Abschied von den Sternenkindern

Für Eltern ist es ein Schock. Monatelang haben sie sich auf ihr Baby gefreut, dann kommt es zur Welt, und sie müssen sich mit dem Unfassbaren abfinden: Ihr Kind ist tot.

Zell. Sternenkinder werden sie genannt, die Babys, die noch im Mutterleib sterben und als Totgeburt zur Welt kommen. Früher hatten die Eltern kaum Möglichkeit, würdevoll von ihrem Kind Abschied zu nehmen oder es gar zu bestatten. Das ist heute anders. Im Zeller St.Josef-Krankenhaus werden Mütter und Väter in dieser Zeit sensibel betreut und unterstützt.

In einem eigenen Raum haben die Eltern Ruhe und Zeit, um von ihrem kleinen Liebling Abschied zu nehmen. Ihr Baby liegt in einem Moseskörbchen. Dieser Name orientiert sich an der biblischen Geschichte vom Schilfkörbchen, in dem der Säugling Moses aus dem Nil gerettet wurde.

Nicht nur die geistlichen Mitarbeiter der Klinik bieten Beistand an, auch Hebammen, Kinder- und Krankenschwestern sowie Frauenärzte sind in besonderem Maße auf diese Situation vorbereitet. Sie wissen, dass es für die Eltern ein unfassbarer Schicksalsschlag ist. Zu Hause ist wahrscheinlich alles für das neue Familienmitglied vorbereitet, doch das Kinderbettchen bleibt leer.

Damit die verwaisten Mütter und Väter etwas zur Erinnerung an ihr Kind haben, erhalten sie ein Album mit allen Geburtsdaten wie Gewicht, Datum, Uhrzeit. Außerdem enthält das Büchlein ein Foto sowie die Hand- und Fußabdrücke des Kindes. "Manche Eltern möchten dieses Album akut nach dem Ereignis nicht mit nach Hause nehmen", sagt Dagmar Koppers, Pressesprecherin des Krankenhauses, "aber erfahrungsgemäß fragen sie zu einem späteren Zeitpunkt nach diesem Erinnerungsstück. Deshalb bewahren wir es eine Zeit lang in der Klinik auf."

Auch nach dem stationären Aufenthalt werden die Eltern weiter betreut. Die Hebammen kommen zu ihnen nach Hause - zur körperlichen und zur seelischen Nachsorge. Auf Wunsch vermitteln sie Kontakte zu Selbsthilfegruppen. Das Krankenhaus organisiert außerdem mehrmals im Jahr spezielle Gottesdienste für Sternenkinder und lädt die Eltern dazu schriftlich ein.

Ein besonders sensibles Thema ist auch die Bestattung. Laut Landesrecht besteht nur für Kinder mit einem Geburtsgewicht über 500 Gramm Bestattungspflicht. Lagen Kinder früher unter dieser Grenze, mussten sie als sogenannter Klinikmüll entsorgt werden - für die trauernden Eltern zusätzlich eine traumatische Belastung. Das ist heute anders. Auf dem Barler Friedhof gibt es seit vier Jahren ein spezielles Grabfeld. Dort haben Eltern - egal welcher Religionszugehörigkeit - einen Platz, um ihr Kind würdevoll zu bestatten und um zu trauern.

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