Alle Jungs tanzen nach ihrer Pfeife

Wittlich · Ab dem 11.11., wenn die närrische Zeit offiziell beginnt, herrscht für Natalie Vinzenz grundsätzlich der Ausnahmezustand. Für sie ist Karneval nicht nur Hobby, sondern Leidenschaft. In diesem Jahr hat sie zum 16. Mal das Wittlicher Männerballett trainiert.

Wittlich. Das Lampenfieber gehört dazu bei den Akteuren der Wittlicher Kappensitzung. "Die Jungs dürfen vor dem Auftritt aber nur Bier trinken", sagt die Trainerin des Wittlicher Männerballetts, Natalie Vinzenz. "Aber ich bin so aufgeregt, dass ich manchmal doch einen Schnaps brauche." Denn obwohl bei den Auftritten der Jungs auf der Bühne der Narrenzunft gute Laune garantiert ist, steckt doch viel Arbeit und Vorbereitung in der Show. Sobald das Männerballett auf der Bühne stehe, könne sie nicht mehr eingreifen. Ob der Auftritt gelingt, hängt nicht nur von den richtigen Schritten ab. "Ich lege viel Wert auf Gestik und Mimik, das ist das I-Tüpfelchen."
Wandlungsfähige Truppe


Natürlich tragen auch die Kostüme viel zum Gelingen bei. Ob nur mit Windeln bekleidet, als alte Frauen, Teletubbies, im hautengen Aerobic-Dress, in Arbeitshose oder wie in diesem Jahr als Bayern mit Dirndl und Lederhosen, die Truppe ist äußerst wandlungsfähig. Nach einem gemeinsamen Brainstorming im Herbst wird jedes Jahr das Thema festgelegt. Choreographie und Kostüme sind dann Sache von Natalie Vinzenz. Dabei legt die 37-Jährige Wert auf Qualität. "Das darf nicht billig rüberkommen." So tragen die Männer in diesem Jahr auch keine nachgemachten Lederhosen aus dem Karnevalsbedarf sondern echt krachlederne.
Und wie sieht es aus mit Haare und Bäuchen? "Die Jungs wissen, dass ich sie nicht peinlich auf die Bühne bringe", sagt Vinzenz. Und rasieren muss sich auch keiner. Die haarigen Beine können von Strumpfhosen bedeckt werden und auch Bärte dürfen bleiben. "Es soll ja Spaß machen." Und Spaß hat Natalie Vinzenz mit ihrer Truppe auf jeden Fall. Zwar seien die Männer mitunter fast schwieriger zu bändigen als Kindergartenkinder, erzählt sie lachend. Aber als ausgebildete Pädagogin und Leiterin einer Kita klappt es eben auch mit dem Männerballett. Vor 16 Jahren stieß Natalie Vinzenz als Trainerin dazu. Damals tanzte sie als Gardemädchen in Dreis und sollte den Herren zeigen, wie ein Funkenmariechen tanzt. Mittlerweile ist die Gruppe so gut zusammengewachsen, dass sie auch im Sommer gemeinsam grillen oder andere Unternehmungen starten.
Natalie Vinzenz hat selber 20 Jahre lang in Dreis in der Garde getanzt. Schon ihre Eltern sind begeisterte Narren. "Mir wurde der Karneval schon in die Wiege gelegt", sagt Vinzenz. Deshalb käme für die gebürtige Wittlicherin neben ihrer Heimatstadt auch nur Köln, wo sie eine Ausbildung zur Tanzpädagogin gemacht hat, als Wohnort infrage.
Als Karnevalistin beschäftigt sie sich sogar über die Session hinweg mit dem Thema. Ständig halte sie Ausschau nach Anregungen für Themen und Kostüme. Was ist an dem Gerücht dran, dass Karnevalisten nur während der Fastnacht Spaß haben? Nichts, denn: "Ich bin das ganze Jahr gut drauf."
Extra

Weitere Auftritte hat das Männerballett bei den Kappensitzungen der Narrenzunft Wittlich, am 1., 2. und 9. Februar im Jugendheim St. Bernhard. Noch mehr maskuline Tanztruppen gibt es am Freitag, 1. Februar, beim Männerballettfestival in Arenrath zu sehen. noj

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