Kommunales „Ich will mich einmischen“

Traben-Trarbach · Traben-Trarbach will  Smart City und vernetzt werden. Ein Abiturient erinnert in einer Stadtratsitzung an die Bedeutung des Datenschutzes in der digitalisierten Welt.

Eigentlich bestand die Tagesordnung der Traben-Trarbacher Stadtratssitzung am Montagabend größtenteils aus Routine-Beschlüssen, die schon lange im Vorfeld diskutiert worden sind. Dazu zählten vor allem die Straßenbau-Maßnahmen, die den Ausbau der Schott-, Graben-, Weiher-, Mosel- und Enkircher Straße betreffen. Auch die Abstimmung über das Angebot der Stadtwerke Trier, die Traben-Trarbach in Zukunft mit Gas versorgen wollen, war unstrittig.

Für 18.30 Uhr, eine halbe Stunde nach Beginn der Sitzung, war indes eine Einwohnerfragestunde angesetzt. Und diese nutzte der 19-jährige Leo Kölsch, der vor kurzem erst sein Abitur in Traben-Trarbach gemacht hat, um ein für ihn sehr wichtiges Anliegen vorzubringen. Kölsch hatte sich darauf gut vorbereitet, im Vorfeld mit Bürgermeister Patrice Langer gesprochen und eine fünfseitige Dokumentation ausgearbeitet. „Auf der Homepage des Volksfreunds fand ich den Artikel ,Modellstadt lässt grüßen’, der von der Teilnahme Traben-Trarbachs am Smart-City-Projekt handelt“, sagte Kölsch auf TV-Anfrage. Und zu diesem Projekt hatte der frisch gebackene Abiturient dringende Fragen, vor allem in Hinblick auf den Datenschutz für die Bürger, die er schriftlich zusammengefasst hat. „Ich will mich einmischen und eine Diskussion anregen. Deshalb nutze ich die Gelegenheit der Einwohnerfragestunde“, sagte Kölsch. Worum geht es nun konkret beim Smart-City-Programm? Der Energiekonzern Innogy sollte ursprünglich ein Konzept für ein W-Lan-Netz für Traben-Trarbach entwickeln. Dabei zeichnete sich ab, dass sich der Ort als Modellstadt für ein umfassenderes Konzept für eine Smart City eigne. In Traben-Trarbach sollen demnach 40 sogenannte Accesspoints errichtet werden, die über Umweltsensoren, Notrufauslöser und W-Lan-Sender verfügen. Sie könnten ebenso als Ladestation für Elektrofahrzeuge dienen.  Der Aufwand liegt bei bis zu 70 000 Euro, die Innogy ebenso wie die Betriebskosten von 10 000 Euro für ein Jahr übernehmen würde. Das hatte der Stadtrat beschlossen. Im Gegenzug will Innogy  dafür Daten sammeln, zum Beispiel Bewegungsprofile über Passanten und Kunden, mit denen man Angebote besser ausrichten kann. Und das ist für Leo Kölsch der Knackpunkt.

„Ich fand es nicht in Ordnung, dass der Stadtrat das so schnell beschlossen hat. Gerade wenn Profile angelegt werden, sind diese nicht anonym, sondern einzigartig. Sie lassen sich relativ einfach auf eine Person zuordnen,“ sagte Kölsch. Stadtbürgermeister Patrice Langer zeigte sich von dem Engagement des jungen Traben-­Trarbachers beeindruckt: „Ich finde es gut, wenn junge Leute sich einmischen. Wir werden den Fragenkatalog von Leo Kölsch an Innogy weiterleiten und sehen, was sie uns antworten.“ An dem Projekt will Langer jedoch festhalten: „Dass Traben-Trarbach Smart City werden kann, ist für uns ein Sechser im Lotto. Aber die Daten müssen auf jeden Fall anonym bleiben.“

Leo Kölsch sagte: „Ich bin positiv über die Resonanz überrascht. Ich bin froh, dass die Leute sich jetzt mit dem Thema beschäftigen und will eine MItsprache der Bevölkerung erreichen.“

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