Abriss oder Erhalt: Die Entscheidung naht

Piesport · Bei dem Votum über Abriss und Sanierung der Münsterer Brücke geht es vor allem um Zahlen. Eine neue Interessengemeinschaft für den Erhalt zweifelt Zahlen eines Gutachters an. Demnach kostet die Sanierung 1,4 Millionen Euro.

Ob bei der Kommunalwahl am 25. Mai 67 Prozent der Piesporter Bürger ihre Stimme abgeben, darf bezweifelt werden. Schließlich lag die Beteiligung 2009 landesweit nur bei 55 Prozent (TV vom 14. Mai). 67 Prozent der wahlberechtigten Piesporter gingen aber im Spätsommer 2013 an die Urne, um ihre Meinung über ein örtliches Streitthema kundzutun: Soll die Müsterter Brücke, die 2009 von einem Schiff beschädigt wurde und seitdem gesperrt ist, abgerissen oder saniert werden? 542 Bürger votierten für einen Abriss, 510 dagegen.

Beendet ist das Thema damit aber nicht. Es fehlt der Beschluss des Gemeinderates. Den soll, so Ortsbürgermeister Karl-Heinz Knodt, am Dienstag, 27. Mai, noch der jetzige Rat fassen.
An diesem Tag sollen Zahlen auf den Tisch: Was kostet ein Abriss, was eine Sanierung ? "Bei der Bürgerbefragung waren sie noch nicht bekannt", sagt der Ortsbürgermeister. Dem TV hat er sie bereits verraten: Der Abriss koste 600 000 Euro, die Sanierung 1,4 Millionen Euro. Das habe ein unabhängiger Bauingenieur ermittelt.

Dem gegenüber stehen etwa 350 000 Euro, die die Versicherung des Verursachers überwies. Alles klar also für einen Abriss? Nicht wenn es nach einer Interessengemeinschaft (IG) für den Erhalt der Brücke geht, die sich in dieser Woche gegründet hat. Die von Knodt genannten Zahlen seien an diesem Abend noch nicht bekannt gewesen, sagt Robert Schattel, einer der Fürsprecher. Sie änderten aber nichts. "Wir wollen an der Brücke festhalten", erklärt er. "Man will die Brücke nicht mehr", fügt er an und vermutet sogar ein "abgekartetes Spiel".

Selbst wenn sich der Gemeinderat für den Abriss entscheide, werde die Interessengemeinschaft am Ball bleiben.
Erich Lehnert will erreichen, dass sich erst der neue Gemeinderat abschließend mit dem Thema beschäftigt. Dafür werde man bei den Mitgliedern des jetzigen Rates werben. Die IG zweifelt die genannten Kosten an. Der Abriss würde mit Sicherheit teurer, eine Sanierung, die zumindest eine Öffnung für Radfahrer möglich mache, werde billiger.

Der Rat habe die Diskussion begleitet und wolle sich seiner Verantwortung stellen, antwortet der Ortsbürgermeister. Eines sei klar. Die Gemeinde könne unmöglich die ermittelte Summe für die Sanierung aufbringen. Knodt: "Es kann nicht sein, dass wir die Brücke für einige Nutzer sanieren und die 2000 Piesporter dafür bluten müssen." Denn nach jetzigem Stand müsse die Gemeinde die Kosten ganz allein aufbringen.
Die 350 000 Euro von der Versicherung stehen noch im Haushalt, versichert Knodt. Die Vertreter der IG bezweifeln dies. Der TV hat nachgefragt. Nach Auskunft von Kämmerer Günter Wagner (VG Bernkastel-Kues) ist das Geld vorhanden und wird auch verzinst.Extra

In Piesport gibt es zwei Brücken: Die Wichtigere von ihnen verbindet die Ortsteile Piesport und Niederemmel, die andere, die Müsterter Brücke, Niederemmel mit den Weinbergen am anderen Moselufer. Sie wurde bis zur Sperrung hauptsächlich von Winzern, Fahrradfahrern und Wanderern genutzt. Sie kann, im Gegensatz zu dem anderen Bauwerk, auch bei extremem Hochwasser als Verbindung dienen. Weil Piesport und Niederemmel bis 1969 eigenständig waren, wurde immer viel Wert auf zwei Brücken gelegt. cb

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