Älteste Wittlicher Vereinigung wird 375 Jahre alt

Seit 375 Jahren aktiv: Die St.-Sebastianus-Bruderschaft Wittlich ist die älteste Wittlicher Vereinigung überhaupt. Am heutigen 20. Januar ist traditionell der Bruderschaftstag mit Aufnahme des neuen Schützenmeisters. Die Bruderschaft wirkt seit 1636 karitativ in Wittlich.

 Sie kennen sich in der langen Geschichte ihrer Bruderschaft aus (von links): Reinhold Schneck, Hermann-Josef Wagner und Jürgen Bungert. TV-Foto: Erich Gerten

Sie kennen sich in der langen Geschichte ihrer Bruderschaft aus (von links): Reinhold Schneck, Hermann-Josef Wagner und Jürgen Bungert. TV-Foto: Erich Gerten

Wittlich. (ger) Seit 375 Jahren gibt es die St.-Sebastianus-Bruderschaft in Wittlich. Sie entstand im späten Mittelalter aus einer bürgerwehrähnlichen Vereinigung zur Gefahrenabwehr. Als im Dreißigjährigen Krieg die Pest in Wittlich wütete, widmete sie sich der Pflege von Pestkranken. Seit 1636 ist sie eine karitative Organisation, deren 42 Mitglieder nicht viel Aufhebens um ihr Wirken machen, wenn sie notleidende Wittlicher materiell unterstützen.

Der Vorstand besteht aus den letzten sechs Schützenmeistern, dem Pfarrer von St. Markus als Präsidenten sowie dem Schriftführer und dem Kassierer. "Jedes Jahr am 6. Januar wird auf Vorschlag des für ein Jahr amtierenden Schützenmeisters ein neues Mitglied gewählt, ohne dass dieses vorher darüber informiert wird", berichtet Hermann-Josef Wagner, Schützenmeister des Jahres 2010.

Der Auserwählte, das war am 6. Januar 2011 Hans Assmann, wird dann zugleich ein Jahr lang Vorsitzender der Bruderschaft, die fünf vorherigen Schützenmeister bleiben im Vorstand. In den Augen von Wittlichs ehemaligem Bürgermeister Matthias Joseph Mehs ist dieser Wechsel das Erfolgsrezept für ein solch langes Bestehen.

"Für die Wahl eines Schützenmeisters gibt es verschiedene Eignungskriterien. So muss er auch geeignet sein, unterschiedliche karitative Aufgaben wahrzunehmen", wie Jürgen Bungert berichtet, der 1983 Schützenmeister war.

"Das Geld zur Finanzierung der Aufgaben bringen die Mitglieder selber auf, besonders bei den Kollekten anlässlich der viermal jährlich stattfindenden Bruderschaftsgottesdienste", erläutert Reinhold Schneck, Schützenmeister im Jahr 2008.

Am heutigen Donnerstag, 20. Januar, beginnt um 10.30 Uhr in St. Markus am Namenstag des heiligen Sebastian während des Festgottesdienstes das beeindruckende Zeremoniell der Verehrung einer in Wittlich aufbewahrten Reliquie des Heiligen. Anschließend übergibt Hermann-Josef Wagner dem neuen Schützenmeister Hans Assmann in dessen Wohnung die Insignien: einen silbernen Pfeil, eine Bronzefigur des Heiligen und die Statue einer Schutzmantelmadonna.

Der Neue verköstigt seine sechs Vorgänger beim sogenannten Gabelfrühstück. Am Abend treffen sich alle Mitglieder zum Bruderschaftsmahl, bei dem der neue Schützenmeister offiziell in die Gemeinschaft aufgenommen wird.

Im Übrigen hat die Bezeichnung Schützenmeister nichts mit dem Umgang mit Waffen zu tun. Bei der Umfirmierung von der bürgerwehrähnlichen Organisation zur karitativ tätigen Einrichtung blieb der Name erhalten.

ExtraSebastiansbruderschaften waren im Mittelalter dem heiligen Sebastian geweihte Nothilfevereinigungen bei Pest-Epidemien sowie Schützenbruderschaften. Der heilige Sebastian, ein römischer Soldat, wurde um 288 in Rom wegen seines christlichen Glaubens durch Bogenschützen hingerichtet. Sebastian ist der Schutzheilige gegen Seuchen und die Pest, weil man seiner Fürbitte das schnelle Erlöschen der Pest 680 in Rom zusprach. Sebastian wird oft mit einem Pfeil dargestellt, der seine Brust durchbohrt. (ger)

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