Alle wollen ein Kino für Wittlich - Hoffnung auf ein Happy-End

Wittlich · Auf der Dauersuche nach einer verlorenen Institution fehlt vor allem eins: ein Investor mit Geld. Aber es gibt Hoffnung auf ein Happy-End.

 Goodbye, Kintim! Hier gab's Filme, Eiskonfekt, Händchenhalten und Clubkino. Auch das Rauchen war erlaubt! TV-Foto/Archiv: Klaus Kimmling

Goodbye, Kintim! Hier gab's Filme, Eiskonfekt, Händchenhalten und Clubkino. Auch das Rauchen war erlaubt! TV-Foto/Archiv: Klaus Kimmling

Foto: kimmling klaus ("m_wil" )

Es ist verflixt: Bernkastel-Kues hat's, Daun, Bitburg und Trier haben's sowieso: Einen Ort, der sich Kino nennt. Wittlich hat Veranstaltungen vom Winter-Kino im Casino übers Kino in der Kirche bis zum Kino Open Air im Stadtpark. Aber perdu ist, was viele vermissen: Nicht nur das 1913 eröffnete erste Kino mit 600 Sitzplätzen im Saal des ehemaligen Hotel Kaiserhofs. Später das Lichtspielhaus in der Schlossstraße, das dann "Kintim" hieß und 2010 die letzte Vorstellung gab. Seitdem ist die Trauer groß, die Erinnerung großartig.

"Wittlicher Kino. Möchte jemand Eis, Cola, Limo oder Bier. Das Ganze im umfunktionierten Kinderwagen verkauft. Herrlich und unvergessen!" schreibt Elmar Lauterborn auf der Facebookseite der Wittlicher TV-Redaktion. Lothar Mittler ergänzt: "Das war die Frau Schneider, und ihr Mann war der Filmvorführer. Herrlich diese Zeiten." Sebastian Bohr war gar "mit meiner ersten großen Liebe dort... Der Saal war leer, wir hatten das Kino für uns alleine... war sehr lustig geworden."
Und immer ist die Trauer groß darüber, dass es kein Kino mehr gibt. Viele sehen die Stadtpolitik in der Verantwortung und übersehen, dass ein Kino eine Art Firma ist, in die man erst einmal richtig viel Geld stecken sprich investieren müsste, bei "Unternehmerrisiko". Und es gibt auch deutliche Worte an die, die auf Facebook öffentlich trauern: "Lächerlich. Wittlich hatte mal ein Kino. Nur leider seid ihr nicht hingegangen."

Stimmt. Der letzte Kintim-Pächter Martin Scheid hatte nüchterne Zahlen: Vonehemals 60 000 Besuchern im Jahr blieben 24 000. Und seither haben sich die Ansprüche auch gewandelt: Es muss der neueste Film sein, am besten 3D-Technik plus hippe Verpflegung und das zu kleinem Preis. Und selbst dann könnte eintreten, was einmal Hermann Lewen, Kenner des kommunalen Kinos in Bernkastel-Kues, gesagt hat: "Es ist wie beim ÖPNV: Alle wollen Busse, keiner fährt mit." Man müsse sich in Wittlich fragen, wie viele Menschen denn konsequent ein Mal im Monat in ein Kino vor Ort gehen würden.
Es gibt andere Zahlen, etwa vom Winterkino im Casino, das der Verein Stadtmarketing Wittlich seit fünf Jahren bietet mit fünf Veranstaltungen bei 110 Plätzen und sehr guten Noten vom Publikum. Karsten Mathar sagt: " Wir haben 96 Prozent Auslastung und schießen aber 1000 Euro zu.

In diesem Jahr werden wir den Preis um einen Euro erhöhen." Er organisiert für den Verein auch das Kino Open Air im Stadtpark, das ab 29. Juni bis 2. Juli nun zum 15. Mal stattfindet. Karsten Mathar: "Das ist natürlich wetterabhängig. Im schlechtesten Jahr hatten wir 506 Besucher und 2600 war das Maximum. Wie kalkulieren mit einem Defizit von 3000 Euro, aber ab 2000 Besucher geht die Rechnung auf. Draufgelegt haben wir drei Mal." Und wo könnte das künftige Cinema stehen? Karsten Mathar: "Wenn man einfach wünschen könnte, wäre das Areal, wo jetzt noch die Post ihr Lager hat, optimal. An den Schulen und mit vielen Parkplätzen. Ideal wäre auch ein Mehrwert, etwa mit einer Bühne. Seit dem Wegfall des Kolpinghauses fehlt uns ein Veranstaltungssaal etwa für Kleinkunst."

Und wie steht's aktuell tatsächlich? Fachbereichsleiter Rainer Wener sagt auf TV-Nachfrage: "Die Stadtverwaltung Wittlich steht seit längerer Zeit mit zwei verschiedenen Personen in Kontakt, die beide jeweils ein Kino in Wittlich betreiben würden. Die potenziellen Betreiber haben auch bereits die Rentierlichkeit gutachterlich feststellen lassen. Beide Interessenten haben langjährige Erfahrungen im Kinobetrieb und die Potenziale in Wittlich und Umgebung erkannt." Und wie genau könnte das Projekt aussehen? Wener: "Interessant wäre ein Kino mit mindestens drei bis vier Sälen, idealerweise kombiniert mit einer weiteren Freizeiteinrichtung, wie beispielsweise einer Bowlingbahn. Der Standort sollte möglichst zentrumsnah sein, damit auch der Einzelhandel und die Gastronomie in der Innenstadt davon profitieren können."

Denn immerhin gilt das Wittlicher Wunschprojekt als wichtig für die Stadt. So sagt Rainer Wener abschließend: "Aus Sicht der Wirtschaftsförderung wäre ein Kino für die Stadt Wittlich von großer Bedeutung, auch um das Freizeitangebot für alle Altersklassen zu erhöhen. Die Ansiedlung eines Kinos und einer Bowlingbahn sind auch im Innenstadtentwicklungskonzept als Maßnahme definiert."
Bei einer nicht repräsentativen online-Umfrage auf der Facebookseite der TV- Redaktion Wittlich mit mehreren Hundert Teilnehmern liegen die Befürworter für ein Kino klar vorn.
Dort kann man das Thema kommentieren, oder mailen Sie bitte Ihre Meinung an mosel@volksfreund.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort