Ärger wegen Neubaugebiets am Fuß der Wallfahrtskirche

Klausen · Der Ortsgemeinderat Klausen sucht ein neues Baugebiet und lässt derzeit eine Fläche südwestlich der Wallfahrtskirche prüfen. Gegen den aus denkmalpflegerischer Sicht sensiblen Bereich gibt es starke Bedenken. Zudem fühlen sich mehrere Grundstückseigentümer gegen ihren Willen zum Verkauf ihrer Wiesen gedrängt.

 Rechts vom Klausenpfädchen soll das neue Baugebiet entstehen, gegen das sich Wiesenbesitzerin Klara Spang (links) und Heimatforscherin Gerda Hoffmann wehren. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Rechts vom Klausenpfädchen soll das neue Baugebiet entstehen, gegen das sich Wiesenbesitzerin Klara Spang (links) und Heimatforscherin Gerda Hoffmann wehren. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Klausen. Vom Moselcamino, dem Pilgerweg oberhalb von Klausen, schweift der Blick von der Kirche in Krames über den ansteigenden Hang zur Klausener Wallfahrtskirche hinauf. Diesen ortstypischen "Zweikirchenblick" sieht die Heimatforscherin Gerda Hoffmann in Gefahr. Ein Neubaugebiet könnte ihn zerstören. Denn da die Gemeinde seit drei Jahren kein Bauland mehr anzubieten hat, aber zweimal im Monat Anfragen bei Ortsbürgermeister Alois Meyer eingehen, plant der Ortsgemeinderat ein Baugebiet südwestlich der Wallfahrtskirche.
Derzeit keine Bürgerbefragung


Eine erste Konzeption sieht auf der Gemarkung "Diesseits der Klausenermauer", die sich an den Abtsgarten anschließt, 39 Baugrundstücke vor. Gerda Hoffman aus dem Ortsteil Krames ist fassungslos: Dadurch gehe das "unverwechselbare Orts- und Landschaftsbild von Klausen" verloren. Sie weist darauf hin, dass diese Flur von der früheren Bezirksregierung unter Schutz gestellt worden sei. Sibylle Bauer vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, die ihre Bedenken teilt, zitiert aus dem Denkmalschutzgesetz: "Gegenstand des Denkmalschutzes ist auch die Umgebung eines unbeweglichen Kulturdenkmales." Hinzu kommt der Vorwurf betroffener Grundstückseigentümer, sie fühlten sich unter Druck gesetzt und nicht ausreichend informiert. Gerda Hoffmann plädiert dafür, alle Klausener an der Entscheidung zu beteiligen.
Der Ortsbürgermeister lehnt eine Bürgerbefragung aber ab. Er verweist auf einen späteren Zeitpunkt: Bei der Offenlage könne jeder Bürger seine Bedenken vorbringen. Die Bauverwaltung der Verbandsgemeinde beurteilt die Vorgehensweise als "absolut transparent und in Bezug auf Bürgernähe nicht mehr verbesserungsfähig".
Derzeit laufen Gespräche der Gemeinde mit den Grundstückseigentümern. "80 Prozent der Fläche stehen der Gemeinde in Aussicht", bilanziert Meyer. Den Kritikern hält er entgegen: "Ein Dorf muss wachsen, sonst kann es sich bei den sterbenden Dörfern einreihen." Er fügt hinzu: "Wir erschließen nur dann, wenn die Gemeinde zu 100 Prozent Eigentümer wird." Notfalls werde ein kleineres Baugebiet ausgewiesen. Zudem schließt Meyer auch zugunsten der Eigentümer ein förmliches Umlegungsverfahren aus, bei dem Grundstücksbesitzern, die nicht verkaufen wollen, im Tausch einfach anderswo eine Fläche zugewiesen würde. Gerda Hoffman und der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz haben sich mit ihren Bedenken an Landrat Gregor Eibes gewandt. Zur Haltung der Kreisverwaltung sagt Pressesprecher Manuel Follmann: "Es obliegt nämlich der Planungshoheit der Ortsgemeinden, Baugebiete auszuweisen beziehungsweise Planungsüberlegungen zu entwickeln. Danach erst wird auf Antrag ein förmliches Verfahren eingeleitet, in dem die Planungen geprüft werden. Hieran wird unter anderem auch die Kreisverwaltung als untere Landesplanungs- und untere Denkmalschutzbehörde beteiligt. Die Kreisverwaltung wird dann prüfen, ob der Entwurf den Anforderungen des Denkmalschutzes genügt."
Eine Haltung ist bekannt: Christian Schüler-Beigang von der Landesdenkmalpflege in Mainz betrachtet ein "Neubaugebiet so nah an die historische Bebauung anschließend als sehr kritisch". Bis Sommer soll laut Meyer eine Entscheidung fallen.Extra

Der Gemeinderat Klausen hat im Juni 2012 den Grundsatzbeschluss gefasst, Bauplätze auszuweisen. Das Büro für Städteplanung BKS in Trier erhielt im Oktober 2012 den Auftrag, die infrage kommenden Bereiche als Standorte für ein Neubaugebiet zu bewerten. Auf Vorschlag des Büros legte der Gemeinderat im Februar den Bereich südwestlich der Kirche als den geeignetsten fest. Im April wurden die Eigentümer informiert. Diese machten zum Teil deutlich, dass sie ihre Flächen nicht verkaufen werden. Daher erarbeitet derzeit das beauftragte Büro eine neue Konzeption. Erst danach entscheidet der Rat, ob er ein formelles Bebauungsplanverfahren einleiten wird. In diesem wird die Öffentlichkeit zweimal beteiligt. sys

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