Kirche Ärger im Schatten der Wallfahrtskirche

Klausen · Drei Poller versperren derzeit vor allem mobil beeinträchtigten Kirchgängern den Weg in die Klausener Wallfahrtskirche. Und auch für Feuerwehr und Rettungswagen gibt es kaum ein Durchkommen mehr.

 Poller versperren derzeit den Weg zur Klausener Wallfahrtskirche. Auch die Mieter von Wohnungen am Augustinerplatz ist kein Durchkommen.

Poller versperren derzeit den Weg zur Klausener Wallfahrtskirche. Auch die Mieter von Wohnungen am Augustinerplatz ist kein Durchkommen.

Foto: Christina Bents

In Klausen, in direkter Nähe zur Wallfahrtskirche, ist man davon derzeit weit von christlicher Nächstenliebe und Ruhe entfernt. Grund dafür sind drei Poller, die seit Mitte August die Durchfahrt zur Kirche versperren. Aufgestellt wurden sie von der neuen Besitzerin des Gebäudekomplexes. Dazu sagt Pater Albert Seul: „Es ist ein herzzerreißendes Bild, wie sich manche ältere Menschen zum Beispiel an Maria Himmelfahrt mit großer Mühe auf den Weg zur Kirche gemacht haben.“

Und auch Mieter, die in den Häusern am Augustinerplatz leben, haben keine direkte Anbindung mehr zu einer öffentlichen Straße. Einer von ihnen ist Tobias Wiens. Er sagt: „Die Mieter hier sind die Leidtragenden. Das Ganze ist völlig unnötig. Die Woche ist hier kein Verkehr, außer der von den Menschen, die hier wohnen, und am Wochenende fahren ein paar Senioren hierdurch, wenn Messe ist.“

Das sieht Peter Biesterfell ähnlich: „Für die älteren Menschen, die hier regelmäßig in die Kirche gehen, tut mir das sehr leid. Ich sehe das von meiner Terrasse aus, und das ist für viele Gehbehinderte sehr beschwerlich.“

Bisher konnten Autos bis unmittebar vor die Kirche fahren, wo Behindertenparkplätze angelegt sind. Dort ist Platz für bis zu zwölf Autos. Jetzt müssen Pilger und Gottesdienstbesucher entweder Treppen oder Steigungen zu Fuß gehen, um in die Kirche zu kommen. Pater Albert Seul: „Mir haben schon einige Menschen gesagt, dass sie nicht mehr in die Messe kommen können, wenn das so bleibt.“ Machen kann er da wenig, denn der Weg, den die Pilger bisher von der Westseite durch den Torbogen gefahren sind, gehört weder der Kirche, noch der Zivilgemeinde. Er ist Privateigentum.

Die neue Besitzerin des Gebäudekomplexes am Augustinerplatz, zu dem das ehemalige Gasthaus „Zur Post“ und das alte Pfarrhaus samt des Grundstücks gehören, ist Helma Diewald. Sie sagt: „Ich möchte die Fläche vor meinen Gebäuden gerne umgestalten, wie genau, weiß ich noch nicht. Aber das funktioniert nicht, wenn hier jeder, der zur Kirche will, durchfährt. Ich bin sehr verwundert, dass das ein Problem ist, denn es wurden Vereinbarungen getroffen.“ Darunter falle ihre Erlaubnis, dass der Weg zu Pfarrheim und Park für Gehbehinderte und den Lieferverkehr frei bleiben. „Die Kirche sagte mir, dass sie nun gegenüber dem Pfarrheim Behindertenparkplätze einrichten wolle, obwohl sie Bedenken wegen der Steigung hat.“ Weiter erklärt sie: „Die Besucher müssen nur die 60 bis 70 Meter durch den Park zurücklegen. Da müssen sie bei anderen Kirchen ganz andere Strecken zu Fuß zurücklegen.“

Dass es Treffen gegeben hat, bestreitet Pater Albert Seul nicht. Bei einem sei es um Versorgungsleitungen und ähnliches gegangen, bei dem anderen war Thema, dass der Augustinerplatz sanft vom Verkehr beruhigt werden soll. „Dabei war von einer Beschilderung die Rede, aber nicht davon, dass die Durchfahrt gesperrt werden würde. Davon haben wir erst durch eine E-Mail erfahren. Als die Poller standen, hat uns Frau Diewald die Schlüssel dafür in den Postkasten geworfen.“

Unverständlich ist beiden Seiten, dass die unübersichtliche Grundstückssituation und die Durchfahrt zur Kirche nicht schon vor langer Zeit klar geregelt worden sind. Helma Diewald gibt zu Bedenken: „Für mich stellen sich auch Haftungsfragen. Durch die Poller und die Beschilderung ist jetzt jedem klar, dass er über Privatgelände geht.“

Gedanken um Gefahren macht sich auch der Wallfahrtsrektor. „Wir haben zwar die Schlüssel, um die Poller umzuklappen, aber davor parken Mieter der angrenzenden Häuser. Wenn es schnell gehen muss, bei einem Rettungseinsatz oder bei einem Brand, ist kein Durchkommen von dieser Seite.“ Deshalb überprüft die Verbandsgemeinde jetzt die Rettungswege.

Günter Weins, Fachbereichsleiter Bauen bei der VG, sagt: „Durch die Poller könnte die Zuwegung für Feuerwehr und Rettungsfahrzeuge tangiert sein. Das lässt unser Ordnungsamt prüfen.“ Die Kirche hat inzwischen reagiert und ihr Grundstück, zudem der Eingangsbereich und die Treppe des alten Pfarrhauses gehören, mit einem Bauzaun abgesperrt, aber einen Zugang für die Mieter offengelassen.

Beide Seiten geben an, gesprächsbereit zu sein. Es wurde schon im Juni über einen Grundstückstausch gesprochen, so dass Helma Diewald ein Stück  vor dem alten Pfarrhausgelände bekommen könnte und die Kirche eine eigene Durchfahrt. Ob es zu diesem Tausch kommt, ist derzeit ungewiss, denn Helma Diewald will eine Baulast, von der sie bei ihrem Immobilienkauf nichts wusste, erst noch juristisch klären lassen. Bis dahin bleibt die Durchfahrt zur Kirche zu.

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