Alarm während der Frühmesse

Die 100-jährige Geschichte der Berglichter Feuerwehr haben die Ehrenmitglieder Alfred Eberhard (61) und Raimund Resch (69) zu einem Großteil mitgestaltet. Die beiden engagieren sich seit mehr als vier Jahrzehnten für die Wehr.

Berglicht. (urs) Die schlimmsten Einsätze der Freiwilligen Feuerwehr Berglicht liegen glücklicherweise schon länger zurück. So waren einem Brand in den 1960er Jahren zwei Häuser zum Opfer gefallen, ein drittes wurde in Mitleidenschaft gezogen. Nur vier Tage später wurde die Wehr erneut alarmiert, um den Brand eines unbewohnten Hauses zu löschen.

Den erneuten Alarm während der Frühmesse habe mancher erst kaum glauben können, erinnert sich Alfred Eberhard, von 1972 bis 1992 Wehrführer. Doch ein Gutes hatte der mehrmalige Einsatz: Wenig später erhielt Berglicht eine leistungsfähigere Löschpumpe. Dass diese bis zum 1993er Hochwassereinsatz Dienst tat, beweist den sorgsamen Umgang mit der Ausstattung, zu der auch ein Feuerwehrhelm, Sturmleuchte und Horn aus dem Feuerwehr-Gründungsjahr 1908 zählen.

All dies ist im seit 1929 geführten "Protokollbuch" der Wehr dokumentiert. Für die jüngere Geschichte müssen Eberhard und Raimund Resch, viele Jahre Stellvertretender Wehrführer und Kassenwart, aber in keiner Chronik nachschlagen. Die Ehrenmitglieder sind nämlich seit Mitte der 60er Jahre selbst aktiv und immer da, wenn sie gebraucht werden.

Allerdings gilt das nicht nur für heikle Einsätze, sondern auch in Sachen Dorfgemeinschaft. Denn der Wehr ist es etwa auch zu danken, dass in den 70er Jahren die "Lichter Kirmes" wieder eingeführt wurde. Also nicht die "Berger Kirmes" der beiden längst verschmolzenen, aber nicht immer innig verbundenen Ortsteile.

Ebenso geht die Geburtstunde des Vatertagfestes auf die Initiative der auch beim Karnevalsumzug aktiven Feuerwehr zurück. Bis in die 70er Jahre sorgte zudem eine eigene Theatergruppe für Stimmung beim jährlichen Familienabend. "Sobald das Theaterstück vorbei war, wurde die Bühne abgebaut - und dann war Tanzmusik", denkt Resch gern an diese Zeit.

Der Familienabend sei so beliebt gewesen, dass es zeitweise Kontrollen gegeben habe, damit sich keine Unbefugten reinmogelten. Besonders Clevere seien sogar kurz zuvor für wenige Wochen der Wehr beigetreten. Den echten Aktiven verlangten die Familienabende indes äußerste Disziplin ab. Vor allem den jüngeren Männern, die in aller Regel am nächsten Morgen als Messdiener eingeteilt waren.

Den Stress machten besondere Ereignisse wett. So etwa ein Kreisfeuerwehr-Wandertag mit rund 1000 Gästen oder der Kreisfeuerwehrfestumzug mit mehr als 20 Wehren. Seit 1973 nimmt die Wehr zudem an Wettkämpfen teil.

Besonders rührig war sie 1975. Mit Hilfe der Frauengemeinschaft errichtete sie die Marienkapelle neu und lud erstmals zum Verbandsgemeindefeuerwehrfest ein und zur ersten Weihnachtsfeier. Diese fand in der verlassenen Schule statt, in die wenig später der Kindergarten einzog und die Feuerwehr, die nur vorübergehend bleiben sollte. Bis zum Umzug in die eigenen vier Wände im Dorfgemeinschaftshaus sollten jedoch noch mehr als 30 Jahre vergehen.

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