ABC-Schützen füllen nicht überall eine Klasse

Wittlich · Die Zahlen sind bekannt, die Folgen nicht. In der jüngsten Sitzung des Verbandsgemeinderats Wittlich-Land hat die Verwaltung dargestellt, wohin die Reise mit den Grundschulen in der VG geht. Besonders für den Standort Gladbach wird es eng.

 Zwei erste Schuljahre gibt es in der Grundschule Hetzerath. 13 Kinder besuchen die Klasse 1 a. In anderen Orten reicht es künftig nicht einmal mehr für eine Klasse. Foto: TV-Archiv/Harald Jansen

Zwei erste Schuljahre gibt es in der Grundschule Hetzerath. 13 Kinder besuchen die Klasse 1 a. In anderen Orten reicht es künftig nicht einmal mehr für eine Klasse. Foto: TV-Archiv/Harald Jansen

Wittlich. Die Täuflinge von heute sind die Grundschüler von überübermorgen. Das hat sich wohl auch die Verbandsgemeindeverwaltung Wittlich-Land gedacht. Sie hat anhand ihrer Einwohnerstatistik den Ratsmitgliedern aufgeschrieben, wohin die Reise mit den zehn Grundschulen in der Verbandsgemeinde geht.Zuwachs im historischen Gebäude

Die besten Aussichten hat der Standort Osann-Monzel. 71 Kinder besuchen derzeit die Schule - Tendenz steigend. Zum Schuljahr 2018/19 könnten es laut Verwaltung bis zu 94 sein. Ab 2016 müssen möglicherweise fünf und 2017 sechs Klassen unterrichtet werden. Für so viel Schüler ist im historischen Gebäude kein Platz. Der könnte im Dachgeschoss des Hauses geschaffen werden. Ursprünglich war geplant, bei der anstehenden Dachsanierung nur Räume vorzubereiten, um diese später nutzen zu können. Bürgermeister Christoph Holkenbrink hat nun zugesagt, die neuen Erkenntnisse über die Schülerzahl bei den Planungen zu berücksichtigen. Ähnliches Bild in Sehlem: Dort lernen Kinder aus Klausen, Esch und Sehlem lesen und schreiben. Die dortige Grundschule wächst ebenfalls. Laut Verwaltung gibt es in den kommenden Jahren zwischen fünf und sieben Klassen. Jährlich werden dort mindestens 90 Jungen und Mädchen unterrichtet. Die größte Grundschule in der VG befindet sich auch in den kommenden Jahren in Hetzerath. Der durch die Ausweisung neuer Baustellen gewachsene Ort hat ab dem kommenden Jahr eine durchgängig zweizügige Grundschule. Rund 130 Schüler werden dort für 2017/18 erwartet. Im benachbarten Salmtal reicht die Zahl der Schüler aus Salmtal und Heckenmünster auch in den kommenden Jahren aus, um pro Jahrgang jeweils eine Klasse zu bilden. Der Standort Hupperath mit Schülern aus Hupperath, Bergweiler und Minderlittgen ist ebenfalls gesichert, ab 2016/17 gar mit fünf Klassen und etwas mehr als 70 Schülern. Konstant vier Klassen mit ähnlichen Zahlen sind auch für Landscheid zu erwarten. Doch es gibt auch Schulstandorte, wo die Zahl der ABC-Schützen auf Dauer nicht reichen wird, um jeweils eine Klasse pro Jahrgang zu sichern. Nach den aktuellen Zahlen gibt es in Altrich 2018 nur noch zwei Klassen in der Grundschule. Nach heutigem Stand würden dann nur noch 42 Kinder die Einrichtung besuchen. Das reicht gerade mal für zwei sogenannte Kombiklassen, in denen jeweils zwei Jahrgänge in einem Raum unterrichtet werden. Möglicherweise kommt es jedoch nicht gar so schlimm. Denn in Altrich gibt es ein großes Baugebiet, das naturgemäß viele junge Familien anlockt. Ein ähnliches Bild ergibt sich in Dreis mit seinen rund 1350 Einwohnern. Dort wird es ab 2014 keine Klasse mit mehr als 16 Schülern geben. Kombiklassen sind ab 2017 zu erwarten. Auf dem Weg zu einer zweiklassigen Schule ist man in Gladbach. Dort werden neben Gladbacher Kindern auch die aus Dierscheid, Dodenburg, Heidweiler und Niersbach unterrichtet. Sollte sich die Zahl der Grundschüler aus dem Heckenland nicht durch Zuzug vergrößern, hätte die Einrichtung im Sommer 2018 nur noch insgesamt 27 Kinder. Im kommenden Schuljahr sind es 52. Meinung

Köpfe in den Sand gestecktDer Handlungsbedarf ist offensichtlich, besonders in Gladbach, jedoch auch in anderen Orten. Mögen die Grundschulen noch so gut sein, wie sie wollen, einige haben keine Zukunft. Denn es fehlt am Nachwuchs. Und was tun die Verantwortlichen? Nichts. Schulträger und Schulverwaltung stecken in gewohnter Manier die Köpfe in den Sand. Das ist nicht zukunftsorientiert, sondern bequem. Schade, dass es beim Thema Bildung im Kreis meist um die Wahrung des Status quo geht. h.jansen@volksfreund.deExtra

Die Schulaufsicht bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier entscheidet über die Schließung von Grundschulen. Die Kommunen sind für die Ausstattung der Schulen zuständig. Laut Gesetz muss es in jeder Klassenstufe eine Klasse geben. Bei Grund- schulen sind in besonderen Fällen Ausnahmen zulässig. Schulen können dann fortgeführt werden, wenn sie die Mindestgröße nur vorübergehend nicht erreichen. 2007 wurde im Kreis mit dem Standort Ürzig zum bisher letzten Mal aus Mangel an Schülern eine Grundschule geschlossen. har

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