Adieu für die Bühne

Der letzte Vorhang ist Anfang Mai beim Schwank "Meister Anecker" gefallen: Das städtische Kulturamt wird keine Theater-Veranstaltungen im Atrium des Wittlicher Cusanus-Gymnasiums mehr anbieten. Weil sich der Stadtrat aus Kostengründen gegen eine Erneuerung der Bühnenanlage entschieden hat, wird sie bald ersatzlos abgebaut.

Wittlich. Die Bühne nebst Vorhang plus der seitliche Sichtschutz zum Schulhof sind in städtischem Besitz. Die Anlage steht seit 1986 im Atrium des Cusanus-Gymnasiums, das wiederum zur Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich gehört. Rund 44 000 Euro, so hat man dem Stadtrat Wittlich im Juni vor einem Jahr vorgerechnet, würde eine Erneuerung der in die Jahre gekommenen Bühnenanlage kosten: Zu teuer, meinte das Gremium und lehnte ab. Anlass der Beratung war ein CDU-Antrag vom Februar 2007, der eine Investition in das "Stadthallenprovisorium" gefordert hatte, das insbesondere städtischen Kulturangeboten ein Zuhause gab, aber auch von anderen Veranstaltern wie Musikvereinen, Ballettschulen oder gewerblichen Konzertagenturen genutzt wurde. Theatervorstellungen waren meist defizitär

Für fünf Veranstaltungen im Jahr konnte die Stadt das Atrium kostenlos nutzen, allerdings, so rechnete Kulturamtsleiter Justinus Maria Calleen vor über einem Jahr vor, seien die Veranstaltungen des Kulturamtes im Atrium stetig zurückgegangen: Von acht im Jahr 2003 auf drei im Jahr 2006. Da zudem die Zuschauerzahlen stark rückläufig waren, waren die Theatervorstellungen meist defizitär. Bevor der Stadtrat dann endgültig beschloss, auf die Investition zu verzichten, wurde auch beim Kreis gefragt, ob er sich denn als Schulträger finanziell beteiligen wolle. Doch der Landkreis und die Schulleitung wollten gerne in Sachen Atrium "die Nutzung für kulturelle Veranstaltungen der Stadt und von Dritten möglichst beenden". Andererseits würde sie eine weitere Inanspruchnahme des Atriums durch die Stadt akzeptieren, wenn die Bühne wieder "in einen ordentlichen Zustand" gebracht werde. Mit dem letzten Vorhang, den laut Kulturamt rund 80 Besucher am Freitag vor Pfingsten erlebten, hat jetzt das letzte Stündchen der Anlage geschlagen. Laut Simone Röhr, Pressesprecherin der Stadtverwaltung, sollen Bühne und Vorhang ab dem 23. Juni abgebaut werden: "Was dann damit passiert, ist noch nicht geklärt." Die Stadt selbst will in Zukunft die ehemalige Synagoge als Theaterspielstätte im Sinne einer Kleinkunstbühne nutzen. Für all die Veranstalter, die weiterhin auf das Atrium angewiesen sind, wird die Finanzierung einer gemieteten "Leih-Bühnenanlage" notwendig.

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