Abenteuer in den Anden

WITTLICH. Treuen Lesern des Trierischen Volksfreunds ist sie bekannt: Immer wieder treibt es Sonja Jostock auf den Drahtesel, mit dem sie in abgelegenen Regionen des Planeten radelt. Diesmal ging es nach Peru und Bolivien - und wie immer hat sie einiges erlebt.

Sie ist "fit wie'n Turnschuh". Das muss sie auch sein, wenn sie den Strapazen der Reisen gewachsen sein will, die sie alle Jahre wieder in Angriff nimmt. Sonja Jostock, Rettungsassistentin in Diensten des Deutschen Roten Kreuzes, hatte sich diesmal für die Anden entschieden. Und das, wie immer, mit dem Fahrrad. Im September waren sie losgeflogen, vier Freunde diesmal, die sich alle gut kannten und einschätzen konnten. Die sechswöchige Tour begann in Perus Hauptstadt Lima, auf Meereshöhe gelegen, und führte ins bolivianische La Paz. Dazwischen lagen die Anden mit Gipfelhöhen von bis zu 6000 Metern. Entlang der höchstgelegenen Bahnstrecke der Welt strampelten Sonja, Stephan, Martina und Thomas sich wochenlang mühsam ab - um sich anschließend entspannt wieder hinabgleiten zu lassen, fröhlich dem nächsten Pass entgegen. "In den ersten Tagen haben wir langsam gemacht", berichtet Sonja. Obwohl Stephans Zeitplan als äußerst straff bekannt ist: Elf Stunden Zeitunterschied, das gänzlich andere Wetter sowie die große Höhe, die die Radelfreunde schnell nahmen, galt es zu verkraften. Angst hatte Sonja vor der Höhenkrankheit, die sie jedoch verschonte. Stephan als erfahrener Passradler hatte da nützliche Tipps im Ärmel, an die sich auch alle brav hielten.Abendessen im Schlafsack

"Wo immer es ging, nutzten wir Gästehäuser und Pensionen zum Übernachten." Schließlich waren die Nächte auf den Pässen empfindlich kalt. Zum Abendessen "lecker Pemikan-Reis-Topf" auf dem Feuer vor dem Zelt in Maximalbekleidung gekocht, genossen sie dann im geschlossenen Zelt, eingemummelt in den Schlafsack, die Stirnlampe angeschnallt. Die Klamotten mussten alle paar Tage gewaschen werden. Auf so einer Radtour zählt jedes Gramm Gewicht, und allein die frostsichere Zeltausrüstung brachte beachtliche Kilos auf die Waage. Genossen haben die vier Freunde nach anstrengenden Pass-Erstürmungen und anschließenden Abfahrten besonders die Pausen in sonnenbeschienenen Tälern, in denen sie wieder zu Atem kommen konnten. "Leider ärgerten uns ausgerechnet dort dann meistens Massen von Stechfliegen", erinnert sich Sonja. Die Tagesleistung mussten sie stets sehr genau ausloten: Anstrengungen in der dünnen Luft auf den Höhen führte sofort zu Atemnot. Mit dem Wetter hatten die deutschen Radler diesmal so ihre Schwierigkeiten. Die laut Reiseführer zu dieser Jahreszeit herrschende Trockenzeit war nicht in Sicht - was zu mancher Schlammschlacht auf der Piste führte. Natürlich haben Sonja und Stephan die alte Inkastadt Machu Pichu besichtigt, natürlich auch die alten Kolonialbauten in Cuzco, natürlich eine Bootstour auf dem Titicaca-See gemacht. Ansonsten hatte ihre Reise jedoch nichts mit einem typischen Urlaub westeuropäischer Touristen zu tun. Abenteuerlich wurde es noch einmal ab dem bolivianischen Copacabana: Straßensperren aufständischer Bauern machten den letzten Abschnitt äußerst gefährlich. Getreu den Empfehlungen der Militärs änderten die Radler ihre Route bis La Paz, die sie ursprünglich mitten durch das Unruhegebiet geführt hätte. Im Schutz der Dunkelheit erreichten sie am Tag ihres Rückflugs in aller Herrgottsfrühe den Flughafen in über 4000 Meter Höhe. Und wohin geht's als nächstes? "Vielleicht nach Kamerun." Denn dem Reiz der afrikanischen Berge sind Sonja und Stephan schon lange erlegen. Und wie wir sie kennen, werden wir in absehbarer Zeit von einer Tour dorthin berichten können.

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