Aller guten Dinge sind drei - Reil braucht neues Konzept für Weinfest

Reil · Das Reiler Weinfest steht nach 2009 und 2013 erneut auf der Kippe. Jetzt will eine sechsköpfige Gruppe ein Konzept erarbeiten, um die mehr als 60-jährige Tradition im Dorf am Leben zu erhalten.

 Pfalzgraf und Teufel (rechts) sind Symbole des Reiler Weinfests, und natürlich gehören auch die Weinmajestäten dazu. Ohne Fest ginge ein Stück Kultur verloren. Tv-Foto/Archiv: Winfried Simon

Pfalzgraf und Teufel (rechts) sind Symbole des Reiler Weinfests, und natürlich gehören auch die Weinmajestäten dazu. Ohne Fest ginge ein Stück Kultur verloren. Tv-Foto/Archiv: Winfried Simon

Foto: Winfried Simon (sim) ("TV-Upload Simon"

Reil In einem waren sich die 30 Vereinsvertreter, Winzer und Reiler Bürger einig: So wie das Weinfest in den vergangenen Jahren veranstaltet wurde, soll und kann es nicht weitergehen. "Ich finde den jetzigen Standort unterirdisch", sagte zum Beispiel Dagmar Barzen. "Wer wolle schon auf einem Parkplatz unterhalb der Turnhalle abseits einer Moselpromenade, um die Reil von anderen Orten beneidet werde, feiern?", fragte die 53-Jährige — und fachte damit eine lebhafte Diskussion an.

Der Umzug zur Turnhalle vor mehr als einem Vierteljahrhundert habe praktische Gründe gehabt, erläuterte Ortsbürgermeister Artur Greis: Alle Anschlüsse und Toiletten seien dort vorhanden.
Eine Fortführung des Weinfestes an einem anderen Standort scheint aber trotz größeren Aufwands vorstellbar. Vor allem mit neuem Konzept, neuen Ideen und damit mit neuer Motivation. Denn daran mangelte es in den vergangenen Jahren. "Es wurde immer schwieriger, die Dienste zu besetzen", erklärte Greis, der auch auf den Einwohnerrückgang aufmerksam machte: Reil ist seit der Jahrtausendwende von 1350 auf 1050 Einwohner geschrumpft. Helfen würden oft immer die gleichen Leute, so ein Einwand.

"Ich könnte mich für fünf Vereine für den Standdienst eintragen lassen", sagte ein Reiler Bürger. Aus den Reihen der Winzer wurde zu bedenken gegeben, dass es während der Ferien praktisch unmöglich sei, sich ehrenamtlich zu engagieren. Man sei mit Weinbau und der Beherbergung und Bewirtung von Gästen zeitlich voll ausgelastet.
Aber: Gerade wegen der Urlauber müsse man weitermachen, appellierte eine andere Winzerin: "Ich habe viele Anfragen von Menschen, die sich erkundigen: Wann ist denn ein Fest bei euch?"

Einwänden und Skepsis zum Trotz, zeigte sich Bürgermeister Greis zuversichtlich, dass es weitergeht mit dem Fest in Reil. Denn: 2009 und 2013 habe das Weinfest schon einmal auf der Kippe gestanden; die Tradition wurde jedoch weitergeführt, obwohl damals nur halb so viele Bürger bei einer ähnlichen Versammlung Interesse gezeigt hätten. Ob man nun den Standort wechselt, das gastronomische Angebot verbessert, auf das Festzelt verzichtet oder einen Herbstmarkt mit Kunsthandwerk ins Weinfest integriert: Ideen gab es bei der Versammlung einige.

Und es sollen noch mehr kommen: "Einfach mal Ideen sammeln", forderte Harald Steffens alle Reiler auf, sich zu melden. Der Winzer, Elke Schnabel, Dagmar Barzen, Alex Arns sowie Sandra und Peter Barzen wollen im kleineren Kreis ein neues Weinfestkonzept erarbeiten. "Vonseiten der Gemeinde werden wir bereit sein, zu unterstützen, egal wie und wo, Hauptsache es wird eine erfolgreiche Veranstaltung", versprach Artur Greis. 5500 Euro habe der Ort zuletzt in die zwischen 10 000 und 12 000 Euro teure Veranstaltung investiert. Und auch im aktuellen Haushalt gebe es einen Posten für die Unterstützung des Weinfests.KommentarMeinung

Unbezahlbar
Die Organisation eines Festes kostet viel Zeit und Engagement. Aber das ist es wert: Denn der ideelle Gegenwert ist unbezahlbar. Für die Bewohner, für die Gemeinschaft, für den Zusammenhalt. Wer will schon in einem Dorf leben, das sein Innenleben verloren hat? Gerade die Gemeinschaft ist es doch, die ländliche Gemeinden ausmacht. Und diese Gemeinschaft wird durch Feste, Vereine und Engagement gestärkt. Petra Willems p.willems@volksfreund.deDAS GROßE FESTZELT HAT SELTENHEITSWERT

Extra

Aller guten Dinge sind drei - Reil braucht neues Konzept für Weinfest
Foto: privat (m_mo )

(cb) Weinfest im großen Zelt: Das war in vielen Moselorten lange Zeit der Höhepunkt im Jahreskalender. Doch es gab einen tiefen Einschnitt. Große Zelte gibt es an der Mittelmosel nur noch in Rachtig, Zeltingen, Mülheim und Ürzig. Der logistische und finanzielle Aufwand ist vielen Veranstaltern zu hoch. Auch die helfenden Hände vor Ort werden weniger. Zudem hat Zahl der kleinen Feste ständig zugenommen. Es gibt ein Gegenbeispiel: Die Verbindung von Wein und Motorrädern der Marke Harley Davidson hat Ürzig zu einem Höhenflug verholfen. Ohne die Harleys würde das Fest auch nur in kleinerem Rahmen laufen, gibt Ortsbürgermeister Arno Simon zu. Seit 18 Jahren werde aber "Wein und Harley" immer größer. "Wir bräuchten ein größeres Zelt, haben aber keinen Platz", sagt Simon. Von dem Fest mit bis zu 10 000 Übernachtungen profitiere nicht nur Ürzig.

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