Abschied nach fast 20 Jahren

Bernkastel-Kues · Die Restaurierung der 314 Handschriften, die in der Cusanus-Bibliothek lagern, war eine der wichtigsten Aufgaben, die Gabriele Neusius betreut hat. Jetzt wurde sie feierlich verabschiedet.

Bernkastel-Kues. Nikolaus von Kues hat in seinem Heimatort ein lebendiges und greifbares Erbe hinterlassen. Um das schriftliche hat sich in den vergangenen fast zwanzig Jahren Gabriele Neusius als Bibliothekarin der Cusanus-Bibliothek gekümmert.
Die Gymnasiallehrerin, die Altphilologie und Romanistik studiert hat, entschied sich mit 47 Jahren für einen beruflichen Neustart und leitete die Bibliothek. Sie sagte bei ihrer Verabschiedungsrede: "Viele haben sich damals gefragt, kann die das denn?
Und auch ich war mir nicht sicher, aber mit dem Vertrauen der Rektoren des Stifts und vielen Unterstützern kann ich auf knapp 20 erfüllte und erfolgreiche Jahre zurückblicken."
In ihrer Zeit sind vor allem die Handschriften von Cusanus restauriert worden, und sie hat Führungen organisiert, selbst Besuchern das Stift gezeigt und Führer geschult.
Sie hatte aber, wie es der Verwaltungsratsvorsitzende Karl-Heinz Seidel ausdrückte, "keinen ruhigen Arbeitsplatz", denn es gab viele lärmintensive Bauarbeiten während ihrer Berufsjahre, unter anderem im Altenheim des Stifts.
Der interessante Codex 220


Besonders interessant findet sie den Codex 220, in dem unter anderem Predigtentwürfe des Cusanus zu lesen sind.
Sie berichtet: "Die Skripte für seine Predigten waren voller Abkürzungen und so, dass nur eretwas damit anfangen konnte. Hätte er sie so gehalten, hätten wohl nur wenige zugehört, aber er war ein begehrter Prediger, und seine Aufzeichnungen hatten wohl seine Art, das Thema zu durchdringen."
Eine arbeitsintensive Zeit war auch das Jubiläumsjahr 2001, als die Ausstellung "Horizonte-Nikolaus von Kues in seiner Welt", gemeinsam mit dem Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum stattfand, zu der mehr als 10 000 Besucher kamen. Besonders gefallen hat Gabriele Neusius die Begegnung mit den vielen Menschen bei den Führungen durch das Stift, egal ob es hochrangige Wissenschaftler oder ehemalige Schulkameradinnen aus ihrer Heimatpfarrei im Saarland waren.
Nachfolger steht fest


Genervt war sie gelegentlich von den meist jüngeren Besuchern, die an ihren Trinkflaschen "nuckelten", oder Menschen, die die Öffnungszeiten nicht verstehen wollten. Neusius\' Nachfolger wird der bereits seit November 2012 im Hospital angestellte, 35-jährige Germanist und Historiker Marco Brösch aus Klausen. Chb

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