Ärger wegen roten Schlamms vor der Tür

Binsfeld · Schwerlasttransporte mit roter Tonerde sorgen in Binsfelder Wohnstraßen seit Jahren für Ärger. Dem Betreiber der Tongrube ist das Problem bewusst - er hätte gerne eine Direktausfahrt zur nahen B 50. Die wird aber nicht genehmigt.

 Roter Schlamm: Die Bahnhofstraße einige Stunden nach der "Reinigung" durch Tongrubenmitarbeiter.

Roter Schlamm: Die Bahnhofstraße einige Stunden nach der "Reinigung" durch Tongrubenmitarbeiter.

Foto: Friedhelm Knopp

Binsfeld. "Bei nassem Wetter der rote Schlamm vor dem Haus, an trockenen Sommertagen alles voll rotem Staub. Und das geht schon seit drei Jahren so", klagt Margret Schommer, die in der Bahnhofstraße 14 in Binsfeld wohnt. An diesem Tag sei es wieder besonders schlimm gewesen - ein Laster habe am Morgen riesige Tonklumpen verloren.
Noch gegen Mittag sind die festgefahrenen Reste zwischen Haus 14 und der gegenüberliegenden Pizzeria unübersehbar, obwohl nach einer Beschwerde des ersten Beigeordneten Werner Pitsch die Tongrubenfirma Lassman Kommandite (Lasko) das Gröbste beseitigt hatte. Zudem ist die gesamte Bahnhofstraße von den Kipplastern rot eingefärbt. Die Spur lässt sich bis zum B-50-Kreisel am Ortseingang und darüber hinaus verfolgen.
Schommer: "Gefahren wird oft von sechs bis 21 Uhr, und wenn man sich bei Lasko beschwert, ist das wie bei einem Callcenter - es wird sofortige Abhilfe versprochen, und dann passiert gar nichts." Die Anwohnerin klagt nicht allein. Es ist ein Ärgernis für alle Anwohner der Straße. Schommers Nachbar, der Apotheker Holger Hueckstaedt, sagt: "Der Dreck zieht sich bis auf meinen Apothekenparkplatz. Ich weiß, dass andere Lehmgruben eigene Kehrmaschinen einsetzen und die LKW vor Verlassen des Geländes durch ein Reinigungsbad rollen lassen. Nicht aber bei Lasko." Außerdem werde die Straße durch den dauernden Schwerverkehr ruiniert. Und: "Dann dürfen wir als Anlieger wieder den Hauptteil an den Sanierungskosten tragen."
Binsfelds Beigeordneter Pitsch ist inzwischen "Telefon-Dauerkunde" bei Lasko-Geschäftsführer Holger Stahlhofen, der meist vom Firmenstammsitz im Westerwälder Wirges aus agiert. Auch Pitsch meint, dass von Lasko zu viel versprochen und zu wenig gehalten werde. Er räumt aber auch ein: "Wir haben in Binsfeld nichts gegen die Tongrube, aber der Abtransport des Materials muss langfristig anders geregelt werden." An diesem Morgen hat Pitsch wieder in Wirges angerufen, woraufhin Lasko drei Mann mit Schaufeln und einem Radlader auf die Bahnhofstraße schickte. "Das war gar nicht unser Laster, der die Klumpen am Morgen verloren hat, der kam von einer Baustelle in unserer Nachbarschaft", erklärt auf Anfrage Geschäftsführer Stahlhofen in Wirges. "Aber bevor wir wieder eine große Diskussion mit den Anliegern beginnen", so Stahlhofen, "machen wir lieber den Dreck von Anderen weg." Er fügt hinzu: "Anfang der Woche war ich in Binsfeld, da sah der ganze Ort nach der Maisernte einiger Landwirte wie Sau aus." Die Bauern hätten dann auf seinen Hinweis hin die Wittlicher Fachfirma Daus mit einer Kehrmaschine kommen lassen." Stahlhofen: "Ich wusste, dass nach dieser Sache noch Ärger folgen würde. Schuld ist dann immer die Firma. Lasko Tonabbau sei unvermeidlich mit Verschmutzung verbunden. Aber die wolle Lasko so gering wie möglich halten. Stahlhofen: "Durchfahrwannen für LKW funktionieren in Kiesgruben, aber bei Tonerde machen sie alles nur noch schlimmer. Ab sofort werden die Fahrzeugreifen vor der Ausfahrt mit Dampfstrahl gereinigt."
Eine Lösung sieht Stahlhofen - wie auch Beigeordneter Pitsch - nur in einer eigenen Ausfahrt zur B 50, die seine Firma schon längst beantragt hat. "Aber dafür", so Stahlhofen, "erhalten wir mit Hinweis auf behördliche Vorschriften keine Genehmigung."Meinung

Tagebau in der Sackgasse
Eine rote Spur zieht sich durch Binsfeld. Der Tontagebau am Ortsrand wird mit behördlicher Genehmigung betrieben. Nur scheinen die Genehmiger nicht bedacht zu haben, wie die Bergbaugesellschaft ihr Produkt sozialverträglich abtransportieren soll. Der direkte Anschluss an die B 50 wird der Grube derzeit verwehrt. Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) schiebt dem Betreiber den schwarzen Peter zu (siehe Extra). Scheut die Tagebaufirma die Kosten für einen verkehrssicheren Anschluss an die B 50? Oder errichtet der LBM zu hohe Hürden im Namen der Verkehrssicherheit? Das Nachsehen bei diesem Pingpong zwischen LBM und den Tonabbauern haben die Anlieger in Binsfeld, denen die rote Soße seit Jahren um die Ohren fliegt. mosel@volksfreund.deExtra

Der Tongrubenbetreiber verweist auf die fehlende Genehmigung für einen Direktanschluss an die B 50. Anders sieht dies auf TV-Anfrage der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Trier. Deren Sprecher Klaus Wagner: "Die Firma Lasko hat zwei wasserrechtliche Erlaubnisse für den Tonabbau, in denen auch die Zufahrten geregelt sind: Erschließung über L 39 (Bahnhofstraße) durch Binsfeld und Erschließung über B-50-Landstraße. Bereits 2010 gab es zwischen LBM und Lasko Kontakte wegen einer neuen Erschließung zur B 50 in Höhe des Winterdienststützpunktes, um die Ortslage Binsfeld zu entlasten." Lasko habe ein Ingenieurbüro mit der Planung beauftragt. Pläne seien aber nicht vorgelegt worden - seitdem gebe es keinen Kontakt mehr. Es sei auch kein Antrag gestellt worden. Wagner: "Eine Verlagerung des Tongrubenverkehrs auf die bereits genehmigte Zufahrt zur B 50 ist im Interesse der Verkehrssicherheit derzeit nicht vertretbar." Dazu müsste die Einmündung auf die Bundesstraße erst ausgebaut werden. f.k.

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