Abgang à la Trappatoni

Nach dem Austritt aus der CDU-Fraktion macht der ehemalige CDU-Spitzenkandidat Hans-Georg Gröber jetzt den kompletten Schnitt: Er ist als Gemeindeverbands-Vorsitzender zurückgetreten und gibt sein Parteibuch zurück.

 Hans-Georg Gröber zieht einen kompletten Schluss-Strich unter sein Engagement für die CDU. Auch seine Mitgliedskarte gibt er zurück. TV-Foto: Ilse Rosenschild

Hans-Georg Gröber zieht einen kompletten Schluss-Strich unter sein Engagement für die CDU. Auch seine Mitgliedskarte gibt er zurück. TV-Foto: Ilse Rosenschild

Morbach. Die Morbacher Flugblatt-Affäre zieht weitere Konsequenzen nach sich. Hans-Georg Gröber, im vergangenen Kommunalwahlkampf noch Spitzenkandidat der Morbacher CDU, hat sein Amt als Gemeindeverbands-Vorsitzender niedergelegt. Außerdem kündigt er seine Mitgliedschaft in der CDU, der er seit 1976 angehört. Allerdings bleibt er als Fraktionsloser Mitglied im Gemeinderat.

Ein Abgang à la Trappatoni: Der 58-Jährige teilt dem TV auf die Frage nach seiner CDU-Mitgliedschaft mit: "Ich habe fertig." Er tue dies, weil "die CDU nicht hinter mir gestanden hat". Der 58-jährige Polizeibeamte zieht damit die Konsequenzen aus den Geschehnissen der vergangenen Wochen im Zusammenhang mit der Beigeordnetenwahl in der Gemeinde Morbach. Vier Tage vor der konstituierenden Sitzung hatte die CDU-Fraktion den längst nominierten Beigeordneten-Kandidaten Gröber geschasst (der TV berichtete). Umstritten ist die Rolle, die Gröber im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen den damaligen zweiten Beigeordneten Felix Assmann, gespielt hat. Unter der Mitwirkung des Polizisten sei ein Gutachten, das Assmann belastete, verdächtig schnell an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet worden, warf Assmann Gröber vor. Der Alt-Ortsvorsteher von Gonzerath stand im Verdacht, Autor mehrerer Flugblätter und eines anonymen Drohbriefs zu sein. Die Ermittlungen sind inzwischen eingestellt. Gröber selbst hatte versichert, dass er als Polizeibeamter nicht anders habe handeln können.

Jörg Ritgen, im CDU-Gemeindeverband bislang einer von Gröbers Stellvertretern, bedauert die "unglückliche Situation". Allerdings sei die CDU durch ihn vor Tatsachen gestellt worden, die "eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht mehr möglich" gemacht hätten. Aus seiner Sicht hätte sich der CDU-Vorsitzende beim Ermittlungsverfahren gegen einen Parteifreund ausklinken müssen. Trotz dieses "Fehlers" möchte Ritgen die Verdienste Gröbers gewürdigt wissen. Dieser habe vor zwölf Jahren die Partei nach einem regelrechten Debakel übernommen. Damals hatte der CDU-Kandidat Gerhard Budde mit nur zehn Prozent der Stimmen bei Bürgermeisterwahlen in Morbach totalen Schiffbruch erlitten. In den vergangenen Jahren habe Gröber der CDU seinen Stempel aufgedrückt.

Wie geht es im Gemeindeverband weiter? Bis zu den geplanten Neuwahlen im November leiten Edith Baumgart und Jörg Ritgen den Gemeindeverband kommissarisch. Jetzt stehe das Engagement im Wahlkampf im Vordergrund.

CDU-Fraktions-Chef Jürgen Jakobs im Morbacher Gemeinderat äußert Verständnis für die Reaktion Gröbers. Er appelliert aber für eine "unaufgeregte Betrachtungsweise". Das letzte Wort ist aus seiner Sicht in der Angelegenheit noch nicht gesprochen. Auch er würdigt die Verdienste des Noch-Parteifreunds. Die Konsequenzen für die Fraktion will Jakobs nicht überbewerten: "Der Rauch der Beigeordneten-Wahlen ist vorbei." Jetzt will er mit seiner Fraktion zur Sacharbeit zurückkehren.

Meinung

Rücktritt ist konsequent

Hat Hans-Georg Gröber im Verfahren gegen seinen Parteifreund Felix Assmann interveniert, um einen unliebsamen Konkurrenten um den Beigeordneten-Posten auszuschalten? Das werfen ihm die Gegner vor. Oder hat er als Polizeibeamter nicht anders handeln können? Das sagt er selbst. Auf diese Frage läuft die Bewertung des Verhaltens des langjährigen Parteivorsitzenden Hans-Georg Gröber hinaus. Ob die Geschehnisse genau zu klären sind, muss sich noch zeigen. Unabhängig von dieser Frage ist der Rücktritt aus Gröbers Sicht konsequent. Schließlich war die zurückgezogene Nominierung zum Beigeordneten vier Tage vor der Wahl ein glattes Misstrauensvotum. Die CDU kann den Rücktritt Gröbers nur begrüßen. Denn er macht einen innerparteilichen Neuanfang möglich. Das ändert nichts an der politischen Leistung von Hans-Georg Gröber. 1997 übernahm er nach dem Bürgermeisterwahl-Debakel eine schwer angeschlagene CDU, die er wieder in ruhiges Fahrwasser brachte. Die Verdienste schützten ihn nicht vor dem Gesichtsverlust duch die rückgängig gemachte Nominierung. Allerdings geht es auch seinem Kontrahenten Felix Assmann nicht besser. Zwar wurde das Verfahren gegen ihn eingestellt. Seine politische Karriere ist wohl dennoch beendet. i.rosenschild@volksfreund.de

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