Ähnliche Namen führen oft in die Irre

Morscheid, Merscheid, Mörschied - diese Dörfer tragen sehr ähnliche Namen und führen ihre Besucher bis heute in die Irre, trotz moderner Navigationstechnik. Ihre Geschichte geht bis zur ersten Jahrtausendwende zurück. Die Herrschenden "befahlen" die Anlegung der Orte in ihren Wäldern und teilten den Bewohnern genaue Aufgabenfelder zu.

Morbach/Morscheid. "Wir haben schon häufiger in Morscheid-Riedenburg sehnsüchtig auf den Schiedsrichter zum Anpfiff eines Fußballspiels gewartet", erinnert sich der Leiter der Tourist-Information in Morbach, Karl-Heinz Erz.

Solche Irritationen kennt auch der Ortsbürgermeister von Morscheid im Kreis Trier-Saarburg, Josef Weber: "Schiedsrichter, Touristen aber auch die Besatzung eines Spielmobils der Sportjugend Rheinland-Pfalz aus Mainz, haben sich schon verfahren." Die seien in Morscheid-Riedenburg gelandet, und hätten sich gewundert, dass dort gar kein Kinderfest stattfinde.

Auffallend ist, wie viele Dörfer im Hochwald und Hunsrück sehr ähnliche Namen tragen. "Scheid- Dörfer liegen immer im Wald", erklärt der renommierte Heimatforscher Dittmar Lauer aus Kell am See den zweiten Teil vieler Ortsnamen in Hunsrück und Hochwald. Das Fällen und Zerkleinern von Holz bis zur Größe von Scheiten sei damit gemeint.

Aus dem Buch des Namensforschers Max Müller, das Ende des 19. Jahrhunderts erschienen ist, sucht Dittmar Lauer den Namen Merscheid heraus. Die ersten Silben "Mer", "Mor" oder "Mör" kommen aus dem Althochdeutschen, und bedeuten soviel wie Moor oder Sumpf, steht darin geschrieben. Orte wie Merscheid und Mörschied (Kreis Birkenfeld), Morbach und Morscheid-Riedenburg sowie Morscheid (Kreis Trier-Saarburg) sind zwischen 1046 und 1421 erstmals urkundlich erwähnt. Es gab also eine Serie von Dorfneugründungen in den Wäldern von Hunsrück und Hochwald.

"Die Grafen von Sponheim schickten nach der ersten Jahrtausendwende Menschen in ihre Wälder um darin Orte anzulegen", erklärt Lauer weiter. Die Leute in den neuen Dörfern sollten für die Herrschaft Holz gewinnen oder auch bei der Jagd helfen. Die Menschen "gehörten" seinerzeit wie Gegenstände dem herrschenden Adel. So wurde das auch im Hochwald von der Erzbischöflichen Herrschaft praktiziert. Dass die Namen allesamt mit Hochmooren zu tun haben, bezweifelt Lauer jedoch.

"Alle Ortsnamen sagen doch, dass die Siedlung zwar nicht in, aber zumindest an einem Moor liegt", widerspricht der Morbacher Heimatforscher Berthold Staudt. Die Leute hätten für ihr Dorf doch immer Wasser gebraucht, so seine logische Erklärung. Er schlägt bei Professor Hans Bahlow in dessen Buch "Deutsche geografische Namenswelt" von 1985 nach. Darin ist zu lesen: "Orte wurden da gegründet, wo es Hochmoore gab oder einen Bach, der, wie im Fall des Morbaches, aus einem Moor kommt." Heute seien diese Flächen, wie etwa der "Ortelsbruch" oft Naturschutzgebiete.

Ganz sicher ist sich auch Staudt mit dieser Erklärung aber nicht: "Auch Professoren können sich mal irren."

Fest steht jedoch: Die Irrfahrten werden wohl weitergehen, selbst mit modernster Navigationstechnik.

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