Adé Autoreifen!

Wittlich · Seit 1970 gilt das Wittlicher Dunlop-Werk als einer der größten Arbeitgeber der Stadt. Nun endet eine Ära: Der letzte PKW-Reifen ist vor Weihnachten sozusagen vom Band gerollt. Eine Entwicklung, die abzusehen war. Seit weit mehr als zehn Jahren stand fest, dass das Wittlicher Goodyear-Dunlop-Werk ein reines LKW-Reifenwerk für Produktion und Runderneuerung wird. Diese Spezialisierung soll den Standort sichern.

 Eddy Linden und der letzte Reifen: Bei Dunlop ist eine Ära zu Ende gegangen. In Zukunft werden im Wittlicher Werk nur noch Reifen für LKW produziert. Foto: privat

Eddy Linden und der letzte Reifen: Bei Dunlop ist eine Ära zu Ende gegangen. In Zukunft werden im Wittlicher Werk nur noch Reifen für LKW produziert. Foto: privat

Foto: (m_wil )

Wittlich. Edmund Linden trägt den Reifen wie einen Siegerkranz. Er lächelt durchs Rund und postet das Foto auch auf seiner Facebook-Seite. Das gute Stück ist der allerletzte PKW-Reifen, der im Wittlicher Dunlop/Goodyear-Werk hergestellt wurde. Am 16. Januar 1989 ist Edmund Linden, den alle Eddy nennen und der als Vorsitzender der Benfiz-Radler in der ganzen Region bekannt ist, erstmals durch das Werkstor gegangen. "Ich war zwölf Jahre an den Maschinen und habe an 220 Tagen im Jahr im Durchschnitt 200 Reifen hergestellt. Ich komme also auf gut eine halbe Million Stück. Da ist dann schon ein bisschen Wehmut dabei, wenn der Tag des letzten PKW-Reifens gekommen ist", sagt Linden.
Arbeit für 880 Menschen


Das besondere Stück für die Mitarbeiter und die Werksgeschichte wurde vor Heiligabend produziert und war laut Linden gegen 3 Uhr in der Früh fertig. Um 5 Uhr ging die Schicht des Pleiners los. Für ihn war es mehr als eine Ehrensache, sich noch mit dem geschichtsträchtigen Produkt fotografieren zu lassen. Er weiß auch: "Der allererste Reifen von 1970/71 steht in der Verwaltung. Da kommt der letzte nun dazu, denke ich." Er persönlich sei froh, dass es noch die LKW-Reifenproduktion und Runderneuerung gebe: "Jetzt geht zwar ein Abschnitt zu Ende, aber wir hoffen alle, der Standort bleibt noch lange bestehen. Heutzutage werden ja keine Reifen bis 16 Zoll mehr in Deutschland hergestellt. Man muss mal bedenken: Früher der alte Käfer hatte 13 Zoll. Heute wird bis 22 Zoll gebaut und daran Geld verdient. Der letzte hier hatte 19 Zoll und ist ein Hochgeschwindigkeitsreifen."
Ende des Jahres 2016 kam es in diesem Zusammenhang zum Abbau von 116 Stellen. Interessenausgleich und Sozialplan wurden bereits vollständig umgesetzt. Aufgrund der Schaffung neuer Kapazitäten in der Produktion runderneuerter Reifen und einer Erhöhung der Produktion von LKW-Reifen im Jahre 2016 konnten und können wir zahlreiche Mitarbeiter, deren Arbeitsplatz von der Schließung betroffen ist, auf andere, neu geschaffene Stellen im Werk umsetzen. Wir sind dabei, diese Mitarbeiter für andere Arbeitsplätze zu qualifizieren.
Im Reifenwerk in Wittlich arbeiten rund 880 Menschen. Im Zusammenhang mit dem Ende der PKW-Reifen-Produktion wurden 116 Stellen abgebaut. Der damit verbundene Interessenausgleich und Sozialplan wurden laut Unternehmenssprecherin Mirjam Berle bereits vollständig umgesetzt. Berle: "Aufgrund der Schaffung neuer Kapazitäten in der Produktion runderneuerter Reifen und einer Erhöhung der Produktion von LKW-Reifen im Jahr 2016 konnten und können wir zahlreiche Mitarbeiter, deren Arbeitsplatz von der Schließung betroffen ist, auf andere, neu geschaffene Stellen im Werk umsetzen. Wir sind dabei, diese Mitarbeiter für andere Arbeitsplätze zu qualifizieren."Extra

Im Oktober hatte Goodyear-Dunlop angekündigt, sein Werk in Philippsburg bis Ende 2017 wegen "einer strategischen Ausrichtung hin zu mehr Premium-Reifen" zu schließen. Dort arbeiten rund 890 Menschen. Die Schließung soll im ersten Quartal des nächsten Jahres eingeleitet und bis Ende 2017 abgeschlossen werden. Für das Wittlicher Werk gebe es keine Schließungspläne, hieß es damals. Goodyear zählt zu den Weltmarktführern im Reifengeschäft. Das Unternehmen hat neben Wittlich in der Region auch in Luxemburg eine Zweigstelle. Dort beschäftigt Goodyear-Dunlop, das seinen Stammsitz im US-Staat Ohio hat, rund 3300 Mitarbeiten. Im französischen Colmar-Berg betreibt der Reifenfabrikant eines von weltweit zwei Innovationszentren. In Zukunft will das Unternehmen vermehrt auf das Geschäft mit Premium-Reifen setzen. Man wolle künftig "weniger in die Segmente des Reifenmarktes investieren, welche geringes Wachstum aufweisen oder rückläufig sind", heißt es in einer Pressemitteilung. will

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