor sieben Jahren hatten Witzbode genug davon, dass bei Wittlich per Schild das Moseltal vorbeihuscht: Sie überklebten es in der Hexennacht mit Wittlicher Senke plus Schweinchen. Zigtausende fuhren vorbei und merkten nichts. Soll heißen: Der Hingucker-Effekt der Schilder ist nicht so grandios, wie mancher denkt. Deshalb: Liebe Wittlicher, lasst Euch einfach etwas einfallen, was das Moseltal-Täfelchen alt aussehen lässt. Ein Riesenballon mit Wittlich-Aufschrift! Oder verhandelt mit Dunlop, um an dessen Schornstein in Großbuchstaben werben zu dürfen, oder wie wäre es mit einer gigantischen Leuchtschrift an der Wildbrücke? Vermutlich geht alles nicht, wegen der Vorschriften, der Kosten. Halb so wild. Vielleicht ärgert eher manchen insgeheim, dass die heutzutage neuerdings Moselochsen genannten Menschen am Fluss einfach schlauer waren und die Säubrenner vor zehn Jahren abgehängt haben: Die Bernkastel-Kueser hatten die Idee einfach als Erste. Aber sie können was von den Wittlichern lernen: Wie man aus einem Schimpfwort eine Legende macht. s.suennen@volksfreund.deExtra

Auf den 60 Kilometern Autobahn, die die Autobahnmeisterei Wittlich betreut, gibt es laut Winfried Valerius, Leiter der Meisterei, folgende Schilder: A1 Fahrtrichtung Trier: Manderscheider Burgen, Moseltal, Klausen. In Fahrtrichtung Koblenz: Klausen, Moseltal, Vulkaneifel, Manderscheider Burgen, Maare. Auf der A 60, Fahrtrichtung Wittlich: Synagoge Wittlich. Das Neueste ist "Maare". sos

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